Wirtschaft

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Stand: März 2011

Grundlinien der Wirtschaftspolitik

In seinem Wahl- und Regierungsprogramm von 2005 „Mahinda Chinthana“ hat Präsident Mahinda Rajapaksa einen Bruch mit der Privatisierungspolitik der Vorgängerregierung sowie die Förderung der nationalen Industrien und des ländlichen Raumes, Hilfe für Einkommensschwache und Stärkung des öffentlichen Sektors zu seinem Konzept erhoben. Ohne dabei die marktwirtschaftliche Ordnung in Frage zu stellen, sollen so wirtschaftliches Wachstum von sechs bis acht Prozent jährlich und Wohlstandsgewinne, auch in benachteiligten Regionen mit verbreiteter Armut, gesichert werden. In seinem Manifest zur Präsidentschaftswahl im Januar 2010 hat Rajapaksa dieses Programm fortgeschrieben und das Ziel formuliert, Sri Lanka in den kommenden Jahren zum international führenden wirtschaftlichen, technologischen und verkehrsmäßigen Knotenpunkt („hub“) in Südasien zu machen.

Mit ausländischer Hilfe (China, Japan, Indien, Asiatische Entwicklungsbank) hat Rajapaksa große Infrastrukturprojekte angestoßen (Hafenneubau Hambantota, Hafenausbau Colombo, Stromkraftwerke, Straßenneubau, Eisenbahnverbindungen).

Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Tsunami insbesondere in Fischerei und Tourismus sind überwunden. Mit der Behebung der Tsunami-Folgen sind vielerorts modernere Strukturen entstanden.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Sri Lanka für ausländische Investitionen sind im großen und ganzen günstig (liberale Wirtschaftsverfassung, hohe Alphabetisierungsrate, moderner Hafen Colombo, Investitionsanreize). 80 Prozent des Bruttoinlandsproduktes werden von der privaten Wirtschaft erbracht. Freilich besteht eine sozialistisch geprägte Arbeitsgesetzgebung, und die Wirtschaftspolitik der Regierung Rajapaksa folgt mehr einem protektionistischen denn dem früheren neoliberalen Credo.

Zur Mithilfe beim wirtschaftlichen Wiederaufbau des durch den Bürgerkrieg in seiner Entwicklung zurückgeworfenen Nordens hat die Regierung alle Sektoren aufgerufen und erhofft sich ebenso internationale Unterstützung.


Aktuelle wirtschaftliche Lage

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug 2009 42,0 Mrd. US-Dollar, das waren pro Kopf der Bevölkerung 2.053 US-Dollar. Das reale Wirtschaftswachstum belief sich 2009 auch als Folge der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise auf lediglich 3,5 Prozent. 2010 wurde dagegen nach ersten Angaben ein reales BIP-Wachstum von 8,0 Prozent auf 49,5 Mrd. US-Dollar bzw. 2.399 US-Dollar pro Kopf der Bevölkerung erreicht.

Die Arbeitslosigkeit nahm 2009 von 5,4 Prozent im Jahr zuvor auf 5,8 Prozent zu (dabei ist wegen des Bürgerkriegs die Nordprovinz nicht berücksichtigt).

Der Anstieg der Verbraucherpreise, der im Jahr zuvor für srilankische Verhältnisse die Rekordziffer von 22,6 Prozent erreicht hatte, betrug 2009 nur 3,4 Prozent. 2010 zog er wieder leicht auf 5,9 Prozent an. Die Aufwärtstendenz besteht fort – für Januar 2011 wurde im Jahresvergleich 6,9 Prozent, für Februar 2011 7,8 Prozent gemeldet.

Die wirtschaftliche Entwicklung Sri Lankas weist große regionale Unterschiede auf. Wirtschaftliches Zentrum ist die Region rund um Colombo, die fast die Hälfte der gesamten Wirtschaftsleistung erbringt.

Nach einem rapiden Rückgang der Devisenreserven Ende 2008/Anfang 2009 hatte die Regierung beim Internationalen Währungsfonds (IWF) einen Stand-by-Kredit beantragt, der im Juli 2009 in Höhe von 1,65 Mrd. Sonderziehungsrechten (umgerechnet 2,6 Mrd. US-Dollar, 400 Prozent der srilankischen Quote) gewährt wurde.

Unter den Bedingungen, die vom IWF mit der Regierung zur Verbesserung der Zahlungsbilanzsituation vereinbart wurden, waren auch Maßgrößen für das Haushaltsdefizit 2009 von 7,0 und 2010 von 6,5 Prozent des BIP. Dieses Ziel konnte für 2009 nicht erreicht werden. Vielmehr machte das Budgetdefizit 9,8 Prozent des BIP aus. Auch nahm nach mehreren Jahren des Rückgangs die öffentliche Verschuldung, gemessen am BIP, wieder zu; lag sie 2008 bei 81,4 Prozent des BIP, betrug diese Relation 2009 86,2 Prozent. Daraufhin wurde zwischen Regierung und IWF das Defizitziel für 2010 auf 8,0 Prozent des BIP angepasst, und es ist der Regierung nach ersten Schätzungen gelungen, unterhalb dieser Marge zu bleiben. In seinen regelmäßigen Überprüfungen der wirtschaftspolitischen Maßgrößen Sri Lankas hat der IWF die Einhaltung der übrigen vereinbarten Ziele festgestellt.

