Beziehungen zwischen Vietnam und Deutschland

Beziehungen zwischen Vietnam und Deutschland

Stand: März 2011

Politische Beziehungen

Die bilateralen Beziehungen besitzen eine besondere Qualität. In Deutschland sind 83.000 Vietnamesen registriert, schätzungsweise 100.000 Menschen in Vietnam sprechen deutsch.

Die bilateralen Beziehungen haben 2008 durch den Vietnam-Besuch des Bundesministers des Auswärtigen und den Deutschland-Besuch von Premierminister Dung kräftige neue Impulse erhalten. Der im September 2008 erfolgten Eröffnung der Vietnamesisch-Deutschen Universität in Ho-Chi-Minh-Stadt, die durch das Bundesland Hessen und das BMBF finanziell unterstützt wird, kommt hier besondere Bedeutung zu.

Deutschland unterstützt nicht nur den wirtschaftlichen Transformationsprozess Vietnams. Der Bundesaußenminister unterzeichnete am 29.02.2008 in Hanoi mit seinem vietnamesischen Amtskollegen eine „Gemeinsame Erklärung über die Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Rechts und der Justiz“. Dieser folgte die Vereinbarung eines Dreijahresprogramms zwischen dem Bundesminister der Justiz und seinem Amtskollegen am 16.04.2009. Ein weiteres, für die Zukunft der Zusammenarbeit wichtiges Vorhaben ist die geplante Errichtung eines Deutschen Hauses in Ho-Chi-Minh-Stadt. 2010 wurde aus Anlass des 35. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Vietnam als „Deutsch-Vietnamesisches Jahr“ gefeiert. Beide Präsidenten hatten die Schirmherrschaft übernommen. .


Entwicklungszusammenarbeit

Vietnam ist ein wichtiges Partnerland der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Seit 1990 hat Deutschland Vietnam über 1 Mrd. Euro Entwicklungshilfe zur Verfügung gestellt. Hinzu kommen die deutschen Beiträge zu internationalen Organisationen (Weltbank, Asiatische Entwicklungsbank, Vereinte Nationen) und zur Entwicklungszusammenarbeit der Europäischen Union. Unter den EU-Mitgliedsstaaten sind derzeit Frankreich und Deutschland die größten Geberländer.

300 Mio. EUR hat Deutschland während der Regierungsverhandlungen Ende 2010 für die Entwicklungszusammenarbeit mit Vietnam in den Jahren 2011 und 2012 zugesagt, davon 26 Mio. Euro für Technische Zusammenarbeit (TZ), 258 Mio. Euro für Finanzielle Zusammenarbeit (FZ) und knapp 16 Mio. EUR aus der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesumweltministeriums. Die nächsten Regierungsverhandlungen über die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit werden 2011 in Hanoi stattfinden.

Die vietnamesisch-deutsche Entwicklungszusammenarbeit konzentriert sich auf folgende drei Schwerpunktbereiche:

  1. Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und Berufsbildung, 
  2. Umweltpolitik, Schutz und nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen, Stadtentwicklung (Abwasser-/Abfallentsorgung),
  3. Verbesserung der dezentralen Gesundheitsversorgung

Über aktuelle Veranstaltungen, Projekte und Ansprechpartner der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in Vietnam informiert das Internetportal www.gdc-vietnam.org.


Wirtschaftliche Beziehungen

Deutschland hat 2010 seine Position als größter EU-Handelspartner Vietnams stärken können: Im letzten Jahr konnte ein Handelsvolumen von 5,85 Mrd. USD erzielt werden, was gegenüber dem Vorjahr (4,6 Mrd. USD) eine beachtliche Steigerung darstellt. Erneut wies der bilaterale Handel einen deutlichen Überschuss zugunsten Vietnams auf: Vietnam hat 2010 Waren im Gesamtwert von 3,9 Mrd. USD nach Deutschland exportiert, umgekehrt betrug der Wert der nach Vietnam ausgeführten deutschen Produkte lediglich 1,95 Mrd. USD.

Wichtigste vietnamesische Exportprodukte nach Deutschland sind Schuhe, Textilien, landwirtschaftliche Erzeugnisse (z.B. Kaffee und Pfeffer), Meeresfrüchte und mittlerweile auch Elektronikartikel und Möbel. . Wichtigste Einfuhrprodukte aus Deutschland sind Maschinen, Fahrzeuge und Ausrüstungsgegenstände sowie Produkte der chemischen Industrie. Vietnam hat das Ziel , sich bis 2020 zum Industrieland zu entwickeln. Der damit verbundene Bedarf an höherwertigen Anlagen sollte sich in einer weiter steigenden Nachfrage nach Maschinen ‘Made in Germany’ äußern.

