Beziehungen zwischen Hongkong und Deutschland
Beziehungen zwischen Hongkong und Deutschland
Stand: März 2011
Beziehungen allgemein
Da Hongkong eine Sonderverwaltungsregion der Volksrepublik China ist, bestehen keine zwischenstaatlichen Beziehungen. Sein völker- und staatsrechtlich abgesicherter Autonomiestatus, seine starke wirtschaftliche Rolle in China und seine Rolle als Drehscheibe für den Kapital-, Dienstleistungs- und Warenverkehr in der Region, seine hohen Devisenreserven sowie seine hervorgehobene Position an der Schnittstelle der Systeme haben Hongkong jedoch eine eigenständige Bedeutung verliehen.
Diese kommt in zahlreichen Kontakten der führenden Vertreter der Regierung von Hongkong mit ihren Partnern im Ausland zum Ausdruck. Die Regierung ist bemüht, die früher auf den anglo-amerikanischen Bereich konzentrierten Außenbeziehungen zu diversifizieren und damit den eigenen Anspruch als internationale Weltstadt zu unterstreichen.
Deutschland wird auch vor diesem Hintergrund als bevorzugter Gesprächspartner geschätzt. Seit Frühjahr 2009 hat Hongkong eine Vertretung in Berlin.
Intensive Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland
In Hongkong sind rund 600 Firmen, Firmenvertretungen und Regionalbüros aus Deutschland präsent. Hongkong bleibt für deutsche Firmen auch künftig ein wichtiges „Tor zum chinesischen Markt“. Von Hongkong aus werden außer mit Festlandchina vor allem die Geschäfte mit Japan, Korea, Südostasien, Indien und Australien abgewickelt. Der überwiegende Teil der 2.000 bis 3.000 in Hongkong niedergelassenen Deutschen sind Geschäftsleute.
Die deutsche Wirtschaft kann sich institutionell auf die Delegation der deutschen Wirtschaft, die Deutsche Auslandshandelskammer (AHK), einen Korrespondenten von „Germany Trade and Invest – Bundesgesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing“ (GTaI), ein Büro der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), mehrere Messegesellschaften sowie das Generalkonsulat stützen.
- Deutschland ist vor Großbritannien Hongkongs wichtigster Handelspartner in Europa. Der überwiegende Teil des Handelsaustauschs beruht auf Re-Exporten von und nach Festlandchina. Das Volumen der deutschen Ausfuhren nach Hongkong hat sich 2010 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes deutlich von dem Rückgang der Krisenjahre 2008/2009 erholt. 2010 wurden Güter im Wert von Euro 5,6 Mrd. (+ 37,1 % gegenüber 2009) nach Hongkong exportiert. Hauptausfuhrgüter sind Maschinen, elektrotechnische und elektronische Produkte aber auch Luxusgüter für den Hongkonger Markt (zum Beispiel PKW), die hier hohes Ansehen genießen sowie Nahrungsmittel. Die Importe aus Hongkong haben sich im gleichen Zeitraum um 26,5 % auf Euro 1,5 Mrd. erhöht.
- Deutschland war 2010 an insgesamt acht internationalen Messen, vor allem im Konsumgüterbereich, mit amtlichen Beteiligungen vertreten. Außerdem beteiligten sich zahlreiche deutsche Firmen eigenständig an Messen in Hongkong.
- Unternehmerdelegationen aus Deutschland, die teilweise hochrangig geleitet werden, besuchen regelmäßig Hongkong zur Beurteilung von Geschäftsmöglichkeiten und zur Anbahnung von Kontakten.
- 2010 besuchten rund 230.000 Touristen und Geschäftsleute Hongkong.
