Fachzentren in Afrika: Top-Ausbildung für die Entscheider von morgen

Fachzentren in Afrika: Top-Ausbildung für die Entscheider von morgen

Teilnehmer des Doktorandenseminars mit DAAD-Lektorin Iris Vernekohl
© Eric Miller

Teilnehmer des Doktorandenseminars mit DAAD-Lektorin Iris Vernekohl

Teilnehmer des Doktorandenseminars mit DAAD-Lektorin Iris Vernekohl

© Eric Miller

Mit fünf Fachzentren an bedeutenden afrikanischen Universitäten unterstützen das Auswärtige Amt und der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) eine Master- und Doktorandenausbildung auf höchstem Niveau. Inhaltlich stehen gesellschaftlich relevante Schlüsselthemen im Zentrum. Fächerübergreifend geht es auch darum, ein enges Netzwerk von Partnern für die demokratische und wirtschaftliche Entwicklung Afrikas und die Zusammenarbeit mit Deutschland zu knüpfen. Ende Januar 2011 trafen sich die deutschen und afrikanischen Wissenschaftler und Doktoranden in Kapstadt. Unter ihnen war auch das Team des Tansanisch-Deutschen Fachzentrums für Rechtswissenschaft.

Afrikanische und deutsche Wissenschaftler lehren und forschen in den fünf DAAD-Fachzentren in Afrika gemeinsam. Sie sind seit 2008 aus Mitteln der „Aktion Afrika“ des Auswärtigen Amts eingerichtet worden – mit dem Ziel, die Forschungs- und Ausbildungskapazitäten an bedeutenden afrikanischen Hochschulen zu unterstützen. „Wir wollen Strukturen verbessern und künftige Entscheidungsträger in Afrika fördern“, sagt Dr. Dorothee Weyler, die zuständige Projektleiterin des DAAD. Die Zentren sollen ein engmaschiges Netzwerk von Partnern für die Zukunft Afrikas und die Zusammenarbeit mit Deutschland knüpfen. Beim Netzwerktreffen der DAAD-Fachzentren in Afrika Ende Januar in Kapstadt hatten Dozenten und Doktoranden Gelegenheit sich intensiv auszutauschen.

Professor Ulrike Wanitzek mit Professor Chuma Himonga von der University of Cape Town
© Eric Miller

Professor Ulrike Wanitzek mit Professor Chuma Himonga von der University of Cape Town

Professor Ulrike Wanitzek mit Professor Chuma Himonga von der University of Cape Town

© Eric Miller

Schlüsselthemen der Entwicklung

Inhaltlich stehen in den Fachzentren Schlüsselthemen der gesellschaftlichen Entwicklung im Mittelpunkt: So geht es am Fachzentrum in Ghana um Entwicklungs- und Gesundheitsforschung, in der Demokratischen Republik Kongo um Mikrofinanz, in Namibia um Logistik und in Südafrika um Entwicklungsforschung und Strafjustiz. Das Tansanisch-Deutsche Fachzentrum für Rechtswissenschaft, kurz TGCL, betreiben die juristischen Fakultäten der Universitäten Bayreuth und Dar es Salaam gemeinsam. Jährlich bildet das TGCL zehn Master-of-Law-Studierende und in einem dreijährigen Promotionsprogramm fünf Doktoranden aus. Die Projektleiterin des Fachzentrums Ulrike Wanitzek ist Juraprofessorin am Institut für Afrikastudien und an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth. Gemeinsam mit ihrem tansanischen Kollegen Dr. Kennedy Gastorn koordiniert sie die Arbeit.

Die Teilnehmer der DAAD-Fachzentrenkonferenz in Kapstadt
© Eric Miller

Die Teilnehmer der DAAD-Fachzentrenkonferenz in Kapstadt

Die Teilnehmer der DAAD-Fachzentrenkonferenz in Kapstadt

© Eric Miller

Eine “goldene Chance”

Die Schwerpunktthemen am TGCL, das Studierenden aus den fünf Ländern der Ostafrikanischen Gemeinschaft (East African Community, EAC) offen steht, sind Verfassungsrecht, Menschenrechte und Rechtsvergleichung. Die tansanische Doktorandin Lillian Mongella etwa beschäftigt sich mit Reparationen für Opfer politischer Konflikte und Menschenrechtsverletzungen in der Region und dem Bedarf nach gemeinsamen gesetzlichen Regelungen. Anatole Nahayo aus Burundi sieht seine Ausbildung als „goldene Chance“. Er ist spezialisiert auf Steuerrecht und arbeitet daran, wie die Einkommenssteuersysteme der fünf Länder in Einklang gebracht werden könnten. Von der Kooperation mit Deutschland profitieren die angehenden Juristen vielfach: Sie schätzen die Vorlesungen deutscher Gastdozenten und Forschungsaufenthalte in Bayreuth und können auch Seminare zu deutschem und EU-Recht belegen.

Die TGCL-Doktoranden Lilian Mongella und Anatole Nahayo
© Eric Miller

Die TGCL-Doktoranden Lilian Mongella und Anatole Nahayo

Die TGCL-Doktoranden Lilian Mongella und Anatole Nahayo

© Eric Miller

Fächerübergreifende Zusammenarbeit

Die fünf Fachzentren in Afrika arbeiten nicht nur für sich allein. In Kapstadt nutzten die Dozenten die mehrtägige Konferenz auch, um Kooperationsmöglich­keiten auszuloten – für eine gemeinsame PhD-Sommerschule zum Beispiel. Denn trotz der unterschiedlichen fachlichen Ausrichtung der Zentren ähneln sich die Herausforderungen. „Es war erstaunlich, wie viel uns verbindet, vor allem wenn es um Themen wie Good Governance, Armutsbekämpfung oder Entwicklung geht“, sagt Gastorn. „Früher haben wir uns nur als Juristen gesehen, oder als Logistik- oder Mikrofinanzexperten.“ Aber es werde immer wichtiger fächerübergreifend zu arbeiten. Egal ob in Accra, Dar es Salaam, Kapstadt, Kinshasa oder Windhoek: „Wir haben alle dasselbe Ziel“, sagt Kennedy Gastorn. Professor Wanitzek fügt hinzu: „Und: Wir beschreiten dabei gemeinsam neue Wege der Qualifizierung zukünftiger Führungskräfte in Afrika“.

Die fünf Fachzentren wurden als hervorragende Kooperationsprojekte aus 70 Bewerbungen deutscher und afrikanischer Hochschulen ausgewählt.

Bis zu 500.000 Euro beträgt die Förderung des Auswärtigen Amts pro Jahr und Fachzentrum. Sie ist für den Zeitraum von 2008 bis 2013 vorgesehen.

Alle Zentren bieten meist interdisziplinäre Master- und PhD-Programme sowie ein Stipendienprogramm an.

2010 wurden insgesamt 180 Stipendien an Studierende der Fachzentren vergeben.

Text: Corinna Arndt, Janet Schayan/Societäts-Medien


Stand 02.03.2011

gesamten Artikel lesen zurück mit ESC