Beziehungen zwischen Sri Lanka und Deutschland
Beziehungen zwischen Sri Lanka und Deutschland
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Stand: Februar 2011
Politische Beziehungen
Die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Sri Lanka sind gut.
Deutschland ist in Sri Lanka in vielfältiger Weise (Kulturinstitut, politische Stiftungen, Deutsches Archäologisches Institut, Alexander-von-Humboldt-Stiftung, Deutscher Akademischer Austauschdienst, Südasien-Institut, Freundschaftsgesellschaften) aktiv und wird als zuverlässiger Partner geachtet und geschätzt.
Eine wesentliche Rolle spielen dabei die Wirtschaftsbeziehungen. Die Europäische Union ist wichtigster Handelspartner Sri Lankas, sie nimmt 38 Prozent der srilankischen Exporte ab. Der Anteil Deutschlands macht 5 Prozent der Gesamtexporte aus. Außerdem kommt seit vielen Jahren ein großer Teil der ausländischen Touristen in Sri Lanka aus Deutschland (2010 rund 46.000 deutsche Touristen, 54 Prozent% mehr als 2009).
Gemeinsam mit seinen EU-Partnern und mit anderen westlichen Staaten verfolgt Deutschland aufmerksam die Einhaltung der Menschenrechte und auch die Entwicklung der humanitären Lage in Sri Lanka. Das Interesse galt 2010 insbesondere der Situation der Binnenvertriebenen. In der Schlussphase des im Mai 2009 beendeten 26-jährigen Bürgerkrieges mussten über 300.000 Menschen ihre Heimatorte im Norden des Landes verlassen und waren in Lagern für Binnenvertriebene untergebracht. Etwa 20.000 leben weiterhin in Lagern, die sie aber frei verlassen dürfen. Ein Teil der aus den Lagern bereits entlassenen Flüchtlinge konnte bisher noch nicht in die Heimatorte zurückkehren. Der Wiederaufbau in diesem Landesteil hat begonnen. Zum Teil über internationale Organisationen und über deutsche Nichtregierungsorganisationen leistet Deutschland hier humanitäre Hilfe sowie Übergangshilfe.
Wirtschaftsbeziehungen
Sri Lanka hat folgende Abkommen mit Deutschland geschlossen:
· Handelsabkommen (1950, 1955, 1958)
· Investitionsförderungs- und –schutzabkommen (2000)
· Rahmenabkommen über Technische Zusammenarbeit (1973)
· Luftverkehrsabkommen (1973, 1995)
· Doppelbesteuerungsabkommen (1979)
Das seit 1975 zwischen Sri Lanka und der EU bestehende Kooperationsabkommen ist mit Wirkung vom 01.04.1995 durch ein neues Abkommen abgelöst worden. Daneben besteht ein Textilimportabkommen.
Das bilaterale Handelsvolumen mit Sri Lanka betrug 2010 von Januar bis November 547,1 Mio. Euro, 19,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Dabei haben die deutschen Importe aus Sri Lanka um 12,5 Prozent, die Exporte aus Deutschland nach dort um 37,6 % zugenommen. Deutschland importiert vor allem Textilien, Tee, Kautschuk und Schmuckwaren aus Sri Lanka und exportiert Maschinen, elektrotechnische und chemische Produkte sowie Eisenwaren. Die bilaterale Handelsbilanz ist für Deutschland seit Jahren defizitär; die deutschen Ausfuhren nach Sri Lanka machten von Januar bis November 2010 in Euro nur 47 Prozent der Einfuhren von dort aus.
Deutschland ist traditionell einer der wichtigsten Partner Sri Lankas im Tourismus. Jedoch war zunächst wegen des Tsunami, dann wegen des Bürgerkrieges und der Sicherheitslage, aber auch im Zusammenhang der globalen Entwicklungen und des internationalen Wettbewerbs ein anhaltender Abwärtstrend zu verzeichnen. Besuchten 2004 noch rund 59.000 deutsche Touristen das Land, waren es 2008 und 2009 nur ca. 30.000. 2010 erreichten die Besucherzahlen mit 45.727 deutschen Touristen wieder einen höheren Wert.
Etwa 120 deutsche Unternehmen haben in Sri Lanka investiert und ca. 20.000 Arbeitsplätze geschaffen. Der 1999 gegründete Sri Lanka-Germany Business Council, in dem sich deutsche und srilankische Geschäftsleute um eine Intensivierung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Sri Lanka bemühen, zählt 70 Mitglieder.
Entwicklungszusammenarbeit
Deutschland ist seit Ende der 1950-er Jahre einer der wichtigsten bilateralen Geber Sri Lankas. Die Gesamtzusagen für Entwicklungszusammenarbeit (EZ) beliefen sich bis einschließlich 2004 auf 381,5 Mio. Euro für Technische Zusammenarbeit (TZ) und 717,3 Mio. Euro für Finanzielle Zusammenarbeit (FZ). Die letzten regulären Zusagen betrugen 21,5 Mio. Euro (TZ) und 17,3 Mio. Euro (FZ) für 2003 und 2004.
