Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und Deutschland

Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und Deutschland

Stand: März 2011

Politische Beziehungen

Die Bundesrepublik Deutschland und die Volksrepublik China haben 1972 diplomatische Beziehungen aufgenommen.

In den zurückliegenden Jahren haben sich diese Beziehungen zu großer Vielfalt, beachtlicher Dichte und zunehmender politischer Substanz entwickelt – sie sind freundschaftlich und gut. Deutschland vertritt ebenso wie alle EU-Partner eine Ein-China-Politik. China ist der wichtigste Wirtschaftspartner Deutschlands in Asien, Deutschland ist Chinas wichtigster Handelspartner in Europa. Angesichts der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise kommt der stabilen Kooperation zwischen den beiden stark exportorientierten Volkswirtschaften große Bedeutung zu. Seit der gemeinsamen Erklärung von Bundeskanzler Schröder und Ministerpräsident Wen Jiabao vom 6.5.2004 werden die deutsch-chinesischen Beziehungen als „Strategische Partnerschaft in globaler Verantwortung“ bezeichnet. In einer gemeinsamen Erklärung von Bundeskanzlerin Merkel und Premier Wen Jiabao vom Juli 2010 werden die bilateralen Beziehungen auf eine neue Ebene gehoben: In Zukunft wollen sich die beiden Regierungen etwa bei jährlichen Regierungskonsultationen noch enger abstimmen. China sieht in Deutschland den nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch wichtigsten Partner in Europa, sein „Tor nach Europa“. Dynamische Wirtschaftsbeziehungen (Handelsvolumen 2009: 94 Mrd. Euro, Handelsvolumen 2010: 130,1 Mrd: Euro), Investitionen, Umweltzusammenarbeit, kultur- und wissenschaftspolitische Zusammenarbeit und intensiver hochrangiger Besucheraustausch prägen die Beziehungen. Menschenrechtsthemen werden offen angesprochen.

Insgesamt gibt es über 30 Dialogmechanismen, davon viele auf hoher Regierungsebene, zwischen Fachministern, Staatssekretären und Leitern von Regierungsbehörden. Der Rechtsstaatsdialog (siehe unten) und das erneute Treffen des Deutsch-Chinesischen Dialogforums aus eminenten Vertretern der Zivilgesellschaften beider Länder im Juli 2010 haben die deutsch-chinesische Kooperation in wichtigen Bereichen weiter ausgebaut. Der jüngste Menschenrechtsdialog fand im Juli 2010 in Berlin statt. Im November 2010 stand das Thema „Das Recht der unlauteren Handlungen im Wettbewerb“ im Mittelpunkt des jüngsten Rechtsstaatsdialogs in Berlin.

Der offizielle, hochrangige Besucherverkehr zwischen beiden Ländern ist sehr rege.

Höhepunkt des hochrangigen Besuchsaustauschs 2010 waren die Reise von Bundespräsident Köhler nach Peking und Shanghai vom 17.-21. Mai 2010 und der Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel vom 15.-18. Juli 2010 in Peking und Xi’an. Bundesratspräsident Jens Böhrnsen begleitete als Ehrengast die Feierlichkeiten der Botschaft zum Tag der deutschen Einheit und besuchte neben Peking auch Shanghai und Dalian. Bundespräsident a.D. Dr. Richard von Weizsäcker hielt sich vom 13.-17. Oktober 2010 anlässlich des 147. Bergedorfer Gesprächskreis in Peking auf und wurde u.a. von Vize-Präsident Xi Jinping wahrgenommen.

Der hochrangige Austausch zwischen Premierminister Wen und Bundeskanzlerin Merkel wurde am Rande des ASEM-Gipfels in Brüssel durch einen Besuch von Premier Wen am 5. Oktober 2010 auf Schloss Meseberg bei Berlin fortgesetzt. Wissenschaftsminister Wan Gang traf während seines Aufenthalts vom 10.-14. November 2010 in Berlin und München mit Bundesministerin für Bildung und Forschung Annette Schavan zu Gesprächen zusammen. Am 6. und 7. Januar 2011 hielt sich Vize-Premierminister Li Keqiang zu politischen Gesprächen in Berlin auf. Er traf neben Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Bundespräsident Christian Wulff sowie Bundesaußenminister Guido Westerwelle und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle zusammen.

Ein Höhepunkt des Jahres 2011 werden die ersten deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen sein, zu denen Bundeskanzlerin Merkel die chinesische Regierung im Juli einladen wird. Im April 2011 findet der bereits etablierte strategische Dialog statt. Er erfährt in diesem Jahr eine Aufwertung, da er erstmals auf Ebene der Außenminister geführt wird.

Insgesamt wird das Jahr 2011 auch im Zeichen der Vorbereitungen zum 40-jährigen Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und der Bundesrepublik Deutschland stehen.


