Wirtschaft

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Stand: April 2011

Aktuelle wirtschaftliche Lage

Die türkische Wirtschaft erholte sich rasch von den Auswirkungen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise. Nach einer Schrumpfung der Wirtschaft um 4,7% im Jahr 2009 betrug das Wirtschaftswachstum 2010 beachtliche 8,9%.

Einen besonders großen Einfluss auf die relativ zügige Erholung hatte der im Jahr 2001 gründlich sanierte, relativ stabile türkische Bankensektor, der die Krise im Gegensatz zu anderen OECD-Ländern ohne staatliche Unterstützung überstehen konnte. Bereits im ersten Quartal 2010 konnte die Türkei mit 11,7% das zweithöchste Wirtschaftswachstum nach China innerhalb der G-20 erzielen und lag im zweiten Quartal 2010 mit 10,3% gleichauf mit China. Das Pro-Kopf-Einkommen stieg im Jahr 2010 auf 10.079 US$. Zur Vermeidung einer möglichen wirtschaftlichen Überhitzung hat die türkische Zentralbank eine Erhöhung der Leitzinsen angekündigt. Das Wachstumsziel für das Jahr 2011 wird mit 4,5% beziffert.


Finanzpolitik

Der konjunkturelle Aufschwung im Jahr 2010 führte auch zu einer kontinuierlichenVerringerung der Inflation auf 8,9% (Erzeugerpreise) und 6,4% (Verbraucherpreise). Im März 2011 fiel die Inflationsrate mit 4% auf den tiefsten Wert seit 41 Jahren. Die Zentralbank erwartet für das laufende Jahr eine Inflationsrate von 5,4%.

Die Schuldenquote, die im Jahr 2001 bei 74 % des BIP lag, konnte im Jahr 2008 auf 39% zurückgeführt werden. Im Zuge der erhöhten Finanzbelastungen durch die globale Wirtschaftskrise war die Schuldenquote zunächst auf 45% gestiegen. Mit geschätzten 41% gemessen am BIP für 2010 liegt die Türkei deutlich unter dem Maastrichter Konvergenzkriterium von 60%.

Im Jahr 2010 erhöhte die Ratingagentur Standard & Poor’s ihr Länderrating für die Türkei auf “BB+” und bewertete den Ausblick als “positiv” mit der Begründung, “der Finanzsektor sei in einer soliden Verfassung“ und „die Türkei habe ihre öffentliche Verschuldung in den vergangenen zehn Jahren stetig verringert, wodurch sich mehr Handlungsspielraum bei der Wirtschaftspolitik ergebe“. Auch die Ratingagentur „Moody’s erhöhte “ den Ratingausblick der Türkei von „stabil“ auf „positiv“ mit der Begründung, „die türkische Wirtschaft habe sich als stark erwiesen und bereits wieder das Vorkrisenniveau erreicht“.


Wirtschaftssektoren

Laut Angaben der Weltbank arbeiten noch über ein Drittel der Erwerbsbeschäftigten in der Landwirtschaft und leisten einen Beitrag von knapp 10% zum BIP. Vor allem in der Westtürkei ist die Leicht- und Schwerindustrie stark vertreten (Textil, Fahrzeuge, Chemie, Maschinen, Elektrobranche) und trägt mit ca. 25% zum BIP bei. Größten Anteil am BIP (ca. 60%) hat der Dienstleistungssektor mit weiter steigender Tendenz. Im auch infrastrukturell noch vergleichsweise unterentwickelten Osten und Südosten wird überwiegend Landwirtschaft betrieben. Im Südosten werden seit Mitte der 1980er Jahre erhebliche Entwicklungsanstrengungen unternommen (GAP-Projekt mit Staudämmen, Kraftwerken, Elektrifizierung, Bewässerungsanlagen, Agrarindustrie, Straßen, Telekommunikation), was das bestehende West-Ost Gefälle aber bisher nur wenig verringern konnte.


Entwicklung der Erwerbseinkommen

Die türkischen Arbeitnehmer und die Mittelklasse waren in den 1980er und 1990er Jahren die großen Verlierer der Liberalisierungspolitik. Sie bescherte dem Land ein rasches Wirtschaftswachstum, aber auch eine zunehmend ungleiche Einkommensverteilung. Auch das Wirtschaftswachstum nach der Wirtschaftskrise 2001 änderte daran nichts. Der überwiegende Teil der in Industrie, Landwirtschaft und Handwerk erwerbstätigen Arbeiter bezieht weiterhin den offiziellen “Mindestlohn”, der für das erste Halbjahr 2011 auf 796 Türkische Lira brutto (rund. 400 Euro) festgesetzt wurde. Die Entwicklung der Realeinkommen hat mit der Wirtschaftsentwicklung nicht Schritt halten können, so dass insbesondere die unteren Bevölkerungsschichten am Rande des Existenzminimums leben. Auf der Suche nach Arbeit und besseren Lebensbedingungen wandert die ländliche Bevölkerung weiterhin in die Städte und industriellen Zentren ab, was zu sozialen Spannungen führt. Die Arbeitslosenquote liegt derzeit offiziell bei 11,9 %. Die Beschäftigungsquote von Frauen war 2010 mit 24% im OECD Vergleich äußerst niedrig (Quote bei Männern: 62,5 %).

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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