Gerade im Umweltbereich gilt Deutschland als kompetenter Partner. Deutsche Expertise ist zunehmend gefragt. Bei der Anwendung innovativer Umwelttechnologien stehen die Bekämpfung der Luftverschmutzung sowie die Beseitigung von Defiziten der Müll- und Abwasserentsorgung im Vordergrund (Bau von Müllverwertungsanlagen). Hier könnten sich Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen ergeben. Mittelfristig bieten auch die umfassenden Infrastrukturvorhaben der Hongkonger Regierung insbesondere in den Bereichen Verkehr und Stadtentwicklung/Kultur gute Chancen für deutsche Firmen
Kulturelle Beziehungen
Die Deutschkurse des Goethe-Instituts sind mit gegenwärtig circa 4.000 Einschreibungen pro Jahr gut nachgefragt. In seiner variantenreichen multimedialen Programmarbeit sucht das Goethe-Institut immer einen Bezug zu Hongkong und der Region. In einer Stadt mit einer der höchsten Bevölkerungsdichten der Welt spielen dabei multimediale Ereignisse eine wichtige Rolle. Im Rahmen der Kooperation mit der sich entwickelnden Hongkonger Kulturszene sind die gegenwartsbezogenen und avantgardistischen kulturellen Themen ausschlaggebend für die Vermittlung eines differenzierten Deutschlandbilds. Hongkong bietet als hochentwickeltes, urbanes Ballungszentrum hierfür vielfältige Ansatzmöglichkeiten.
Fester Bestandteil deutscher Kulturdarbietungen ist seit 2007 die deutschsprachige Filmwoche, die seit 2008 unter dem Namen „Kino (mit dem jeweiligen Jahr)“, dieses Jahr also „Kino 2010“, läuft, sowie die Beteiligung am jährlichen EU-Filmfestival.
In der 1969 gegründeten, renommierten Deutsch-Schweizerischen Internationalen Schule verteilen sich circa 1.300 Schüler auf einen deutschen, einen internationalen sowie einen dualen berufsbildenden Zweig.
Im Hochschulbereich bestehen zahlreiche Partnerschaften mit deutschen Universitäten. Wachsendes Interesse an Studienmöglichkeiten in Deutschland lässt sich bei der auf einer deutsch-französischen Initiative beruhenden „European Higher Education Fair“ (EHEF) feststellen, die jeweils von mehreren EU-Ländern jährlich einmal veranstaltet wird.
An der „Baptist University“ besteht ein Informations- und Beratungszentrum (IBZ) des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), das von der dort tätigen Lektorin geleitet wird. An der natur- und wirtschaftswissenschaftlich ausgerichteten „University of Science and Technology“ gibt es ein „German Center“, das die Vielzahl bestehender und sich verdichtender Kontakte unter einem Dach bündeln soll.
Im Rahmen des deutsch-französischen „European Studies Programme“ der „Baptist University“ verbringen die Studenten des deutschen Zweigs ein Jahr in Deutschland, um dort eine Universität zu besuchen und ein Betriebspraktikum zu absolvieren. Seit September 2003 ist es möglich, an der „University of Hong Kong“ in der „Faculty of Arts“ Deutsch als Hauptfach mit dem Abschluss „BA German“ zu belegen. Ein „working holiday-Programm“ erlaubt jungen Leuten aus Hongkong und Deutschland im jeweils anderen Gebiet ein Jahr lang Lern- und Arbeitserfahrung zu sammeln.
Seit April 2002 besteht die Rückkehrervereinigung „German Alumni Association Hong Kong“ (GAAHK). Die gegenwärtig circa 190 Mitglieder umfassende Organisation dient der Kontaktpflege ehemaliger Stipendiaten und anderer Studenten. 2004 wurde ein „Humboldt Chapter“ eingerichtet, aus dem heraus der Zusammenhalt ehemaliger Alexander-von-Humboldt-Stipendiaten unter Einschluss von Absolventen in Festlandchina intensiviert werden soll.
Beim Fremdsprachenunterricht liegen traditionell Englisch und zunehmend Hochchinesisch (Mandarin) vor Französisch und Japanisch an der Spitze; Deutsch folgt auf dem 5. Platz.
Hinweis