Wirtschaftspolitik

Wirtschaftspolitik

Stand: März 2011

Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftslage 

Seit Beginn der 90er Jahre hat Kolumbien konsequent eine Wirtschaftspolitik verfolgt, die sich an marktwirtschaftlichen Grundsätzen orientiert, eine Liberalisierung der Wirtschaftsbeziehungen betrieben, protektionistische Tendenzen eine Absage erteilt hat und aktiv bemüht ist, ausländische Investitionen ins Land zu holen.

Das Bruttoinlandsprodukt Kolumbiens betrug 2010 ca 268 Mrd. USD.

Kolumbiens Wirtschaft wuchs zwischen 2004 und 2007 durchschnittlich um 6,2%, 2007 sogar um 7,5%. Im Zuge der internationalen Wirtschaftskrise sank das Wachstum 2008 auf 2,5, im Jahre 2009 auf 0,4 %. 2010 konnte sich die kolumbianische Wirtschaft wieder erholen und ein kräftiges Wachstum von 4,4 % erreichen. Insgesamt ist Kolumbien auch im regionalen Vergleich gut durch die Krise gekommen. Dies gilt insbesondere für die kolumbianische Finanzwirtschaft. Einbußen mussten aufgrund des Rückgangs der Exporteinnahmen und ausländischer Direktinvestitionen hingegen die Industrieproduktion hinnehmen.

Motoren der Wirtschaft waren die Inlandsnachfrage und die hohen ausländischen Direktinvestitionen (laut Zentralbank knapp 9,5 Mrd. USD im Jahre 2010). Über mehrere Jahre hinweg belebten überdies steigende Rohstoffpreise das Wachstum. Starke Zuwächse verzeichneten die Industrieproduktion, der Bausektor, Transport und Telekommunikation, Handel und Tourismus.

Mittelfristig benötigt Kolumbien als Schwellenland mit nach wie vor großen sozialen Verwerfungen Wachstumsraten von wenigstens 5 %, um eine nachhaltige soziale Entwicklung zu gewährleisten. Infolge der vorübergehenden Konjunkturabkühlung stieg nicht nur die Arbeitslosigkeit (aktuell 11,8 %), auch die ohnehin sehr hohe Zahl der im informellen Sektor Beschäftigten (über 50%) sowie die Unterbeschäftigung (2009 ca. 35%) nahmen wieder zu. Das Defizit des Gesamthaushaltes verringerte sich 2010 auf 3,9 % des BIP.

Der IWF geht davon aus, dass Kolumbien gut gerüstet ist, um externe Schocks abzufangen. Nach mehreren Jahren starken Wachstums und solider Wirtschafts- und Fiskalpolitik verfüge das Land nicht nur über stabile öffentliche Finanzen. Laut IWF hat es v.a. einen gesunden Privatsektor; die meisten Unternehmen seien ausreichend mit Eigenkapital ausgestattet, verfügten über genügend Liquidität und seien dank Produktivitätssteigerungen in den vergangenen Jahren profitabler geworden.

Die Regierung verfolgt – gemessen an den großangelegten Konjunkturbelebungsprogrammen anderer Länder in der Region – eine „Politik der ruhigen Hand“. Bisher beschränkte sie sich im wesentlichen auf Maßnahmen zur Anziehung ausländischen Kapitals sowie Kredite zur Unterstützung exportorientierter Branchen und zur Belebung der Inlandsnachfrage. Die neue Regierung Santos hat verstärkte öffentliche Investitionen insbesondere im Infrastrukturbereich angekündigt. Die Regierung setzt v.a. auf die Diversifizierung der Exportmärkte und die konjunkturbelebende Wirkung ehrgeiziger Infrastrukturprojekte (hierfür waren etwa im Haushalt 2009 3,3 Mrd. Euro vorgesehen; insgesamt sollen in den kommenden Jahren 50 Mrd. USD öffentliche und private Mittel investiert werden). Die Zentralbank hat ihrerseits den Leitzins auf 3,52% gesenkt.

Die Inflationsrate erreichte 2010 einen auch im regionalen Vergleich niedrigen Wert von 3,17 %. Damit erreicht die Inflationsrate den niedrigsten Wert seit 50 Jahren.