Rechtsstaatsdialog

Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder vereinbarte anlässlich seines offiziellen Besuchs in der VR China Anfang November 1999 mit dem damaligen chinesischen Ministerpräsidenten Zhu Rongji einen umfassenden Dialog über Fragen des Rechtsstaats. Dieser Dialog soll für den Aufbau eines Rechtsstaats und die Durchsetzung der Menschenrechte in China einen langfristigen Ansatz bieten.

Einmal im Jahr findet als Rahmenveranstaltung ein Symposium statt, an dem die deutschen und chinesische Koordinatoren des Rechtsstaatsdialogs – auf deutscher Seite das Bundesministerium der Justiz, auf chinesischer Seite das Rechtsamt des Staatsrats – sowie Vertreter anderer Behörden und Rechtsexperten teilnehmen. Themen der bisherigen Veranstaltungen waren unter anderem:

„Rechtsfragen, Politik und globale Nutzungsmöglichkeiten der Informationstechnologie“ (Berlin, 2003), “Die Verwaltungsvollstreckung und die Rechte der Bürger“ (Xi’an, Mai 2006),“Effektiver Schutz des geistigen Eigentums als Element des Rechtsstaats“ (München, April 2008)

Die aus diesen Dialogen herrührenden Erkenntnisse und Anregungen haben oft einen indirekten Einfluss auf die Ausgestaltung neuer Rechtsnormen in China gehabt und unterstützen damit auch die Bestrebungen der chinesischen Regierung, die Herrschaft des Rechts durchzusetzen.

Der 10. Rechtsstaatsdialog fand am 15./16.11.2010 in Berlin statt. Thema des Symposiums war „Das Recht der unlauteren Handlungen im Wettbewerb“. Darüber hinaus wurden im Rahmen einer Plenumsveranstaltung die Entwicklungen des Anwaltrechts in China seit Inkrafttreten des neuen Anwaltsgesetzes 2008 diskutiert. Am Rande des Symposiums unterzeichneten Bundesministerin Leutheusser-Schnarrenberger und der Leiter des Rechtsamts des Staatsrats, Minister Song Dahan, eine Vereinbraung über das Dreijahresprogramm 2011-2013 zum Austausch und zur Zusammenarbeit im Rechtsbereich. Damit wird der Rechtsstaatsdialog auch weiterhin mit konkreten Projekten zur Förderung der Zusammenarbeit im Rechtsbereich unterlegt werden.

Der 12. Rechtsstaatsdialog findet 2011 in China statt.


Wirtschaftsbeziehungen

Die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen haben sich mit atemberaubendem Tempo zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. 1972 exportierten deutsche Unternehmen Waren für gerade 270 Mio. Dollar, im JJahr 2010 betrugen die deutschen Ausfuhren nach China nach Angaben des statistischen Bundesamtes 53,6 Mrd. Euro (+43,9% ggü. Vorjahr); die deutschen Einfuhren aus China 76,5 Mrd. Euro (+35% ggü. Vorjahr).

Seit 2002 ist China nach den USA und noch vor Japan der zweitwichtigste deutsche Exportmarkt außerhalb Europas: Deutschland ist mit Abstand Chinas größter Handelspartner in Europa und steht in der Rangfolge der weltweiten Handelspartner Chinas auf Platz sechs (ohne Hongkong und Taiwan auf Platz vier).

China ist inzwischen das größte Lieferland Deutschlands vor den Niederlanden. Da deutsche Unternehmen wesentlich mehr Waren aus China beziehen als dorthin geliefert werden, ergibt sich im bilateralen Handel aus deutscher Sicht seit 1989 ein Defizit, das sich jedoch seit 2008 (-26,8 Mrd. Euro) tendenziell wieder verringert hat. Im Jahr 2010 betrug es 22,9 Mrd. Euro (2009: 19,4 Mrd. Euro).

Deutsche Unternehmen verkaufen hauptsächlich Maschinen und Anlagen, elektrotechnische Produkte und Spezialgeräte sowie Kraftfahrzeuge nach China. Deutschland importiert vor allem elektrotechnische Erzeugnisse, Spielwaren, Textilien, Bekleidung sowie Maschinen und Anlagen.


Deutsche Investitionen

2010 betrug die Summe der deutschen Direktinvestitionen in China 933 Mio. USD (Quelle: MofCom). Deutschland war damit der zehnt größte Investor weltweit.

Die deutschen Investitionen fließen neben dem Bereich der chemischen Industrie (BASF und Bayer investieren in Milliardenhöhe) vor allem in den Automobilbau (VW, BMW, Daimler) sowie den Maschinen- und Anlagenbau. Mit zunehmender Erfahrung der deutschen Wirtschaft in China hat sich dabei in den vergangenen Jahren der deutsche Mittelstand verstärkt in China engagiert. Die deutschen Firmen sind auch in der Wirtschaftskrise überwiegend optimistisch in Bezug auf ein China-Engagement geblieben.

