Wirtschaftspolitik
Wirtschaftspolitik
-
-
-
-
-
Stand: Februar 2011
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von ca. 1.907 USD (2010) gehört Honduras mit Nicaragua, Haiti, Bolivien und Guyana zu den armen Ländern Lateinamerikas.
Das honduranische Bruttoinlandsprodukt (BIP) belief sich 2010 auf 15,34 Mrd. USD (2008: 14,32 Mrd. USD).
Nach dem Human Development Index, der u.a. Pro-Kopf-Einkommen, Schulbildung und Lebenserwartung miteinander in Verbindung setzt, hatte Honduras 2009 unter 182 Ländern den Rang 112 inne.
Die Volkswirtschaft ist in erster Linie eine Importökonomie, ergänzt um exportorientierte „cash crops“ (Kaffee, Bananen, Ananas, Palmöl), um industriell arbeitende Farmen für Meeresfrüchte und seit drei Jahrzehnten um eine weitgehend steuerbefreite lohnverarbeitende Industrie. Dieser exportorientierte Teil der Wirtschaft ist weitestgehend in der Hand von Großunternehmern.
Die Landwirtschaft, in der immer noch 36,3 % der Erwerbstätigen zu finden sind, genießt praktisch keinen Außenschutz: Auch da, wo die honduranische Landwirtschaft stark ist, muss sie mit verarbeiteten Lebensmitteln aus entwickelten Ländern konkurrieren.
Die Landwirtschaft, die für den Binnenmarkt produziert, ist zu großen Teilen Subsistenzwirtschaft der Bauernfamilien (Mais, schwarze Bohnen).
Monopole und Oligopole finden sich z.B. bei der Zementproduktion (privat) und bei den Exklusivimporteuren des Handels und unter den Lohnveredelungsbetrieben, vor allem im Textilbereich (Direktexport in die USA).
Die staatliche Telekommunikationsgesellschaft Hondutel ist im Festnetz Monopolist und agiert mit wenig Erfolg auf dem Gebiet der Mobiltelefonie. Das Unternehmen ist nach betriebswirtschaftlichen Kriterien längst gescheitert, wird aber durch staatliche Alimentierung am Leben gehalten.
Es gibt keine Erdölraffinerie in Honduras. Zwei Drittel der Stromproduktion erfolgt in Wärmekraftwerken auf der Basis von importiertem Erdöl, ca. ein Drittel durch Wasserkraftwerke. Die parastaatliche Elektrizitätsgesellschaft Empresa Nacional de Energía Eléctrica ist zwar Monopolist (einmal von der Stromeigenproduktion großer Unternehmen abgesehen), ist aber dem Oligopol privater Kraftwerksbetreiber ausgeliefert, bei denen sie Strom zukaufen muss. Ausbau der Dienstleistungskapazitäten bei Verkehr („Canal Seco“ zwischen Pazifik und Karibik), bei Banken, bei mobiler Telekommunikation und im Tourismus (Bucht von Tela, Bay Islands der honduranischen Karibik). Hohe, teils verdeckte Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit (beides zusammen 40%), starke Emigration überwiegend in die USA (ca. 1 Mio. Honduraner). Sehr hohe Einkommensspreizung (ärmstes Fünftel 3,4%, reichstes Fünftel 58,3% der Einkünfte, 3,7% der Farmer besitzen z.B. über 50% des Farmlandes). Die Agrarreform der 80er Jahre ist im letzten Jahrzehnt vielerorts rückgängig gemacht worden.
Aktuelle Entwicklung
Das BIP sank im Staatsstreichjahr 2009 um 1,9 %, nachdem zwischen 2001 und 2008 im Durchschnitt 4,8 % reales Wachstum erreicht wurde.
Die Teuerung bei den Verbraucherpreisen soll 2010 6,5 % erreicht haben (2009: 3,1%).
Die Devisenreserven betrugen Ende 2010 2,72 Mrd. US-$ (2009: 2,12 Mrd. US-$).
Honduras ist ein importabhängiges Land (vor allem, was die Energieeinfuhren betrifft), das 2010 für 2,8 Mrd. US-$ mehr Waren im Ausland kauft, als es an das Ausland verkauft.
Daher spielt der Wechselkurs zum US-$ eine wichtige Rolle. Dieser Kurs ist seit mehreren Jahren fix an den Dollar gekoppelt und eine Abwertung zur Mäßigung der Einfuhren wird strikt abgelehnt. Honduras ist zugleich exportabhängig, da der hohe negative Handelsbilanzsaldo finanziert werden muss: Hier stellt sich drängend die Frage, ob mit einer kalkulierten regelmäßigen Abwertung des Lempira die Wettbewerbsfähigkeit auf den Weltmärkten verbessert werden könnte. 2010 ist für die Kaffeeexporteure ein Glücksjahr, da die Kaffeepreise hoch sind, konnte Honduras in den ersten drei Vierteljahren schon 600 Mio. US-$ aus Kaffeeexporten erlösen.
Die ausländischen Direktinvestitionen sind 2010 netto um 691 Mio. US-$ auf einen Bestandswert von 6,5 Mrd. US-$ angestiegen.
Ohne Änderungen in Wirtschaft und Gesellschaft (nicht des Systems) wird Honduras auch in naher Zukunft ein hilfsbedürftiges Entwicklungsland bleiben.
Wirtschaftspolitik
Die neue Regierung Lobo Sosa hat Anfang 2010 einen staatlichen Entwicklungsplan für die nächsten 28 Jahre vorgestellt, in dem die Reduzierung der Armut weiter als Ziel genannt wird.
