Beziehungen zwischen Kasachstan und Deutschland

Beziehungen zwischen Kasachstan und Deutschland

Stand: Dezember 2010

Politische Beziehungen

Die deutsch-kasachischen politischen Beziehungen sind partnerschaftlich und weitgehend problemlos. Dies verdeutlichen hochrangige bilaterale Besuche: Im Jahre 2010 hat Bundeskanzlerin Merkel zweimal Kasachstan besucht (18.07. und zum OSZE-Gipfel 1./2.12.). Präsident Nasarbajews Deutschland-Besuch am 04.02.2009 war zugleich Auftakt des „Kasachstan-Jahres“ in Deutschland, erwidert durch das „Deutschland-Jahr“ 2010 in Kasachstan. Bei dem zurückliegenden  Staatsbesuch von Bundespräsident Köhler in Kasachstan wurden bilaterale Dokumente unterschrieben: Abkommen zur Deutsch-Kasachischen Universität in Almaty, Gemeinsame Erklärung über eine Partnerschaft für die Zukunft, Erklärung zur Innovations- und Investitionspartnerschaft sowie sechs Unternehmensvereinbarungen.

Auch auf Ministerebene gibt es zahlreiche bilaterale Begegnungen Bundesaußenminister Westerwelle nahm am OSZE-Außenminister-Treffen am 16./17. Juli 2010 in Almaty teil und empfing seinen Amtskollegen Saudabajew am 9. Dezember 2009 in Berlin. Zuvor wurde bei dem Besuch von Außenminister Tazhin bei Bundesminister Steinmeier am 07.05.2009 ein Aktionsprogramm über die Ausgestaltung der bilateralen Beziehungen unterzeichnet. Zur Eröffnung des Deutschland-Jahrs in Kasachstan hielt sich Anfang Februar 2010 die Staatsministerin im Auswärtigen Amt Cornelia Pieper in Almaty und Astana auf.

Der damalige Bundeswirtschaftsminister Glos war im Oktober 2007 in Astana und Almaty zu Besuch und wurde von einer großen Wirtschaftsdelegation begleitet. Bei dem Besuch von Nasarbajew in Berlin (29.01./ 01.02.2007) wurde das Landtransitabkommen für Bundeswehr-Transporte nach Afghanistan abgeschlossen, das im Januar 2008 ratifiziert wurde.

Auf besondere Weise verbindet Deutschland und Kasachstan die vor allem in den 30er Jahren nach Kasachstan umgesiedelte sowjetdeutsche Bevölkerung. Heute leben laut jüngsten offiziellen kasachischen Angaben noch etwa 178.000 Kasachstandeutsche in Kasachstan; seit 1989 sind über 800.000 nach Deutschland ausgesiedelt.


Wirtschaftsbeziehungen

2009 betrug das deutsch-kasachische Handelsvolumen 3,73 Mrd. EUR.

Deutschland liegt bei Kasachstans Außenhandelspartner an 7. Stelle. Wichtigste deutsche Exportgüter sind Maschinen, chemische Erzeugnisse, Kfz und –Teile sowie Geräte der Elektrizitätserzeugung und –verteilung. Wichtigste Einfuhrgüter sind Erdöl, Metalle und chemische Vorerzeugnisse.

Über 200 deutsche Firmen sind in Kasachstan vertreten. Die Delegation der Deutschen Wirtschaft in Almaty begleitet und betreut wirtschaftliche Aktivitäten deutscher Unternehmen in Kasachstan und den anderen zentralasiatischen Ländern und unterstützt lokale Firmen bei wirtschaftlichen Kontakten nach Deutschland.

Die vierte Sitzung der Deutsch-Kasachischen Regierungsarbeitsgruppe Wirtschaft und Handel (RAG) fand am 06.05.2010 in Berlin statt, geleitet von Dr. Karl-Ernst Brauner, Leiter der Abteilung Außenwirtschaftspolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, und Albert Rau, Erster Vize-Minister für Industrie und neue Technologien der Republik Kasachstan.

Die Regierungsarbeitsgruppe behandelte auch die Rahmenbedingungen für das wirtschaftliche Engagement deutscher Unternehmen in Kasachstan.

