Wirtschaftspolitik

Wirtschaftspolitik

Stand: März 2011

Wirtschaftliche Grundbedingungen

Panama, eine Marktwirtschaft mit verfassungsmäßig garantierten Eigentumsrechten, verfügt über wichtige Vorteile, u.a. privilegierte geographische Lage, modernes Finanzzentrum, Anbindung an den Dollar, geringe Inflation, gute Flugverbindungen, Häfen auf beiden Seiten des Landes, die wichtigste Freihandelszone des Kontinents und den Panamakanal.

Als natürliches Bindeglied zwischen den beiden amerikanischen Subkontinenten und zwischen Atlantik und Pazifik (Panamakanal) ist Panama in erster Linie Transitland. Dementsprechend stark ausgeprägt ist der Dienstleistungssektor (Handels-, Finanz- und Transportwesen), der mit fast 80 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) und zum Gesamtexport beiträgt.

Zwischen März und Juni 2010 haben die Rating-Agenturen Fitch Ratings, Standard & Poor’s und Moody’s Panama als Investitionsstandort qualifiziert (als eines von 5 Ländern Lateinamerikas mit dieser Einstufung). Mit dem im Dezember 2009 verabschiedeten nationalen Investitionsplan für den Infrastrukturausbau, der für die bis Mitte 2014 laufende Regierungsperiode 14 Milliarden US-Dollar (zusätzlich zur Kanalerweiterung) vorsieht, findet das Land zunehmend Aufmerksamkeit bei ausländischen Anbietern.


Aktuelle Wirtschaftslage

Das Wachstum des BIP nimmt seit Mitte 2002 stetig zu, im Jahr 2008 wurde ein Wert von 9,2 Prozent erreicht. Auch in der Wirtschaftskrise 2009 blieb das Wachstum mit 3,2% positiv, für 2010 vermeldet die Regierung 7%, für 2011 erwartet sie 9-10%.

Die offizielle Arbeitslosenquote ging im Jahresvergleich von 8,2 % auf (2010) 6,5% zurück. 41% der Arbeitskräfte sind im informellen Sektor tätig, der Anteil ausländischer Beschäftigung steigt zum Ausgleich des in manchen Branchen spürbaren Arbeitskräftemangels. Der Mindestlohn wurde Ende 2009 erhöht und neu nach Regionen und Branchen gestaffelt. Er beträgt jetzt zwischen 350 und 420 US-Dollar, was einen Anstieg zwischen 10 und 30 Prozent bedeutet.

Die wirtschaftsorientierte Regierung Martinelli betreibt eine forcierte Politik der Investitionsförderung und des Infrastrukturausbaus in den Bereichen Logistik – zunehmend kombiniert mit industrieller Veredelung, Finanzdienstleistungen, Tourismus (7,8 Prozent Zunahme in 2010) und Agrarausfuhren, zuletzt auch Gold- und vor allem Kupferbergbau. Diese Politik hat, auch mit gesetzgeberischen – anschließend zurückgenommenen – Eingriffen in das Arbeitsrecht verschiedentlich zu Protesten und auch gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt, die bisher regelmäßig auf dem Verhandlungswege beigelegt wurden.

Die Erweiterungsarbeiten für den Panama-Kanal (Ausbaggerung und Begradigung der Schifffahrtsroute, Neubau eines dritten Schleusensets) verlaufen planmäßig und sollen 2014 abgeschlossen sein. Mit der Erweiterung wird die Passage von Großschiffen der Post-Panamax-Klasse mit bis zu 12.600 Norm-Containern (TEU) möglich, dies bedeutet eine Verdreifachung der Kapazität.

Große Bauprojekte betreffen u.a. den Ausbau der Häfen, zahlreiche Straßenbaumaßnahmen, zwei neue Kanalquerungen, weiterer Flughafenausbau in Panama, den Flughafenneubau im Landesinneren (Río Hato) und in Colón nebst Ertüchtigung in Santiago de Veraguas und Davíd, die Metro und das Metrobusprojekt Panama, den Elektrizitätsverbund mit Zentralamerika und Kolumbien (600 km), Slumsanierung in Panama-Stadt und Colón, ein neues Zentralklinikum und neue Polikliniken, eine neue „Regierungsstadt“ und an der Küstenautobahn der Hauptstadt auf dem Gelände der früheren US-Botschaft als neues Wahrzeichen die „Torre financiera“ (Finanz-Hochhaus) (zu Ausschreibungen s. www.panamacompra.gob.pa oder die Web-Seiten der Kanalbehörde ACP, , www.pancanal.com.