Von einer Reduzierung der Armut kann jedoch gegenwärtig nicht die Rede sein. Im Mai 2010 ergab die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe des honduranischen Statistischen Amtes, dass 60 % aller Haushalte als arm oder extrem arm gelten (in den extrem armen Haushalten mit Ernährungsarmut, also Fehl-, Unterernährung und Hunger). Das ist ein Rückschlag auf den Armutsstand von 2007. Dennoch ist die Armut seit 1991 deutlich zurückgegangen. Damals galten drei Viertel der Honduraner als arm.
Honduras ist eine liberale, auf Freihandel und Investitionserleichterungen ausgerichtete Marktwirtschaft (Lohnveredelungsregime mit großzügiger Steuerbefreiung, Freihafenregelungen, Zoll- und Steuervergünstigungen für Investoren (z.B. Hoteliers oder Betreiber von Hamburgerketten), freier Gewinn- und Kapitaltransfer.
Die Steuerbefreiung der Einfuhr und Weiterverarbeitung von Waren für den Re-Export nach mexikanischem Vorbild hat in den vergangenen Jahren eine Reihe von Investoren aus der Lohnveredelungsindustrie (Textilien, Holzverarbeitung) insbesondere aus den USA, Taiwan und Korea ins Land gebracht.
Diese Industrie konzentriert sich auf San Pedro Sula in der Nähe der Karibikküste, die zweite Millionenstadt und Wirtschaftszentrum des Landes.
Der Außenhandelssaldo dieser Industrie ist positiv und erreichte 2009 knapp 1 Mrd. US-$.
Außenhandel und Überweisungen
Honduras exportierte 2010 Güter im Wert von 5,6 Mrd. US-$ (einschl. industria maquiladora) und importierte Güter im Wert von 8,4 Mrd. US-$ (einschl. industria maquiladora).
Ein wichtiger Faktor für die honduranische Zahlungsbilanz sind die Übertragungen, d.h. Überweisungen der ca. 1 Mio. im Ausland (überwiegend USA) lebenden Honduraner (2010: 2,5 Mrd. USD; zum Vergleich: Haushalt der honduranischen Zentralregierung 2010: 2,7 Mrd. USD).
Auf Grund der Wirtschafts- und Finanzkrise der USA sind diese Übertragungen um 51 Mio USD ggü. 2006 zurückgegangen. Die Gastarbeiterüberweisungen haben sich seit 2000 verfünffacht und bilden nach wie vor eine wesentliche Stütze für Leistungsbilanz und Konsum in Honduras.
Die öffentliche Auslandsverschuldung von Honduras betrug Ende 2010 2,55 Mrd. USD (2009: 2,46 Mrd. USD).
Umweltpolitik
Honduras, im geographischen Mittelpunkt Nord- und Südamerikas liegend, weist mit dem Vorhandensein nord- und südamerikanischer Arten der Flora und Fauna eine der größten Biodiversitäten des amerikanischen Kontinents auf. Zu erwähnen sind hier insbesondere der noch nahezu unberührte größte zusammenhängende Regenwald in Zentralamerika im Nordosten des Landes (Mosquitia) sowie das bedeutende Korallenriff-Ökosystem um die dem honduranischen Festland vorgelagerten Karibikinseln (Bay Islands).
Honduras hat ein beträchtliches Potential beim Handel mit Klimazertifikaten. In beiden Zonen besteht allerdings auch die Gefahr zunehmender Umweltgefährdung durch illegales Abholzen und Brandrodungen aufgrund des demographischen Drucks einerseits bzw. durch Überfischung, Meeresverschmutzung sowie zunehmenden Tauchertourismus andererseits. Honduras ist Folgen eines Klimawandels möglicherweise direkt ausgesetzt. Es liegt in der tropischen karibischen Hurrikanzone.
In der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit Deutschlands mit Honduras gehört der Schutz und die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen zum Schwerpunkt der Hilfe (seit Jahren realisiert von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit und der Kreditanstalt für Wiederaufbau in der von der UNESCO als Weltnaturerbe anerkannten „Biósfera Río Plátano“). Dieses Naturschutzgebiet bietet die Lebensgrundlage für indigene Gruppen und eine besondere Artenvielfalt an Flora und Fauna . Die honduranische Regierung hat sich den Schutz der Biosphäre ebenso zum Ziel gesetzt und zu diesem Zweck „Grünhelme“ in dem Gebiet eingesetzt.
2008 ist nach Jahren der Diskussion mit den Geberländern das neue honduranische Forst- und Umweltgesetz in Kraft getreten. Inzwischen gibt es registrierbare Erfolge beim Naturwalderhalt (die Entwaldungsrate in Rand- und Kernzone von Río Plátano liegt bei weniger als der Hälfte der des ganzen Landes).
Die Umweltsituation in den großen Städten des Landes ist Besorgnis erregend (Wassermangel, Erosionserscheinungen, fehlende Abwasserentsorgung, illegale Mülldeponien, unkontrollierte Bautätigkeit, Umwelt belastende Industriebetriebe, Emissionen veralteter Kfz, Verschmutzung des größten Binnensees von Honduras, Yojoa, durch die unkontrolliert ausgeweitete Fischzucht).
Bisher werden ca. zwei Drittel der benötigten Energie in thermischen Kraftwerken auf der Basis von importiertem Bunkeröl für die Schifffahrt gewonnen. Dieses Öl ist besonders umweltbelastend.
Das letzte Drittel an Energie kommt von honduranischen Wasserkraftwerken. Der Ausbau kleinerer und mittlerer Wasserkraftwerke kommt langsam in Gang. Die Nutzung alternativer Energiequellen (Meereswellen, Erdwärme, Biomasse, äolische oder solare Energie) steht erst noch am Anfang . Honduranische Unternehmer werden nach 2010 auch 2011 Deutschland besuchen, um sich über die deutschen Erfolge mit dem Einsatz erneuerbarer Energien zu informieren.
Hinweis