Kultur- und Bildungspolitik
Kultur- und Bildungspolitik
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Stand: April 2011
Grundlinien der Kulturpolitik
Estland ist ein Land mit einer international ausgerichteten, vielfältigen und lebendigen Kulturszene, das sich im Verlauf seiner wechselhaften Geschichte immer den großen Kulturnationen zugehörig fühlte. Herausragende Bedeutung kommt der großen Musiktradition zu, aber auch Film, Theater und darstellende Kunst befinden sich seit Jahren im Aufwärtstrend. 2011 ist Tallinn gemeinsam mit Turku in Finnland Europäische Kulturhauptstadt, ein Status, der besonders für die Präsentation Tallinns als ein kulturelles Zentrum der Region genutzt werden sowie die Attraktivität als touristisches Ziel weiter steigern soll.
Die staatliche Stiftung „Kultuurkapital“ unterstützt estnische Kulturprojekte in allen Sparten. Zahlreiche Projekte, wie die Renovierung des historischen Guts Palmse (Palms), der Wiederaufbau der Tartuer Johanneskirche und die Restaurierung der Wappenepitaphe in der Tallinner Domkirche, knüpfen an die 700-jährige gemeinsame deutsch-estnische Kulturgeschichte an. Während das vielfältige und anspruchsvolle kulturelle Angebot in der Hauptstadt und auch zunehmend in den Regionen günstige Bedingungen im Kulturbereich dokumentiert, ist die Situation im Bildungsbereich geprägt durch finanzielle Engpässe und strukturelle Probleme. Angesichts niedriger staatlicher Gehälter stellt die Abwanderung junger qualifizierter Kräfte ins Ausland und in den Privatsektor ein zunehmendes Problem dar.
Wissenschaft und Hochschulen
Die estnische Hochschullandschaft wird maßgeblich von der traditionsreichen Universität Tartu (Dorpat) bestimmt. Aus der ältesten Universität des Landes sind in den letzten Jahrhunderten zahlreiche Forscher, Wissenschaftler und Professoren von internationalem Rang und Namen hervorgegangen. Neben der Universität Tartu nehmen die Technische Universität Tallinn und die 2005 in „Universität Tallinn“ umbenannte ehemalige Pädagogische Hochschule Tallinn prominente Plätze auf der Liste der über 40 Hoch- und Fachhochschulen des Landes ein.
Viele der genannten Hochschulen pflegen enge wissenschaftliche Kontakte zu deutschen Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen. Der Austausch von Wissenschaftlern, Forschern und Studenten nimmt seit Jahren einen festen Platz in diesen Beziehungen ein. An der Universität Tartu findet seit 1996 jedes Jahr im Herbst die deutsch-estnische akademische Woche (Academica) statt.
Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) entsendet auf Antrag Dozenten verschiedener Fachrichtungen für Kurz- und Langzeitdozenturen und vermittelt Lektoren. Die regulären Förderprogramme umfassen Forschungsstipendien für Graduierte aller Fachrichtungen, Semesterstipendien für Germanisten, Stipendien für Masterprogramme in Deutschland, Hochschulsommerkurse, Forschungsaufenthalte für Wissenschaftler sowie Studienreisen und Studienpraktika.
2009 wurde der Austausch von insgesamt 239 Studenten, Graduierte, Wissenschaftler, Hochschullehrer und Administratoren aus Deutschland und Estland vom DAAD gefördert.
Die Alexander von Humboldt-Stiftung und die Robert-Bosch-Stiftung sind sind ebenfalls in Estland aktiv. Daneben engagiert sich insbesondere die deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit Geräte- und Literaturspenden sowie durch die Förderung der Teilnahme an wissenschaftlichen Austauschprogrammen und Tagungen.
Medien
Die Pressefreiheit ist in Estland uneingeschränkt gewährleistet. Im Bereich der elektronischen Medien haben sich neben dem öffentlich-rechtlichen Hörfunk- und Fernsehsystem, die inzwischen zu einer Sendeanstalt verschmolzen sind, zahlreiche kommerzielle Rundfunkanbieter etabliert. Estland hat sich seit Juni 2010 komplett vom analogen auf den digitalen Rundfunk umgestellt. Die wichtigsten estnischsprachigen Tageszeitungen sind „Postimees“, „Eesti Päevaleht“, die Boulevardzeitung „Õhtuleht“, die Wirtschaftszeitung Äripäev sowie das Wochenblatt „Eesti Ekspress“ („Postimees und „Äripäev“ erscheinen auch als russischsprachige Ausgabe).
Daneben gibt es zwei russischsprachige Tageszeitungen, die wegen der wirtschaftlichen Lage seit Frühling 2009 jedoch nur noch als Online-Ausgabe erscheinen sowie drei russischsprachige und eine englischsprachige Wochenzeitung („The Baltic Times“). Auch die Nachrichtenagentur „Baltic News Service“ bietet englischsprachige Nachrichten an. Der russischsprachige Bevölkerungsteil sieht größtenteils russisches Fernsehen, das in Estland empfangen werden kann.
Hinweis