Nach dem Tsunami wurden 2005 neben Nothilfemaßnahmen von 10 Mio. Euro der Regierung Sri Lankas 85 Mio. Euro (davon 49 Mio. Euro FZ und 36 Mio. Euro TZ) Wiederaufbauhilfe zugesagt, die später noch aufgestockt wurden. Damit beläuft sich die gesamte Sri Lanka Tsunami-Hilfe aus EZ-Mitteln der Bundesregierung auf über 100 Mio. Euro. Das Tsunami-Hilfsprogramm wurde inzwischen vollständig umgesetzt. Damit wurde Hunderten von Menschen durch Häuser- und Infrastrukturbau, Kleinstkreditvergabe sowie Fischerei- und Gewerbeförderung wieder eine tragbare Zukunftsperspektive gegeben.
Die 2006 wieder aufgeflammten Auseinandersetzungen und schließlich der voll ausgebrochene Bürgerkrieg verschlechterten die Bedingungen für langfristige Entwicklungszusammenarbeit zusehends. Schließlich erfolgte unter Berücksichtigung der politischen und militärischen Situation Ende 2007 eine grundlegende Umstrukturierung der Entwicklungszusammenarbeit. ‚Konflikttransformation’ wurde neuer und einziger Schwerpunkt der bilateralen Kooperation, die vier große Projekte umfasst (Friedenserziehung an Schulen, Förderung von zivilgesellschaftlichen Friedensinitiativen, Qualifizierungsmaßnahmen in der Verwaltung von Ost- und Nordprovinz, Förderung des Mikrofinanzsektors). Die Bundesregierung hat 2010 für die Fortsetzung laufender Vorhaben 5,0 Mio. Euro zugesagt. Bereits 2009 wurden zur Linderung der Not der bürgerkriegsbedingt Binnenvertriebenen zur Normalisierung der Lebenssituation der vorläufig in Lagern Untergebrachten sowie zur Unterstützung ihrer Wiederansiedlung, Nothilfemittel des Auswärtigen Amtes und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Höhe von 10,5 Mio Euro an humanitäre Hilfsorganisationen und die Vereinten Nationen überwiesen.
Trotz der militärischen Niederringung der LTTE im Mai 2009 hat sich wenig an der schwierigen Situation für langfristige Entwicklungsprojekte geändert. Deshalb werden Konflikttransformation und Nothilfe bis auf Weiteres den Fokus des deutschen Kooperationsengagements in Sri Lanka bilden.
Der gesamte, von der Bundesregierung zugesagte Betrag für humanitäre, Not- und Übergangshilfe belief sich 2009 auf 8,0 Mio.Euro.2010 finanzierte das Auswärtige Amt erneut Projekte der humanitären in Höhe von kam 550.000 Euro. Das BMZ hatdie Wiederherstellung der Lebensgrundlagen in den ehemaligen Kampfgebieten auch 2010 über die Entwicklungsorientierte Not- und Übergangshilfe in ähnlicher Größenordnung wie 2009 unterstützt.Zur Linderung der durch Überschwemmungen im Januar und Februar 2011 ausgelösten humanitären Not hat das Auswärtige Amt 500.000 Euro zur Verfügung gestellt.
Kulturelle Beziehungen
In Colombo gibt es ein Goethe-Institut, das neben Sprachkursen vielseitige Kulturprogramme anbietet und über eine gut sortierte Mediathek mit deutschen Büchern, CDs und Spielfilmen verfügt.
An mehreren Universitäten des Landes sind Stipendiaten der Alexander-von-Humboldt-Stiftung in verantwortlichen Positionen und werden von ihr weiter gefördert. Der Deutsche Akademische Austauschdienst unterhält eine Lektorenstelle in Colombo.
Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft unterstützt ihre srilankische Schwesterorganisation. Deutsche Archäologen unternehmen seit Jahren Ausgrabungen im Gebiet Tissamaharana im Süden des Landes sowie jetzt auch nahe Anuradhapura, der nördlichen Spitze des „Kulturdreiecks“.
Von den politischen Stiftungen sind in Sri Lanka die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Friedrich-Naumann-Stiftung vertreten. Sie tragen durch vielfältige Programme zu den politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und Medienbeziehungen bei. Die Deutsche Welle, die im Osten Sri Lankas (Trincomalee) eine Relaisstation unterhält, unterstützt die staatliche „Sri Lanka Broadcasting Corporation“ und private Rundfunkanstalten durch Ausbildungsmaßnahmen. Über die Friedrich-Ebert-Stiftung wurde ein modernes Fernsehausbildungszentrum erstellt.
Hinweis