Stipendienprogramm „Deutsche Auslandsschulen“: Auszeichnung für die Besten

Stipendienprogramm „Deutsche Auslandsschulen“: Auszeichnung für die Besten

Im Schuljahr 2009/2010 beendeten rund 16.700 Schülerinnen und Schüler weltweit ihre Ausbildung an einer der 140 Deutschen Auslandsschulen und 870 Sprachdiplomschulen. Vertraut mit der deutschen Sprache und Kultur, sind diese jungen Frauen und Männer hervorragend qualifiziert für ein Studium an einer deutschen Hochschule. Den besten nichtdeutschen Absolventen unter ihnen eröffnet ein besonderes Programm des DAAD aus Mitteln des Auswärtigen Amts eine außergewöhnliche Chance: Sie können ein Stipendium für ein komplettes Studium in Deutschland erhalten.

Die Architekturstudentin Eileen Dorer begeistert sich für den Bau des Mercedes-Benz Museums
© Jan Greune

Die Architekturstudentin Eileen Dorer begeistert sich für den Bau des Mercedes-Benz Museums

Die Architekturstudentin Eileen Dorer begeistert sich für den Bau des Mercedes-Benz Museums

© Jan Greune

Ein Atlas über Baustoffe, Fachliteratur über Beton und Ökologie, ein Ordner mit der Aufschrift „Tragkonstruktion“, dazwischen verschiedene selbst entworfene Modelle von Gebäuden: In ihrem weißen Bücherregal lässt sich das Fachgebiet von Eileen Dorer Li förmlich ablesen. Die 22 Jahre alte Peruanerin studiert seit Oktober 2008 Architektur an der Universität Stuttgart. Ermöglicht wird ihr das Studium vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) über das Stipendienprogramm für nichtdeutsche Absolventen der Deutschen Auslands- und Sprachdiplomschulen. Das aus Mitteln des Auswärtigen Amts finanzierte Programm ist in doppelter Hinsicht ungewöhnlich: Nur die Besten der Besten haben eine Chance – aber sie dürfen sich nicht selbst bewerben, sondern müssen von ihren Schulen oder so genannten Fachberatern der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) vorgeschlagen werden. Und: Das Stipendium finanziert als einziges DAAD-Programm ein komplettes Studium in Deutschland – vom ersten Semester bis zum Bachelor, Staatsexamen oder Diplom. Für sehr gute Bachelorabsolventen besteht die Möglichkeit, auch noch für ein zweijähriges Masterstudium weitergefördert zu werden.

Leistungsstarke Schulen

Eileen Dorer Li und ihre Kommilitonen diskutieren ein Architekturmodell
© Jan Greune

Eileen Dorer Li und ihre Kommilitonen diskutieren ein Architekturmodell

Eileen Dorer Li und ihre Kommilitonen diskutieren ein Architekturmodell

© Jan Greune

Eileen Dorer Li hat die Deutsche Schule „Alexander von Humboldt“ in Lima besucht und 2007 mit dem Abitur abgeschlossen – als Jahrgangsbeste. Die Schule in der peruanischen Hauptstadt ist eine von 140 Deutschen Auslandschulen weltweit, an denen Schülerinnen und Schüler in mehreren Fächern auf Deutsch unterrichtet werden, am Ende das deutsche Abitur ablegen können und so die Zulassung für ein Studium in Deutschland erhalten. „Zusammen mit den weltweit 870 Sprachdiplomschulen, an denen ebenfalls verstärkt Deutsch gelernt wird, zählen diese Schulen zu den leistungsstarken Bildungseinrichtungen im jeweiligen Land, nicht selten sind es sogar ‚Eliteschulen’“, sagt Dr. Georg Krawietz, der als DAAD-Referatsleiter für das Stipendienprogramm „Deutsche Auslandsschulen“ und die DAAD- Beteiligung an der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ des Auswärtigen Amts verantwortlich ist.

Früher Kontakt zur deutschen Kultur

Eileen Dorer Li mit einer Kommilitonin im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart
© Jan Greune

Eileen Dorer Li mit einer Kommilitonin im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart

Eileen Dorer Li mit einer Kommilitonin im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart

© Jan Greune

DAAD-Stipendiatin Eileen Dorer Li erinnert sich gerne an ihre Schulzeit. „Ich hatte eine sehr gute Ausbildung und ich habe mich an der Schule richtig zu Hause gefühlt“, sagt die Studentin. Schon ihr Vater war Schüler an der Deutschen Schule in Lima gewesen. Eileen besuchte die Schule gleich vom Kindergarten an – und lernte Deutsch wie eine zweite Muttersprache. Aber erst zum Abschluss der 10. Klasse kam sie zum ersten Mal in das Land, dessen Kultur ihr schon so vertraut war: Während eines zweimonatigen Schüleraustauschs lernte sie in der Nähe von Stuttgart den deutschen Alltag kennen. Damals entdeckte sie auch ihre Begeisterung für Architektur. „Das Zusammenwirken von Alt und Neu und die Tatsache, dass in Deutschland viel Wert auf die Bausubstanz gelegt wird, hat mich fasziniert“, erzählt sie. Der Berufswunsch Architektin stand früh fest. Gleich nach dem Abitur startete Eileen Dorer Li in Peru in ihr erstes Semester – da bekam sie die gute Nachricht von ihrem Schuldirektor: Er hatte sie für das DAAD-Vollstipendium vorgeschlagen und seine beste Abiturientin überzeugte auch die DAAD-Jury. „Ich habe mich unheimlich gefreut“, sagt die Peruanerin. „Ich wäre sonst vielleicht nach dem Bachelor in Peru zu einem Masterstudium nach Europa gekommen. Aber dass ich gleich von Anfang an in Deutschland studieren kann, ist natürlich toll“.