Unter Federführung des Ministeriums für Handel und Industrien existieren im wesentlichen 4 große Investitionsförderungsprogramme: die Freizone Colón (ZLC), die Wissensstadt (Ciudad del Saber) nahe der Hauptstadt, die Sonderwirtschaftszone AEP (Área económico especial Panamá-Pacífico) und die Gesetzgebung für Sitze multinationaler Unternehmen (SEM). Die für Export-Förderzonen (dezentral, auch auf Unternehmensebene) gewährten Vergünstigungen sollen – WHO-Forderungen folgend – aufgehoben werden, bisher gegründete Unternehmen sollen unter veränderten Bedingungen unter einem Freizonenregime (zonas francas) weiterarbeiten. Weitere Sonderregime existieren für den Umschlag von Ölprodukten und zur Reaktivierung des ehemaligen Bananenanbaugebiets Puerto Armuelles. Im Juni 2010 wurde die Export- und Investitionsförderagentur PROINVEX vorgestellt, die für 2011 die Errichtung von Außenstellen in Singapur, Washington, Madrid und Rotterdam plant (www.proinvex.mici.gob.pa, s. auch die für die USA bestimmten Seiten meetpanama.com.pa). Durch zunehmende Einführung von „Einheitsschaltern“ (One-Stop-Shop) zugunsten geförderter Unternehmen sollen Migrations- und Arbeitserlaubnisfragen unbürokratisch, kostengünstig und schnell erledigt werden. Steuerliche Vergünstigungen (u.a. das territoriale Steuerprinzip) schaffen zusätzliche Anreize.

Mit dem am 11. Februar 2011 in Kraft gesetzten novellierten Bergbaugesetz 8-2011 wurden die Voraussetzungen für Kapitalbeteiligungen ausländischer Regierungen an der Ausbeutung u.a. der reichhaltigen Kupfervorkommen geschaffen. Proteste aus den Comarcas der Indigenen im Februar 2011 wurden durch die einvernehmliche Zusage, ein gesetzliches Abbaugebot für die Comarcas zu erlassen (nebst weiteren Zusagen, u.a. zur sozialen Entwicklung) vorerst beendet.

2008 betrugen die ausländischen Direktinvestitionen nach panamaischen Angaben 2,4 Milliarden US-$. Damit liegt Panama an der Spitze in Zentralamerika.

Viele US-amerikanische, aber auch deutsche Unternehmen, machen von den Investitionsförderinstrumenten Gebrauch. Alle großen deutschen Logistikdienstleister sind in Panama ansässig. Direktflugverbindungen werden von KLM und Iberia angeboten, die Condor hat im November 2010 eine Direktverbindung Frankfurt – Panamá eingerichtet.

Die Botschaft rät, vor Investitionsentscheidungen den Kontakt zur deutsch-panamaischen Handelskammer zu suchen, die über detaillierte Informationen zu landesspezifischen Chancen und Risiken verfügt.


Außenhandel

Panama hat traditionell eine negative Handelsbilanz, die durch Dienstleistungsexport (Kanalpassagen, Banken- und Versicherungen, zunehmend Tourismus) ausgeglichen wird. Die Freihandelszone Colón steht mit Warenexporten in Höhe von (2009) 9,648 Milliarden US-$ bei Einfuhren von 7,540 Milliarden US-$ für etwa 58 Prozent der Wareneinfuhren und etwa 88 Prozent der Warenausfuhren. Die Kanaleinnahmen betrugen 2008 2,019 Milliarden US-$, 2009 1,836 Milliarden US-$ (alle Zahlen: Contraloria).

Bedeutendste Handelspartner sind die USA und die regionalen Nachbarn Costa Rica sowie Nicaragua. Traditionelle Handelsgüter wie Bananen, Kaffee und Fischereierzeugnisse haben daran den größten Anteil. Importiert werden Ausrüstungsgüter, Ölprodukte und Fertigerzeugnisse aller Art. Deutschland importierte 2009 aus Panama Güter für 66,8 Millionen Euro (Platz 111 der Lieferländer), Panama im selben Zeitraum aus Deutschland Waren für 243,3 Millionen Euro (Platz 87 auf der Käuferseite). Die europäische Kommission gibt die Einfuhren aus Panama in die Europäische Union für 2008 mit 858 Millionen Euro, deren Ausfuhren nach Panama mit 2.685 Millionen Euro an.


Wirtschaftsabkommen mit anderen Staaten

Panama hat inzwischen mit allen zentralamerikanischen Staaten Freihandelsabkommen abgeschlossen. Freihandelsabkommen bestehen auch mit Chile, Singapur und Taiwan, Verhandlungen mit Kolumbien und Peru sind im Gang, ein dreiseitiges Abkommen mit Costa Rica und Korea ist geplant. Das im Dezember 2006 ausgehandelte Freihandelsabkommen mit den USA bedarf noch der Ratifizierung durch die USA, ebenso wie das kürzlich unterzeichnete Freihandelsabkommen mit Kanada der Ratifizierung dort bedarf. Die Verhandlungen über ein Assoziierungsabkommen Europäische Union – Zentralamerika wurden mit Panama als künftiger Partei im Mai 2010 in Madrid abgeschlossen, Panama hat in diesem Zusammenhang förmlich seine Bereitschaft zum Beitritt zum zentralamerikanischen Wirtschaftsverbund SIECA zum 1.1.2012 auf der Grundlage eines bis dahin zu verhandelnden Beitrittskalenders erklärt. Seit August 2006 ist Panama Mitglied des Banco Centroamericano de Integración Económica (BCIE). Außerdem ist Panama Beobachter des Andenpakts, des Mercosur und der NAFTA. Panamas Zugehörigkeit zur Caribbean Basin Initiative (CBI) eröffnet Panama bevorzugten Zugang zum US-Markt.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

gesamten Artikel lesen zurück mit ESC