Wirtschaft

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Stand: April 2011

Kurzcharakterisierung

Nach einer vorübergehenden Phase wirtschaftlicher Erholung hat sich die fragile makroökonomische Lage u.a. durch die Auswirkungen der verheerenden Flutkatastrophe vom Sommer 2010 wieder verschlechtert. Erhebliche Teile der landwirtschaftlichen Nutzflächen (v.a. Baumwolle, Reis und Zuckerrohr) konnten – hauptsächlich in den Provinzen Sindh und Punjab – landesweit für mindestens zwei Ernten nicht genutzt werden. Die zurückkehrenden Familien fanden häufig zerfallene oder stark beschädigte Häuser (ca. 1,7 Mio. insgesamt) und zerstörte Infrastruktur (Schulen, Krankenhäuser, Brücken, Straßen, kontaminiertes Trinkwasser) vor. Der Gesamtschaden wird auf 9,7 Mrd. US-Dollar geschätzt. Darüber hinaus ist auch die für Pakistan wichtige Textil- und Lederindustrie betroffen, die zudem noch unter der anhaltenden Energiekrise zu leiden hat. Die pakistanische Zentralbank prognostiziert daher für das laufende pakistanische Haushaltsjahr (1. Juli 2010 – 30. Juni 2011) nur ein zaghaftes Wachstum von 2-3%, die Inflationsrate ist auf über 15% gestiegen, das Haushaltsdefizit liegt über 6% des BIP. Ohne Reformen droht Pakistan ein weiteres Ansteigen des Haushaltsdefizits und der Inflationsrate. Eine positive Entwicklung ist der deutliche Anstieg von Rücküberweisungen von im Ausland arbeitenden Pakistanern (remittances) in den letzten Jahren.

Ausgaben für den Wiederaufbau sowie anhaltend hohe Militärausgaben im Zuge von Militäroperationen gegen die Taliban werden die öffentlichen Haushalte stark belasten und den Raum für dringend notwendige Investitionen in Bildung, Gesundheit und Infrastruktur weiter einschränken. Pakistan wird seine Staatseinnahmen deutlich erhöhen müssen, mit 9 % des BIP hat es eine der niedrigsten Steuerquoten der Welt.


Struktur der Wirtschaft

Die Landwirtschaft Pakistans ist mit einem Beitrag von rund 22% zum Bruttoinlandsprodukt immer noch in vielerlei Hinsicht der wichtigste Sektor der pakistanischen Volkswirtschaft. Über 45% der arbeitenden Bevölkerung sind in der Landwirtschaft beschäftigt; insgesamt 60% der ländlichen Bevölkerung hängen direkt oder indirekt vom landwirtschaftlichen Sektor ab. Im Punjab verfügt Pakistan über das größte zusammenhängende landwirtschaftliche Bewässerungsgebiet weltweit.

Der Industriesektor trägt zu etwa 25% des Bruttoinlandsprodukts bei. Der bei weitem wichtigste Exportsektor ist die Textilbranche, die über 50% aller pakistanischen Exporte ausmacht. Der Dienstleistungsbereich hat sich zu einem wichtigen Wachstumssektor entwickelt, er trägt inzwischen zu ca. 50% des Bruttoinlandsproduktes bei. Wichtigste Bereiche sind hier v.a. Banken, Versicherungen, Transportwesen und Kommunikation.


Energiepolitik

Zur Zeit haben nur ca. zwei Drittel der pakistanischen Bevölkerung grundsätzlichen Zugang zu Elektrizität, der Großteil von ihnen lebt in den größeren Städten des Landes. Pakistan verfügt derzeit über Kapazitäten zur Stromerzeugung von knapp 19.500 MW, wovon 12.500 MW (64,1%) auf fossile Brennstoffe, 6.500 MW (33,3%) auf Wasserenergie, 460 MW (2,4%) auf Kernkraft und 40 MW (0,2%) auf Erneuerbare Energien entfallen. Damit fehlen Pakistan Kapazitäten in Höhe von schätzungsweise 6.000 bis 8.000 MW, um seinen derzeitigen Bedarf zu decken. In den Jahren 2000 – 2010 wurde zu wenig in den Energiesektor investiert, bei gleichzeitig steigendem Energiebedarf. Als Folge kommt es seit 2009 zu oft stundenlangen Stromabschaltungen, auf die die Bevölkerung mit Protestkundgebungen reagierte und die das produzierende Gewerbe erheblich belasteten. Erforderlich sind weitreichende Reformen des Energiesektors, um u.a. die finanziellen Mittel für die dringend notwendigen Investitionen zu mobilisieren. Um die Abhängigkeit von importiertem Öl und Gas zu mindern, beabsichtigt Pakistan, seinen Energiemix langfristig durch Klein- und Kleinstwasserkraftanlagen sowie Solar- und Windenergie zu ergänzen. Der Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix soll bis zum Jahr 2030 auf mindestens 5% steigen.


