Wirtschaft

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Stand: Oktober 2010

Aktuelle gesamtwirtschaftliche Situation

Guatemala ist die größte Volkswirtschaft in Zentralamerika. Es ist ein traditionelles Agrarland, das vom Anbau von Kaffee, Zuckerrohr, Bananen und Kardamon sowie dem Anbau und der Verarbeitung weiterer tropischer Erzeugnisse lebt. Bemühungen, die Wirtschaft zu diversifizieren, sind im Gange.. Der Sekundärbereich trägt 23,9%, der Tertiärbereich 61,5% zum BIP bei. Mit Abstand größter Devisenbringer sind jedoch die Überweisungen der guatemaltekischen Gastarbeiter in den Vereinigten Staaten. Die dort lebenden (ca. 1,2 Mio. ) Guatemalteken überwiesen 2009 3,9 Milliarden US-Dollar. In 2008 waren es noch 4,4 Milliarden USD, was einen Rückgang von rd. 12% als Folge der Wirtschaftskrise und insbesondere der steigenden Arbeitslosigkeit in den USA bedeutet. Die Überweisungen entsprechen ca. 10% des BIP.

Von 2004 bis 2007 verzeichnete Guatemala ein ständiges und verhältnismäßig starkes Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 4,55% pro Jahr, das sich jedoch mit dem Einsetzen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 auf 3,3% abschwächte und 2009 drastisch auf 0,6% fiel. Damit verzeichnet Guatemala trotz allem den besten Wert in Zentralamerika, es ist das einzige Land der Region, dessen Wirtschaftswachstum 2009 im positiven Bereich lag. Allerdings bedeutete die Abschwächung der Wirtschaftsleistung auch einen Rückgang der Steuereinnahmen um 5,8%, der durch eine höhere öffentliche Verschuldung ausgeglichen werden musste. Für 2010 wird ein Wirtschaftswachstum von 2,4 % und für 2011 von 3,5% erwartet.

Wie bereits 2008 hatte die Rezession in den USA auch 2009 einen starken negativen Einfluss auf die hiesige Wirtschaft: Die Importe aus den USA sanken um 19%, die Exporte in die USA um 20%. Zum einen ist die USA der größte Markt für guatemaltekische Produkte, zum anderen stellt sie auch einen wichtigen Arbeitsmarkt für Guatemalteken und damit eine wichtige Einnahmequelle in Form von Gastarbeiterüberweisungen (Remesas familiares) dar.

Neben dem Rückgang ausländischer Direktinvestitionen in Guatemala war auch ein Rückgang der Deviseneinnahmen aus dem Tourismus um 6,4% zu beobachten. Dies ist vor allem der sich verschlechternen Sicherheitslage geschuldet.

Die Inflationsrate lag 2009 bei 2%, im Gegensatz zu einer Inflationsrate von 9,4% 2008.

Einen nicht unerheblichen Beitrag zur mäßigen Wirtschaftsentwicklung Guatemalas stellt auch die hohe Kriminalitätsrate dar, die zum einen Investoren abschreckt und zum anderen Schäden und Fehlallokationen (ca. 180.000 Beschäftigte in privaten Schutz- und Sicherheitsdiensten) verursacht.

Zum 1. Januar 2010 erhöhte die Regierung den Mindestlohn um 4 Quetzales auf 52 Quetzales (ca. 5 Euro) pro Tag. Im vergangenen Jahr hatte es eine ähnliche Erhöhung gegeben, mit dem Unterschied, dass bei der diesjährigen Erhöhung auch die Textilindustrie inbegriffen ist. Aber auch der erhöhte Mindestlohn reicht nicht aus, um die Kosten der Grundnahrungsmittel, und schon gar nicht die Kosten der Grundbedürfnisse (Bildung, Transport, gesundheitliche Versorgung) zu decken.

Die Armutskennzahlen haben sich nicht verbessert. Nach wie vor lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Armut (von weniger als US$ 2 pro Tag) und 15,2% in extremer Armut, die sich vor allem auf die peripheren und ländlichen Teile des Landes konzentriert.

Guatemala hat traditionell eine negative Leistungsbilanz, wobei die Gesamtimportrechnung 2009 11,52Mrd. USD gegenüber einem Exporterlös von 7,36 Mrd. USD betrug. Diese Zahlen lassen insgesamt einen Handelsrückgang im Vergleich zu 2008 erkennen. Dabei gingen die Importe im Verhältnis zu den Exporten derart stark zurück, dass das Leistungsbilanzdefizit um 42% geringer ausfiel als 2008.

2009 blieb das Verhältnis Euro/Quetzal im wesentlichen konstant, es bewegte sich im Rahmen 1 Euro = ca. 10 Quetzales.