Die Devisenreserven standen Ende 2009 bei 5,1 Mrd. US-Dollar. Erste Angaben für 2010 lauten auf ca. 6,5 Mrd. US-Dollar.


Wirtschaftssektoren

Der Strukturwandel der srilankischen Wirtschaft hat dazu geführt, dass die einst dominierende Landwirtschaft (Tee, Naturgummi, Kokosnüsse) heute nur noch 12,0 Prozent der wirtschaftlichen Gesamtleistung ausmacht. 28,6 Prozent werden von der Industrie, insbesondere im Textilbereich, beigetragen. Der Dienstleistungssektor macht mittlerweile 59,3 Prozent der Wirtschaftsleistung aus.


Außenhandel

Sri Lanka verzeichnet seit Jahren einen negativen Handelsbilanzsaldo. Weltwirtschaftslage (einschließlich gesunkener Rohölpreise) und Maßnahmen der Regierung haben sich aber 2009 dahingehend ausgewirkt, dass die Einfuhren um 27,6 Prozent auf 10,2 Mrd. US-Dollar und die Ausfuhren um 12,7 Prozent auf 7,1 Mrd. US-Dollar zurückgingen. Das Handelsbilanzdefizit verringerte sich für 2009 damit gegenüber 2008 um 47,8 Prozent auf 3,1 Mrd. US-Dollar.

2010 hingegen wuchsen die Importe wieder schneller als die Exporte. Die Einfuhren nahmen um 32,4 Prozent auf 13,5 Mrd. US-Dollar, die Ausfuhren lediglich um 17,3 Prozent auf 8,3 Mrd. US-Dollar zu. Damit machte das Handelsbilanzdefizit einen Sprung um 66,7 Prozent auf 5,2 Mrd. US-Dollar.

An erster Stelle der Exportgüter stehen Textil- und Bekleidungsartikel (2009 46,2 Prozent der Gesamtexporte). Sri Lanka hofft, mit der hohen Qualität seiner Textilprodukte auch im globalisierten Wettbewerb gegenüber Konkurrenten mit geringeren Lohnkosten wie China oder Bangladesch bestehen zu können. Die EU gewährte Sri Lanka seit 2006 besondere Zollvergünstigungen („GSP+“), die vor allem Bekleidungsartikeln (49 Prozent der Exporte in die EU) zugute kommen. Auf Vorschlag der EU-Kommission hat allerdings der Rat am 15.02.2010 eine vorläufige Suspendierung dieser Zollpräferenzen beschlossen, die zum 15.08.2010 wirksam wurde, da eine Untersuchung ergeben hatte, dass Sri Lanka die menschenrechtlichen Voraussetzungen für diese Vorzugsgewährung nicht mehr erfüllt. Eine Wiedergewährung der Zollpräferenzen ist möglich, wenn Sri Lanka seine menschenrechtlichen Verpflichtungen einhält.

An zweiter und dritter Stelle der Ausfuhrskala folgen Tee (16,7 Prozent) und Kautschuk bzw. Kautschukprodukte (6,8 Prozent). Als typische Ausfuhrgüter können auch Kokosprodukte sowie Edelsteine und Schmuckwaren gelten. Hauptabnehmer srilankischer Exporte ist die EU (38 Prozent), gefolgt von USA (22 Prozent).

Haupteinfuhrgüter sind Rohöl (2009 21,2 Prozent der Gesamtimporte), Vorprodukte für die Textil- und Bekleidungsindustrie (14,1 Prozent), Nahrungsmittel (12,2 Prozent) und Maschinen/Ausrüstungsgegenstände (9,9 Prozent). Die wichtigsten Lieferländer sind Indien (18 Prozent) und die EU (13 Prozent), danach Singapur und China (je 10 Prozent), Iran (9 Prozent), die USA schlagen hier nur mit 3 Prozent zu Buche.

Sri Lankas Handelsbilanzdefizit wird zum Teil ausgeglichen durch einen positiven Dienstleistungssaldo (u.a. Tourismus), der 2009 391 Mio. US-Dollar ausmachte, und vor allem die Überweisungen von rund 1,8 Mio. im Ausland (vor allem als Hausangestellte bzw. in der Bau- und Tourismusindustrie im Mittleren Osten) arbeitenden Srilankern an ihre Familien zu Hause, die die Transferbilanz auf einen Positivsaldo von 3,0 Mrd. US-Dollar brachten. Diese Transfers sind 2010 nochmals um 23,6 Prozent auf 4,1 Mrd. US-Dollar gestiegen.

Mit einer positiven Kapitalverkehrsbilanz (2,6 Mrd. US-Dollar) ergab sich 2009 ein positiver Zahlungsbilanzsaldo von 2,7 Mrd. US-Dollar (2.008 – 1,2 Mrd. US –Dollar).

Die externe Verschuldung lag Ende 2009 bei 44,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.


Mitgliedschaft in regionalen Wirtschaftsorganisationen

Sri Lanka gehört folgenden Regionalorganisationen mit Freihandelselementen an:

– „Asia Pacific Trade Agreement“ (APTA), früher „Bangkok Trade Agreement“;
– „Bay of Bengal Initiative for Multisectoral Technical and Economic Cooperation“ (BIMSTEC);
– „South Asian Free Trade Area“ (SAFTA) im Rahmen der Südasiatischen Gemeinschaft für Regionale Zusammenarbeit („South Asian Association for Regional Cooperation“, SAARC).

Mit Indien und Pakistan gibt es bilaterale Freihandelsabkommen.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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