Die Delegation der Deutschen Wirtschaft mit Büros in Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt ist Teil des AHK-Netzwerks. Die Kammer befindet sich in Ho-Chi-Minh-Stadt in einer Bürogemeinschaft mit der Deutschen Kaufmannschaft (German Business Association), in der sich über 150 deutsche Unternehmen zusammengeschlossen haben. Deutsche Unternehmen haben knapp 400 Mio. USD in Vietnam investiert (wobei wichtige Investitionen deutscher Unternehmen, die über Auslandstöchter gesteuert werden, statistisch schlecht zu erfassen sind). Seit 2008 ist auch ‘Germany Trade and Invest’ (GTAI, früher Bundesagentur für Außenwirtschaft bfai) mit einer Korrespondentin in Hanoi vertreten, so dass die deutsche Außenwirtschaftsförderung in Vietnam gut aufgestellt ist.


Kulturbeziehungen

Seit Abschluss des Kulturabkommens 1990 entwickeln sich die bilateralen Kulturbeziehungen positiv. Die rund 100.000 Vietnamesen, die in Deutschland gearbeitet, studiert oder sich dort fortgebildet haben, bilden eine – in Asien einzigartige – Brücke zwischen Deutschland und Vietnam, die das Interesse an Deutschland wach hält.

Der wissenschaftliche Austausch profitiert von der großen Zahl in Deutschland ausgebildeter Akademiker. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), die Alexander von Humboldt-Stiftung und die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördern eine wachsende Zahl wissenschaftlicher Kontakte und Kooperationsvereinbarungen. Vietnam ist Schwerpunktland der Bemühungen zur Internationalisierung des Hochschulstandorts Deutschland. Derzeit studieren rund 3.800 vietnamesische Studenten an deutschen Universitäten. Im Dezember 1999 hat das Vietnamesisch-Deutsche Zentrum (VDZ) an der Technischen Universität Hanoi seine Arbeit aufgenommen, das auch die seit 2003 bestehende Außenstelle des DAAD in Hanoi beherbergt.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) pflegt intensive Kontakte mit dem vietnamesischen Forschungsministerium. Im Bereich der Wissenschaftlich-Technologischen Zusammenarbeit herrscht ein dichter Austausch auf fachlicher und politischer Ebene. Schwerpunkte der Aktivitäten des BMBF liegen in den Bereichen Bildung, Biotechnologie, Wasser- und Umweltforschung und Forschungsmanagement.

Mehrjährige Verhandlungen über die Errichtung von Kulturinstituten wurden im Januar 1997 mit der Unterzeichnung eines Abkommens abgeschlossen. Im Dezember 1997 wurde das Goethe-Institut Hanoi eröffnet, das sich zu einem viel besuchten Mittelpunkt deutscher Kultur und Sprache sowie darüber hinaus zu einem beliebten Treffpunkt Kulturschaffender und -interessierter entwickelt hat. Seit Ende 2003 betreibt das Goethe-Institut gemeinsam mit dem DAAD auch in Ho-Chi-Minh Stadt ein “Deutsches Zentrum”, das Sprachprogramme und akademische Beratung anbietet und welches in 2008 zu einer GI-Außenstelle mit eigener kultureller Programmarbeit ausgebaut wurde. Für viele zukünftige Studenten sind die Sprachkurse des Goethe-Instituts Sprungbrett für den angestrebten Studienaufenthalt in Deutschland.

Die Friedrich Ebert-Stiftung eröffnete als erste politische Stiftung im November 1990 ein Büro in Hanoi, 1993 folgte die Konrad Adenauer-Stiftung. Seit Februar 2009 ist auch die Rosa Luxemburg-Stiftung in Hanoi mit einem Büro vertreten. Die Hans-Seidel-Stiftung wird in Kürze ihr Vertretungsbüro eröffnen. Für das Jahr 2011 plant ebenfalls die Friedrich-Naumann Stiftung, ein Büro zu eröffnen.

Im September 2008 wurde in Ho-Chi-Minh-Stadt die Vietnamesisch-Deutsche Universität (VDU) eröffnet, deren Gründungsdokumente im Februar 2008 in Hanoi in Anwesenheit des Bundesaußenministers unterzeichnet worden waren. Das vom Bundesland Hessen initiierte Projekt soll zu einem Vorzeigeprojekt der bilateralen Hochschulzusammenarbeit entwickelt werden. Im Rahmen der vom Auswärtigen Amt Ende 2007 ins Leben gerufenen Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ ist auch in Vietnam der Deutschunterricht an vietnamesischen Schulen erweitert worden. Neue Partnerschulen konnten für Deutschland gewonnen werden. Sowohl das Goethe Institut als auch die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), die seit Februar 2008 mit einer Fachberaterin für Deutsch in Vietnam präsent ist, widmen sich in Zusammenarbeit mit der Botschaft diesem Vorhaben. Im August 2010 hat die Deutsche Internationale Schule in Ho-Chi- MinhStadt die Betriebslizenz erhalten.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

gesamten Artikel lesen zurück mit ESC