Wirtschaftsklima

Das Wirtschafts- und Investitionsklima in Pakistan leidet unter anhaltender politischer Instabilität, einer angespannten Sicherheitslage und der fortdauernden Energiekrise. Im Korruptionsindex von Transparency International lag Pakistan 2008 auf Rang 134 und rutschte 2009 auf Rang 139 ab (von 180 Staaten). Die ausländische Direktinvestitionen sind weiterhin rückläufig: Sie fielen 2010 gegenüber 2009 um 40%, im „Doing Business 2011“-Ranking der Weltbank ist Pakistan weiter abgefallen, auf nunmehr Position 83 von 183 Ländern (von Position 75 in 2010).

Trotz vieler Schwierigkeiten bleibt Pakistan  angesichts des hohen Investitionsbedarfes in vielen Bereichen, v.a. aber in Energie, Landwirtschaft, Infrastruktur und Hochtechnologie, sowie wegen der Kaufkraft einer wachsenden Mittelschicht ein interessanter Markt für ausländische Firmen.


Außenhandel

Pakistan weist nach wie vor ein Außenhandelsdefizit auf, im Haushaltsjahr 2009/2010 lag es bei 13 Mrd. US-Dollar. Zwar konnte Pakistan seine Exporte 2010 um 9,5 % gegenüber 2009 steigern, gleichzeitig stiegen aber auch die Importe wieder deutlich an.

Pakistans Exportwirtschaft hängt von den wenigen Produkten (Baumwolle, Leder, Reis, synthetischen Textilien und Sportartikeln) ab. Ohne eine Diversifizierung der Exportbasis und einen stärkeren Anteil an der internationalen Wertschöpfungskette wird Pakistans Wirtschaft weiterhin ihr Potential nicht ausschöpfen können. Der Import wird vor allem von fossilen Energieträgern und Petroleumprodukten dominiert, gefolgt von Maschinen, Chemikalien, Düngemittel und Metallen.


Internationale Zusammenarbeit und Finanzbeziehungen

Pakistan hat sich in der Vergangenheit wiederholt den internationalen Kapitalmärkten zugewandt und mehrere erfolgreiche Emissionen, auch im islamischen Bankenbereich, durchgeführt. Als Folge der Finanzkrise Pakistans blieb dieser Zugang jedoch seit Sommer 2008 aufgrund der hohen Risikoaufschläge de facto verschlossen. Ausstehende Ausleihen zahlte Pakistan trotz schwieriger finanzieller Lage bisher fristgerecht zurück. Ein laufendes Stabilisierungsabkommen mit dem Internationalen Währungsfonds in Höhe von 11,3 Mrd. US-Dollar ist dagegen gegenwärtig ausgesetzt – die Auszahlung der nächsten Kredittranche ist abhängig von der Umsetzung ausstehender makro-ökonomischer Reformen und Reformen im Energiesektor. Als Reaktion auf die Flutkatastrophe gewährte der Währungsfonds Pakistan im September 2010 einen Nothilfekredit in der Höhe von ca. 450 Millionen US-Dollar.

Von den anderen internationalen Finanzinstituten (Weltbank, Asiatische Entwicklungsbank) erfährt Pakistan – wie auch von wichtigen Gebern wie USA, Japan und Großbritannien – erhebliche Unterstützung für Infrastruktur- und armutsbezogene Programme.

Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 1.054 US-Dollar fällt Pakistan im internationalen Vergleich in die Kategorie der Länder mit niedrigem Einkommen.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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