Wirtschaftspolitik

Wirtschaftspolitik

Stand: März 2011

Grundlinien der Wirtschaftspolitik

Die Wirtschaftspolitik basiert auf der Juche-Ideologie Kim Il Sungs, die auf weitgehende Autarkie des Landes angelegt ist. Ihr Mittel ist die sozialistische Planwirtschaft. Frühere Erfolge basierten auf der Solidarität der sozialistischen Bruderstaaten (Sowjetunion, China, DDR) und der Arbeitsteilung im RGW.

Als Folge der Wirtschaftskrise wurde Ende der Neunziger Jahre erstmalig Begriffe wie Wirtschaftlichkeit, Selbstkosten, Preiskalkulation und Rentabilität eingeführt. Die Wirtschaftsbehörden wurden verkleinert und reorganisiert.

Mitte 2002 wurde das seit Bestehen Nordkoreas geltende Bezugsscheinsystem abgeschafft; Betriebe sowie private Haushalte wurden auf Geldwirtschaft umgestellt. Firmen wurde größere unternehmerische Entscheidungsfreiheit eingeräumt. Kleine private Unternehmen, v.a. im Bereich der Dienstleistungen, wurden zugelassen.

Wichtige Elemente zentraler Planwirtschaft wie zentrale makroökonomische Verwaltung, staatliche Preis- und Lohnfestsetzung und staatliche Verteilung sowohl der Grundnahrungsmittel als auch industrieller Vorprodukte blieben überwiegend unangetastet. Die zögerlichen Reformschritte führten daher nicht zu einer grundlegenden wirtschaftlichen Belebung. Im Gegenteil: Die Inflation hat stark zugenommen, während die Kaufkraft weiter Bevölkerungsschichten erheblich zurückging; insbesondere Industriearbeiter in nicht bevorzugten Betrieben gehören mangels anderer Einkommensquellen inzwischen zu den sozialen Randgruppen.

Aktuelle wirtschaftliche Lage

Die drängendsten Probleme sind Ernährung und Energie. Seit Mitte der Neunziger Jahre erhält Nordkorea Nahrungsmittelhilfen aus dem Ausland. Auch aufgrund des Energiemangels wird kaum noch produziert, gehören Stromabschaltungen zum Alltag und hat die Bevölkerung selbst der bevorzugten Hauptstadt seit Jahren kein heißes Wasser und selten Heizung.

Eine gescheiterte Währungsreform Ende 2009 hat den Handel schwer getroffen und dadurch die Versorgungslage der Bevölkerung verschlimmert und die Inflation zusätzlich angeheizt.

Wirtschaftssektoren

Die Hauptwirtschaftszweige sind:

  • Bergbau: Kohle, Magnesit, Graphit, Eisen, Gold, Silber, Blei, Zink.
  • Maschinenbau: Ehemals 30% der Industrieproduktion, derzeit praktisch nur noch im Bereich der Rüstung in Betrieb.
  • Chemie: Verarbeitung von importiertem Erdöl, Chemieproduktion (Düngemittel stark reduziert).
  • Textilindustrie
  • Energie: Zahlreiche Wasser- und Kohlekraftwerke, auch Klein- und Kleinstkraftwerke. Der Bau von zwei Leichtwasserreaktoren im Rahmen des multilateralen Energiekonsortiums KEDO wurde eingestellt.

An der Nordostküste, angrenzend zu China und Russland, existiert seit Dezember 1991 die Freihandelszone Rajin-Sonbong. Die geplante Einrichtung einer Sonderwirtschaftszone an der chinesischen Grenze in Sinuiju hat bislang die Erwartungen nicht erfüllt. 2010 hat hier das Engagement Chinas merkbar zugenommen.

Ab 1998 konnten südkoreanische Touristen gemäß einer innerkoreanischen Vereinbarung das Kumgang-Gebirge nördlich der innerkoreanischen Grenze besuchen, seit Dezember 2007 auch die alte Hauptstadt Kaesong. Nach einem Sicherheitsvorfall in 2008, bei dem eine Touristin erschossen wurde, wurden beide Projekte jedoch wieder eingestellt, eine Wiederaufnahme wird von Nordkorea angestrebt.

Seit Dezember 2004 haben südkoreanische Unternehmen im vom Süden finanzierten Industriepark Kaesong die Produktion aufgenommen. In der Gemeinsamen Erklärung vom 03.10.2007 hatten sich der Norden und der Süden für den Ausbau bzw. Neubeginn von Projekten (z.B. Tourismus im Paektu Gebirge, Wirtschaftszone bei der Küstenstadt Haeju) ausgesprochen; die seitdem eingetretenen politischen Ereignisse lassen deren Verwirklichung jedoch in weite Ferne rücken.

Gleiches gilt für angedachte größere Infrastrukturprojekte wie Eisenbahn- und Pipelineverbindungen nach Russland und China. Allerdings hatte im Dezember 2007 erstmals seit Beendigung des Koreakrieges 1953 wieder ein Eisenbahnzug den Verkehr durch die Demilitarisierte Zone aufgenommen. Die Linie bediente jedoch nur die Industriezone Kaesong und führt nicht weiter ins Land.

Außenhandel

Der Außenhandel zeigt ein chronisches Handelsdefizit (Verhältnis Einfuhren zu Ausfuhren rund 2 zu 1). Nordkorea leidet unter dramatischem Devisenmangel; das Land vermag es nicht, die Versorgung im Innern (vor allem mit Nahrungsmitteln) aus eigener Kraft darzustellen.

2004 wurde eine nordkoreanische Außenhandelskammer gegründet.

Wichtigste Ausfuhrgüter sind Eisenerz und Nichteisenmetalle (Gold, Silber, Blei, Zink), Magnesit, Zement; Textilien und Waffen. Die Hauptausfuhrländer sind China und Südkorea. Die wichtigsten Einfuhrgüter sind Erdöl, Kokskohle, Maschinen und Anlagen, Fahrzeuge, Lebensmittel und Düngemittel. Herkunftsländer sind China, Südkorea, Thailand und Indien.

Nordkorea ist kein Agrarland. Nur ca. 4 Mio. ha sind landwirtschaftlich nutzbar. Hauptanbaukulturen sind Reis, Mais, Soja, Kartoffeln, Gemüse und Obst. Die Ernährung der Bevölkerung, für die aus eigenen Ernteerträgen auch unter guten Bedingungen nur 80% der benötigten Mengen erzielt werden kann, ist nur durch umfangreiche Lieferungen aus dem Ausland, meistens in vom World Food Programme koordinierten Hilfsaktionen auf niedrigem Niveau sicherzustellen.


Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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