Außenhandel

Die Regierung Colom bemüht sich um eine Verbesserung der Rahmenbedingungen, um ausländische Investitionen und Tourismus zu steigern, sowie um Förderung der nicht-traditionellen Exporte und den Kampf gegen tarifäre Einfuhrhindernisse der oben angeführten traditionellen Exportgüter.

Neben bereits bestehenden Freihandelsabkommen (u.a. mit Taiwan seit 2005, Zentralamerika (CAFTA) 2006, USA 2006 und Chile 2010) sind weitere Abschlüsse geplant. Bereits jetzt fallen 80% der Exporte in den Rahmen der geschlossenen Freihandelsabkommen. Auch eine Steuerreform sowie die Verbesserung der Zollkontrollen zur Verminderung von Schmuggel (hauptsächlich mit Benzin und Lebensmittel an der Grenze zu Mexiko) und der weit verbreiteten Korruption werden von der Regierung anvisiert.

Im Juni 2007 fiel unter deutscher EU-Präsidentschaft der Startschuß für die Aufnahme von Assoziierungsverhandlungen zwischen der EU und Zentralamerika. Aufgrund der politischen Lage in Honduras 2009 wurden die Verhandlungen ausgesetzt, sind aber nach dem Regierungswechsel dort wieder aufgenommen worden und konnten im Mai 2010 mit der Unterzeichnung zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden. Neben der Vertiefung der politischen Beziehungen und der Entwicklungszusammenarbeit werden vor allem Handelshemmnisse abgebaut und die Märkte der beiden Regionen weiter geöffnet.Guatemala gilt als Motor der regionalen Integration unddes überregionalen Freihandels.

In der Wechselkurspolitik zeichnet sich trotz des massiven Ungleichgewichts in der Handelsbilanz keine grundlegende Änderung ab. Die Interessen der Händlerschaft und damit der Importwirtschaft überwiegen, solange die Gastarbeiterüberweisungen für eine ausgeglichene Zahlungsbilanz sorgen.

Die öffentliche Außenverschuldung Guatemalas stieg 2009 im Vergleich zu 2008 (4,49 Mrd. USD) auf 4,93 Mrd. USD (12,9% des BIP) an, während die gesamte Außenverschuldung leicht zurück ging (von 12,76 Mrd. USD 2008 auf 12,13 Mrd. USD 2009).

Die Regierung ist sehr um die Bekämpfung der Armut, besonders im ländlichen Raum, bemüht. Um die Situation der ärmsten Bevölkerungsteile zu verbessern, wurde 2009 viel Geld für soziale Programme ausgegeben. Voraussetzung für eine langfristige Armutsbekämpfung wäre in erster Linie eine Steuerreform, um das niedrige und unbeständige Steueraufkommen zu festigen. Die von der Regierung geplante Steuerreform wird bisher allerdings durch die Opposition und verschiedene Interessengruppen verhindert. 2009 lag das Steueraufkommen lediglich bei 9,6% des BIP, statt der anvisierten 12,4%.


Umweltpolitik

Guatemala ist ein Land mit bedeutenden Umweltressourcen und erheblichen Möglichkeiten für den Individual- und Ökotourismus. Diese Ressourcen wurden bisher weder von der Politik noch von der Bevölkerung gepflegt. Unter dem sehr engagierten Umweltminister Dr. Ferraté wurde ein Umweltkabinett eingerichtet, der Umwelthaushalt für 2009 verdoppelt und im Rahmen der Geberkoordinierung ein Umwelttisch (beinhaltet auch Wasserfragen) eingerichtet.

Der Anteil der Erneuerbaren Energien am nationalen Energiebedarf beträgt 61%, vor allem die Wasserkraft hat großes Potential.

Das ungebremste Bevölkerungswachstum von jährlich rund 2,5% führt zu starken Migrationsbewegungen und trägt mittelbar zum rücksichtslosen Abholzen der Wälder bei.

Fehlendes Umweltbewußtsein der Bevölkerung und die schwache staatliche Autorität führen nach wie vor zu schweren Umweltschäden und verstärken die Folgen von Naturkatastrophen.

Guatemala zählt zu den zehn am schwersten vom Klimawandel betroffenen Ländern der Welt.2008 hatten lang anhaltende Regenfälle zu ähnlichen Schäden wie der Tropensturm „Stan“ 2005, geführt (Ernteverluste, Überschwemmungen, Erdrutsche, Straßenmängel).  

2009 hat eine auch durch den Niño-Effekt verursachte extreme Trockenheit zu erheblichen Ernteausfällen und einer akuten Unterernährung geführt, die die bereits bestehende chronische Unterernährung verstärkte.

Im Gegensatz dazu brachte die Regenzeit 2010 die heftigsten Niederschläge seit 60 Jahren und sorgte so für große Schäden im Land.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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