Beste Voraussetzungen

Eileen Dorer Li und ihre Kommilitonen diskutieren ein Architekturmodell
© Jan Greune

Eileen Dorer Li und ihre Kommilitonen diskutieren ein Architekturmodell

Eileen Dorer Li und ihre Kommilitonen diskutieren ein Architekturmodell

© Jan Greune

Von A wie Architektur bis Z wie Zahnmedizin: Zurzeit fördert der DAAD rund 500 Absolventinnen und Absolventen Deutscher Auslands- und Sprachdiplomschulen aus 50 Ländern mit dem einzigartigen Stipendium. Georg Krawietz vom DAAD weiß, dass diese Stipendiaten besonders gut auf ein Studium in Deutschland vorbereitet sind: „Sie sind das selbstständige und problemlösende Lernen gewohnt. Ihre Nähe zu Deutschland, zur deutschen Sprache und Kultur führt außerdem zu einer deutlich höheren Studienerfolgsquote als bei anderen internationalen Studierenden.“ Im Rahmen der vom Auswärtigen Amt gestarteten Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH) macht der DAAD die deutschen Hochschulen daher noch stärker auf das Potential der Absolventinnen und Absolventen Deutscher Auslandsschulen aufmerksam und wirbt dafür, diese interessante Zielgruppe für ein Studium in Deutschland zu gewinnen. „PASCH“ baut eine Brücke für einen leichteren Wechsel von einer Deutschen Schule im Ausland an eine deutsche Hochschule. Die Wirkung der Initiative ist nicht nur in der wachsenden Zahl der Deutschlerner sichtbar: Zu Beginn des Förderprogramms für die besten Absolventen der Auslandsschulen 2001 wurden im Jahr nur etwa 30 Stipendien vergeben, seit dem Start der Partnerschulinitiative 2008 hat sich diese Zahl gut vervierfacht.

Vernetzung durch BIDS

Eileen Dorer Li mit Architektur-Dozent Peter Braumann
© Jan Greune

Eileen Dorer Li mit Architektur-Dozent Peter Braumann

Eileen Dorer Li mit Architektur-Dozent Peter Braumann

© Jan Greune

Eine größere Vernetzung von Deutschen Schulen im Ausland und Hochschulen in Deutschland hat der DAAD außerdem mit der „BetreuungsInitiative Deutsche Auslands- und PartnerSchulen“ (BIDS) auf den Weg gebracht. Seit 2008 sind so mehr als 150 Kontakte und Kooperationen entstanden. An bisher 56 Fachhochschulen, Universitäten und Technischen Universitäten hat der DAAD BIDS-Projekte unterstützt – darunter zum Beispiel Schnupperstudienaufenthalte in Deutschland für Schüler und Lehrer. Mehr als 100 Studierende erhielten allein im Jahr 2010 Motivationsstipendien, eine finanzielle Starthilfe von monatlich 300 Euro in den ersten zwei Semestern. In einigen Projekten gab es von Beginn an eine enge Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Studienkollegs.Von BIDS gefördert wird zum Beispiel das Studienkolleg „Mittelhessen“ an der Universität Marburg. Hier bereiten sich Absolventen von Deutschen Auslands- und Sprachdiplomschulen, die mit ihrem Abschluss nur eine nationale, aber nicht die deutsche Hochschulzugangsberechtigung erworben haben, in zwei Semestern auf ein Studium in Deutschland vor. „Nach einem festen Lehrplan gibt es am Studienkolleg Schwerpunktkurse in den Fachrichtungen Technik, Medizin/Biologie, Wirtschaft und Gesellschaft sowie zusätzlichen Deutschunterricht“, berichtet Anke Heibrock, BIDS-Koordinatorin an der Universität Marburg. „Wir bieten eine intensive Betreuung, die bereits bei der Bewerbung für ein Studium beginnt.“ Dazu gehören zum Beispiel eine Unterkunft im Studentenwohnheim, Beratung bei Einschreibeformalitäten oder Versicherungsfragen, ein Tutor und der Austausch mit Studierenden und Dozenten. Mauricio Sauma, Absolvent der Deutschen Schule in Caracas in Venezuela, hat das Studienkolleg als gute Orientierung erlebt. „Ohne diese Vorbereitung wäre der Einstieg ins Studium viel schwerer gewesen“, sagt der 20-Jährige. Er hat in Marburg gerade sein erstes Fachsemester in einem Medien-Bachelorstudiengang abgeschlossen.

Wissen weitergeben

Die Architekturstudentin beim Zusammenstellen eines Modells
© Jan Greune

Die Architekturstudentin beim Zusammenstellen eines Modells

Die Architekturstudentin beim Zusammenstellen eines Modells

© Jan Greune

DAAD-Stipendiatin Eileen Dorer Li ist an der Universität Stuttgart schon im Hauptstudium. Nach ihrem Diplom im Jahr 2013 will sie erstmal Arbeitserfahrung als Architektin sammeln – in Deutschland. „Später aber möchte ich mein Wissen in Peru weitergeben“, sagt sie. Ihre Heimatstadt, die Siebenmillionen-Metropole Lima, wachse ohne ein klares Konzept. „Für Architekten gibt es dort viel zu tun“.

Text: Oliver Sefrin/Societäts-Medien


Stand 29.04.2011

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