Kultur- und Bildungspolitik

Kultur- und Bildungspolitik

Stand: März 2010

Bildungspolitik

Das ukrainische Schul- und Hochschulsystem steht weiter unter starkem Reformdruck (Korruptionsbekämpfung, Europäisierung/ Internationalisierung). Die noch unter der Vorgänger-Regierung begonnenen Reformen im Bildungsbereich wurden unter der neuen Administration teilweise wieder rückgängig gemacht, so zum Beispiel die Verlängerung der Schulzeit von 11 auf 12 Jahre. Die 2008 eingeführten anonymisierten, landesweiten Zugangstests zu den Universitäten sollten v.a. der Korruption beim Hochschulzugang entgegenwirken. Sie wurden in ihrer bestehenden Form unter dem neuen Bildungsminister Tabatschnik angepasst, so dass nun eine Durchschnittsleistung aus Schulzeugnis, Zugangstest – und in einigen Studiengängen auch wieder individuelle Zugangstests an den Universitäten – über die Immatrikulation entscheidet. Eine umfassende Hochschulreform ist von ihren Inhalten her umstritten und bisher nicht umgesetzt. Die Ukraine ist Teil des Bologna-Prozesses, sie führt Bachelor- und Masterabschlüsse ein und arbeitet nun auch an einer Einführung des PhD-Levels. Hier sind weitere Reformen und Verbesserungen in der Lehre notwendig, um an internationale Bildungsstandards anzuschließen.

Zentrale Probleme im Hochschulbereich bleiben, neben der Korruption vor allem die mangelnde finanzielle Ausstattung der Institutionen, die große, unübersichtliche Anzahl an höheren Bildungseinrichtungen mit geringer Vernetzung. Da die Gehälter im Bildungsbereich trotz Erhöhungen oft immer noch nicht zur Deckung der Lebenshaltungskosten reichen, geben viele qualifizierte Lehrkräfte ihren Beruf auf. Besonders schwierig ist die Lage auf dem Land fernab großer Städte.

Mit der Eröffnung der Deutschen Schule Kiew im September 2008 konnte das schulische Angebot für deutschsprachige Kinder deutlich verbessert werden. Es bietet im Schuljahr 2010/2011 Unterricht in den Klassenstufen 1 bis 7 an und wird in den kommenden Jahren sukzessive weitere Klassenstufen einrichten.


Sprachpolitik

Ukrainisch ist einzige Staatssprache, jedoch gibt es Überlegungen, Regionalsprachen stärker zu berücksichtigen. Neben Russisch sind dies u.a. Krimtatarisch sowie Rumänisch und Ungarisch in Teilen der Westukraine. Der ukrainischsprachige Unterrichtsanteil an Schulen und Hochschulen hat in den letzten Jahren mehr als 85 Prozent erreicht, während Russisch als Verkehrssprache sehr verbreitet bleibt und wieder an Bedeutung gewinnt. In den audiovisuellen Medien gibt es Sprachquoten. Generell ist der Westen des Landes eher ukrainischsprachig, Osten und Süden sind eher russischsprachig.


Kulturpolitik

Der Sektor nicht-staatlich geförderter Kultur (private Theater, Tanz- und Musikfestivals) in der Ukraine wächst. Er sucht erkennbar Anschluss an westliche Kunstrichtungen, die in der Sowjetzeit unterdrückt waren. Mittlerweile verfügt die Ukraine über zwei große internationale Filmfestivals, das traditionsreiche „Molodist“-Filmfest in Kiew, das jährlich im Oktober stattfindet, sowie das Filmfestival in Odessa im Juli. Die ukrainische und ukrainischsprachige Literatur entwickelt sich rasant, was sich auch in zahlreichen deutschen Übersetzungen widerspiegelt. Autoren wie Andrej Kurkow, Juri Andruchowitsch, aber auch Schriftsteller der jüngeren Generation wie Serhij Zhadan, Taras Prochasko, Oxana Sabushko, Tanja Maljartschuk erfreuen sich steigender Beliebtheit in Deutschland. So erhielt Serhij Zhadan 2010 ein Jahresstipendium des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Die wichtigste Buchmesse des Landes in Lemberg erfährt jährlich wachsende Beachtung. Die Ukraine verfügt über eine vielfältige Musikszene, die gerade im Bereich zeitgenössischer Musik auch durch internationale Festivals (insbesondere in Odessa, Lemberg und Kiew) auf sich aufmerksam macht.

Wichtiges Element in den kulturellen Verbindungen stellen die Beziehungen unterhalb der staatlichen Ebene dar. Zahlreiche aktive Städtepartnerschaften fördern den Austausch mit einem breiten Spektrum an Angeboten. Die traditionsreichste Kooperation besteht zwischen Kiew und Leipzig, die 2011 ihr 50jähriges Bestehen feiert.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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