Erörtert wurden weiterhin Themen der bilateralen Kooperation im Energie-, Agrar-, Gesundheits- und Umweltbereich sowie im Tourismus. Vorgestellt wurden zahlreiche Projekte deutscher Unternehmen für Investitionen in die kasachische Wirtschaft, die zur weiteren Diversifizierung der kasachischen Wirtschaft beitragen könnten.

Für die deutsche Wirtschaft bietet eine verstärkte wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Kasachstan große Chancen. Von besonderer Bedeutung ist aus deutscher Sicht die Zusammenarbeit im Energiebereich. Deutschland bezieht aus Kasachstan ca. sieben Mio. t Erdöl. Kasachstan hat damit bei den deutschen Einfuhren einen Anteil von sieben Prozent und liegt an vierter Stelle der Einfuhrstatistik.

Deutschland unterstützt Kasachstan mit einem Managerfortbildungsprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Beide Seiten würdigten die bisherigen Ergebnisse des Programms, das seit 2004 umgesetzt und von Jahr zu Jahr verlängert wird. Bisher kamen mehr als 240 kasachische Manager zu Praktika nach Deutschland. Damit wurde ein Beitrag zur Entwicklung der kasachischen Wirtschaft und zum Ausbau der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen geleistet.

Ein bilaterales Investitionsschutzabkommen ist seit 1995 in Kraft, ein Doppelbesteuerungsabkommen seit 1998.


Entwicklungszusammenarbeit

Kasachstan ist seit April 2008 kein Partnerland für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit mehr.

Derzeit arbeiten ca. 10 Fachkräfte des Centrums für internationale Migration und Entwicklung (CIM) und ca. 30 Kurzzeitexperten des Senior Expert Service in Kasachstan.


Kulturelle Beziehungen

Die deutsch-kasachischen Kulturbeziehungen werden im Wesentlichen durch die Programm- und Spracharbeit des Goethe-Instituts in Almaty und das Austauschprogramm des DAAD bestimmt. Hinzu kommt die Förderung der deutschen Minderheit aus Mitteln des Bundesinnenministeriums. Mit dem Kasachstanjahr in Deutschland 2009 und dem Deutschlandjahr in Kasachstan 2010 ist es beiden Seiten gelungen, in der Öffentlichkeit des jeweils anderen Landes mit einem reichhaltigen Programm zu werben.

Deutsche Mittlerorganisationen in Kasachstan

Deutsche Kulturmittlerorganisationen sind mit ca. 20 entsandten Mitarbeitern in Kasachstan tätig (Zentralstelle für das Auslandsschulwesen seit 1992, Goethe-Institut Almaty seit 1994, Deutscher Akademischer Austauschdienst seit 1989). Über die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen werden Schulen in Astana, Almaty, Ust-Kamenogorsk und Aktobe mit Deutsch als Unterrichtssprache bzw. vertieftem Deutschunterricht, an denen das Deutsche Sprachdiplom II der Kultusministerkonferenz abgelegt werden kann, personell und materiell gefördert. Das Goethe-Institut hat – neben der normalen Kultur- und Spracharbeit – Sprachlernzentren eingerichtet in Astana, Karaganda, Pawlodar, Kustanai und Ust-Kamenogorsk; Deutsche Lesesäle gibt es in Astana und Ust-Kamenogorsk. Der DAAD ermöglicht jährlich ca. 60-70 kasachischen Studenten einen Studienaufenthalt in Deutschland (Hochschulsommerkurse, Teil- und Vollstipendien von z.T. mehrjähriger Dauer) und betreut die ca. 70 Stipendiaten des kasachischen Regierungsprogrammes „Bolaschak“ (Zukunft).

