Wirtschaft

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Stand: März 2011

Allgemeine Wirtschaftsentwicklung und -struktur

Das rasante Wirtschaftswachstum der Jahre 2003 bis 2007 (BIP-Wachstum plus 96 %) wurde nach Regierungsangaben auch 2008 bis 2010, wenngleich langsamer, fortgesetzt. 2009 stieg das BIP nach Regierungsangaben um 9,3 % und 2010 immerhin noch um 5 %.

Den wirtschaftlichen Aufschwung verdankt das Land der Ausbeutung seiner Öl-und Gasreserven, die zum größten Teil nach Europa exportiert werden. 

Der Anteil von Rohöl an den Gesamtexporten lag 2010 bei 86,5 %. Das BIP des Nichtölsektors wuchs 2010 um 7,9 %. Die traditionell wichtige Landwirtschaft steuerte nur mehr 5,4 % zum BIP bei.

Erdöl- und Erdgasförderung

Die gesicherten aserbaidschanischen Erdölvorkommen werden mit 14 Mrd. Barrel angegeben (etwa 2 Mrd. t) und die Erdgasreserven mit 2.200 Mrd. Kubikmeter. 

In Aserbaidschan wurden im Jahr 2010 50,8 Mio. t Erdöl gefördert (2009: 50,4 Mio. t). Die Gasproduktion erreichte 26 Mrd. cbm.

Seit Juni 2006 führt die BTC-Pipeline von Baku über Tiflis in Georgien zum türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan. Neben BTC bestehen zwei weitere Pipelines mit geringerem Transportvolumen zum Schwarzen Meer, nach Supsa (Georgien) und Noworossijsk (Russland).

Die Förderung von Erdgas aus dem Feld „Shah Deniz“ hat Ende 2006 begonnen. 2010 wurden 6,8 Mrd. cbm produziert, bis zum Jahr 2017 soll das Fördervolumen auf mehr als 20 Mrd. cbm pro Jahr ausgebaut werden. Das Erdgas aus „Shah-Deniz“ wird zum Teil über die „South Caucasus Pipeline“ (BTE) in die Türkei und von dort aus weiter Richtung Europa geleitet. Aserbaidschan verbraucht selbst größere Mengen an Erdgas unter anderem für die Stromerzeugung, ist aber nicht mehr von Importen abhängig.

Eine Transkaspische Erdgaspipeline von Turkmenistan nach Aserbaidschan unter dem Kaspischen Meer würde dem zentralasiatischen Staat eine alternative Exportroute eröffnen (Projekt noch nicht realisiert).

Aserbaidschan beteiligt sich auch an Plänen für einen neuen Korridor für Gaslieferungen aus der Kaspischen Region und dem Nahen Osten nach Europa (Nabucco und konkurrierende Pipelines) als Liefer- und Transitland.

Ein Teil der Einnahmen Aserbaidschans aus dem Ölgeschäft wird vom Staatlichen Ölfonds (SOFAZ) verwaltet, dessen Vermögen Anfang 2011 mit 23 Mrd. USD beziffert wird. Aus dem SOFAZ werden der Staatshaushalt unterstützt sowie Investitionen für Infrastrukturmaßnahmen und soziale Programme finanziert.

Die wichtigste Messe in Aserbaidschan mit überregionaler Bedeutung ist die alljährlich Anfang Juni in Baku stattfindende „International Caspian Oil and Gas Exhibition“, auf der die deutsche Wirtschaft gut vertreten ist.

Wirtschaftsentwicklung und Außenwirtschaft

Das wirtschaftliche Wachstum Aserbaidschans ist durch die Investitionen ausländischer Ölfirmen, allen voran der British Petroleum (BP), ermöglicht worden. Da die wichtigsten Förderanlagen inzwischen in Betrieb sind, geht der Anteil ausländischer Direktinvestitionen an den Gesamtinvestitionen zurück.

Wichtigster Handelspartner Aserbaidschans ist die EU. Der Handelsbilanz-Überschuss stieg 2009/2010 von 8,6 Mrd. USD auf 14,7 Mrd. USD.

Für Deutschland ist Aserbaidschan der wichtigste Wirtschaftspartner im Kaukasus. Im Jahr 2010 bezog Deutschland 3,7 Mio t. Erdöl im Wert von fast 1,3 Mrd. Euro (98,7 % der Gesamtimporte) aus Aserbaidschan. Damit liegt das Land auf Platz 7 der wichtigsten Rohöllieferanten Deutschlands. Im Jahr 2010 wurden für 736 Mio. Euro Güter aus Deutschland nach Aserbaidschan ausgeführt (+74 %). Deutschland ist damit weiterhin drittgrößter Exporteur nach Aserbaidschan hinter Russland und der Türkei. Bereits 100 Firmen sind Mitglieder im Deutsch-Aserbaidschanischen Wirtschaftsverband (DAWF), der zukünftigen Auslandshandelskammer Baku.

Wirtschafts- und Finanzpolitik

Marktwirtschaft und freier Außenhandel sind offizielles wirtschaftspolitisches Ziel der aserbaidschanischen Regierung, die den Beitritt zur WTO anstrebt.

Der Staatshaushalt von Aserbaidschan wuchs in den vergangenen Jahren stetig. Der Haushalt 2011 wurde mit etwa 16 Mrd. USD konservativ erstellt. Das anvisierte Defizit von 1,7 % ist wegen des vorsichtigen Ansetzens des Ölpreises bei 60 USD pro Barrel nicht wahrscheinlich. Durch die Weltwirtschaftskrise fiel die Inflationsrate 2009 auf 1,5 %; 2010 stieg sie auf 5,7 %.

Die Auslandsverschuldung beträgt derzeit 3,86 Mrd. USD und damit 7,4 % des BIP von 2009. Das Land verfügt über Währungsreserven von 6,4 Mrd. USD, mit dem Ölfonds SOFAZ zusammen über strategische Reserven von 29 Mrd. USD.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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