Wichtige Wirtschaftszweige

Wichtige Wirtschaftszweige sind Landwirtschaft und Industrie, Öl- und Erdgasförderung sowie Bergbau, ferner Finanzwesen und Versicherungen, Handel und Gastgewerbe, Transport und Nachrichtenwesen sowie sonstige Dienstleistungen. In der relativen Gewichtung haben in den vergangenen Jahren v.a. Industrie, Öl- und Erdgasförderung sowie Bergbau stark an Gewicht gewonnen.

Außenhandel

Die Ausfuhren Kolumbiens betrugen 2010 39,82 Mrd. USD, die Einfuhren 40,683 Mrd. USD. Sowohl Ex- wie Import nahmen 2010 damit deutlich zu (21,2 bzw. 23,7 %)

Die Ausfuhren sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Der Anteil der Exporteinnahmen am Bruttoinlandsprodukt dürfte bei knapp 30% liegen. Wichtigste Ausfuhrgüter Kolumbiens sind Erdöl, Steinkohle, Kaffee, Schnittblumen, Bananen, Nickel, Lebensmittel, Textilien, chemische Produkte, Kunststoffprodukte, Fahrzeuge und Fahrzeugteile sowie Metallerzeugnisse, Gold und Edelsteine. Wichtigste Einfuhrgüter sind Maschinen, Kraftfahrzeuge, Telekommunikationsausrüstung und elektrische Geräte, chemische Produkte, Eisen- und Stahlprodukte sowie Kunststoffe und landwirtschaftliche Produkte.

Bedeutendster Handelspartner sind traditionell die USA (rd. 35%), gefolgt von der EU (rd. 13%). Der Handel mit China (2009 noch 6,6%) ist im vergangenen Jahr weiter kräftig gestiegen: die Importe verzeichneten eine Zunahme von 47,4 %, die Exporte sogar um 107,1 %. Damit ist China inzwischen zweitwichtigster bilateraler Exportmarkt nach den USA. Weitere wichtige Partner sind die Länder des Mercosur (5,9 %) und der Andengemeinschaft (5,8%). Bis 2008 war Venezuela der drittwichtigste Handelspartner und der zweitwichtigste Exportmarkt Kolumbiens, hat diese Rolle inzwischen aber infolge politisch motivierter, einseitiger handelsbeschränkender Maßnahmen, die Venezuela eingeführt hat, verloren. Deutschland ist innerhalb der EU der wichtigste Handelspartner Kolumbiens (Exporte nach Deutschland 2009 lt. kol. Statistik: 818 Mrd. Euro; Importe aus Deutschland 2009 875 Mrd. Euro).

Die 2004 begonnenen Verhandlungen über ein bilaterales Freihandelsabkommen mit den USA wurden am 27. Februar 2006 abgeschlossen. Die Ratifizierung durch den US-Kongress steht nach wie vor aus. Bislang hatte Kolumbien Zollvergünstigungen im Rahmen des US-Andean Trade Preference and Drug Erradication Act genossen, die aber am 15.2.2011 ausgelaufen sind.

Kolumbien bemüht sich, den Handel mit Ländern in der Region mittels Freihandelsvereinbarungen zu liberalisieren. Mit Mexiko besteht bereits seit 1995 ein Freihandelsabkommen. Die Andengemeinschaft, deren Mitglied Kolumbien ist, hat 2005 ein Freihandelsabkommen mit Mercosur abgeschlossen. Kolumbien strebt Freihandelsvereinbarungen auch mit den wichtigsten asiatischen Handels- und Industrienationen China, Japan, Südkorea und Indien an.

Nachdem die Verhandlungen der Andengemeinschaft mit der EU über ein Assoziationsabkommen wegen Differenzen innerhalb der Andengemeinschaft zum Stillstand gekommen sind, verhandelte  Kolumbien gemeinsam mit Peru seit Februar 2009 mit der EU über ein Freihandelsabkommen. Die technischen Verhandlungen wurden im März 2010 abgeschlossen. Damit steht nunmehr die Befassung durch das kolumbianische bzw. das Europäische Parlament an.

Mitgliedschaft in regionalen und internationalen Wirtschaftsorganisationen

Kolumbien ist Mitglied in den regionalen Wirtschaftsgemeinschaften ALADI und der Andengemeinschaft (CAN). Kolumbien ist außerdem Mitglied der Weltbank, der WTO, der IDB und des IWF. Mit der OECD unterhält Kolumbien Arbeitsbeziehungen und strebt die Vollmitgliedschaft an.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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