Partnerschaften

Zwischen einer Reihe deutscher und kasachischer Hochschulen bestehen Partnerschaften, so etwa zwischen den Agrar-Universitäten in Astana und Almaty und der Fachhochschule Weihenstephan. Um die Hochschulausbildung in Kasachstan zu reformieren, arbeiten deutsche und kasachische Universitäten in TEMPUS/TACIS-Projekten der Europäischen Union zusammen. Deutsche und kasachische Partnerschulen verbinden Schüleraustausch und Begegnungsprogramme. Das Auswärtige Amt lädt regelmäßig kasachische Nachwuchsdiplomaten zur Fortbildung nach Deutschland ein. Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung vergibt eine Reihe von Forschungsstipendien an besonders qualifizierte kasachische Wissenschaftler. Seit 2004 nimmt Kasachstan auch am Internationalen Parlamentspraktikum des Deutschen Bundestages teil, das jungen kasachischen Staatsbürgern ein fünfmonatiges Praktikum im Deutschen Bundestag ermöglicht. In Almaty ist ein deutscher Dirigent tätig.

Bildungseinrichtungen

In Kasachstan gibt es keine deutsche Auslandsschule. An den Schulen 18 und 68 in Almaty, den Schulen 10 und 12 in Ust-Kamenogorsk und der Schule 11 in Aktjubinsk existieren allerdings Grundschulzweige, in denen die in der Regel einheimischen Schüler fast vollständig auf Deutsch unterrichtet werden. In Astana gibt es ein Gymnasium mit erweitertem Deutschunterricht.

Deutsch-Kasachische Universität (DKU) in Almaty

Die DKU wurde 1999 auf private Initiative von kasachischen und deutschen Lektoren in Almaty mit dem Ziel der Ausbildung von Fachkräften nach deutschem Vorbild gegründet. Träger der privaten DKU ist der gemeinnützige „Fonds für deutsch-kasachische Zusammenarbeit in der Ausbildung“.

Die russisch- und deutschsprachige Lehre orientiert sich an deutschen Studienordnungen und berücksichtigt auch kasachische staatliche Bildungsstandards. Im Jahr 2007 konnten erste Studiengänge nach deutschem Vorbild eingeführt werden. Deutsche Projektpartner sind das Internationale Hochschulinstitut Zittau sowie ein Konsortium aus sechs weiteren Fachhochschulen.

Das Auswärtige Amt (DAAD) und das kasachische Ministerium für Bildung und Wissenschaft unterstützen die Universität.

Die Zahl der Studierenden beträgt etwa 425 Studierende in sechs Fakultäten. Zu den innovativen Bachelorstudiengängen gehören Energie- und Umwelttechnik, Telematik und Verkehrslogistik. Daneben gibt es die Masterstudiengänge Internationales Unternehmensmanagement und Regionalstudien Zentralasien. Im Jahr 2010 haben die ersten Studierenden zwei Semester an deutschen Partnerhochschulen studiert und damit die Möglichkeit, ein deutsch-kasachisches Doppeldiplom zu erhalten.

Die Studiendauer beträgt im Bachelorstudiengang acht Semester, im Masterstudiengang vier Semester.

Deutsch als Fremdsprache

Da immer mehr kasachische Bürger für Englisch als erste Fremdsprache optieren, und die kasachische Regierung den Fremdsprachenschwerpunkt auf die Sprachen Russisch und Englisch festgelegt hat, bemüht sich die deutsche Seite, für Deutsch zumindest den Rang als zweite westliche Fremdsprache zu erhalten und setzt sich dafür ein, dass diejenigen, die sich für Deutsch als erste Fremdsprache entscheiden, eine überdurchschnittlich gute Sprachausbildung erhalten.

Kasachstandeutsche Minderheit

Die ethnisch deutsche Minderheit erfährt eine kulturelle Förderung vor allem durch Programme der “Wiedergeburt-Gesellschaften” im ganzen Land. Diese 23 in Siedlungsschwerpunkten der deutschen Minderheit ansässigen Gesellschaften arbeiten unter der Dachorganisation des “Rates der Deutschen” in Almaty. Deren Begegnungszentren werden von Goethe-Institut und GTZ (Gesellschaft für technische Zusammenarbeit) finanziell und durch Ausbildungsprogramme unterstützt. Darüber hinaus fördert das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) die “Deutsche Allgemeine Zeitung” (DAZ) durch zwei deutschen Medienassistenten. Die Förderung muss der Tatsache Rechnung tragen, dass die durch Aussiedlung immer noch schrumpfende Minderheit sich mehr und mehr assimiliert. Die verkleinerte Zielgruppe beherrscht trotz eines großen Angebots an Deutschkursen die Muttersprache kaum noch.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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