China hat in den letzten Jahren sehr erfolgreich ausländische Direktinvestitionen angeworben, gleichwohl müssen die Rahmenbedingungen für ausländische Investitionen weiter verbessert werden, um den Investitionsstandort besonders für mittelständische Unternehmen noch attraktiv zu halten und vor allem die Transparenz und Investitionssicherheit zu erhöhen. Grundproblem bleibt die unzureichende Rechtsstaatlichkeit. Investoren erwarten mehr Rechtssicherheit, Vertragsfreiheit und denselben Zugang zu öffentlichen Ausschreibungen wie chinesische Unternehmen. Vor allem auch im bisher stark reglementierten Dienstleistungssektor (Banken, Versicherungen, Logistikbereich und Handel) müssen sich die Rahmenbedingungen weiter verbessern.

Im Dezember 2003 wurde ein bilaterales Abkommen über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen unterzeichnet, das im November 2005 in Kraft getreten ist. Die Förderung wird zukünftig verstärkt nach Branchen (insb. Technologie, Umwelt) erfolgen, ein ausführlicher Investitionskatalog legt dazu für jedes Marktsegment fest, ob und in welcher Form ausländische Investitionen willkommen sind.


Außenwirtschaftsförderung

Im Rahmen der Förderung deutscher Außenwirtschaftsinteressen in China sind in Peking, Hongkong, Shanghai und Guangzhou (Kanton) Delegiertenbüros der Deutschen Wirtschaft (unter dem Dach des Auslandskammerwesens des Deutschen Industrie- und Handelskammertages – DIHK) tätig, ferner Auslandsmitarbeiter von Germany Trade and Invest (gtai) für den Außenwirtschaftsbereich in Peking, Shanghai und Hongkong sowie für den Investitionsförderbereich in Peking. Delegiertenbüros und die Büros von Germany Trade and Invest arbeiten eng mit der deutschen Botschaft in Peking und den deutschen Generalkonsulaten in Shanghai, Guangzhou (Kanton), Chengdu und Hongkong zusammen. Deutsche Firmen in (Festland-)China haben sich in einer Industrie- und Handelskammer organisiert, deren Geschäftsführung in Personalunion von den Delegierten der Deutschen Wirtschaft in Peking wahrgenommen wird. In Hongkong besteht eine „German Business Association“.


Humanitäre Hilfe anlässlich des Erdbebens 2008

Deutschland leistete humanitäre Soforthilfe anläßlich des Erdbebens in Sichuan im Mai 2008 und engagierte sich signifikant beim Wiederaufbau, u.a. mit einer von der deutschen Wirtschaft unterstützten Initiative zum Aufbau von acht Schulen.


Entwicklungszusammenarbeit

Die Volksrepublik China hat nach der 1978 eingeleiteten Öffnungspolitik und den schrittweisen Wirtschaftsreformen eine beispiellose Entwicklung durchlaufen und in den vergangenen Jahren erheblich zur Erreichung des internationalen Milleniumsentwicklungszieles der Halbierung der extremen Armut bis 2015 beigetragen.

Eine zentrale Frage, der sich die Volksrepublik stärker widmen will, ist die Eindämmung des Klimawandels, die Modernisierung der Umweltpolitik sowie der Ausbau der alternativen Energien und eine Verbesserung der Energieeffizienz in allen Bereichen.

Die Bundesregierung hat 2009 die Beendigung der Entwicklungszusammenarbeit mit China in der bisherigen Form beschlossen, d.h. keine neuen finanziellen Zusagen an China zu geben. Alle laufenden Programme werden zu Ende geführt, neue Formen der Zusammenarbeit mit China im Rahmen einer strategischen Partnerschaft entwickelt.

Dazu gehört auch die Unterstützung bei der Fortsetzung der Reformpolitik sowie der weiteren Entwicklung zu einer nachhaltigen, zumindest nachhaltigeren Wirtschaftsweise sowie der inneren und äußeren Stabilität Chinas und der Verringerung seines ökologischen Fußabdrucks. Dies liegt aufgrund der wirtschaftlichen Verflechtungen nicht nur im Interesse der Menschen in China, sondern auch im internationalen und auch im besonderen deutschen und europäischen Interesse.

Durch die Vorreiterrolle, die Deutschland in vielen Bereichen des Klima- und Umweltschutzes sowie der alternativen Energien und der Energieeffizienz eingenommen hat, ergeben sich eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten für eine fruchtbare Partnerschaft mit China.

Die Regierungen Deutschland und Chinas haben im November 2009 eine gemeinsame strategische Entwicklungspartnerschaft beschlossen, die sich auf die Bereiche Klima, Umwelt und Energie sowie Wirtschafts- und Rechtsreform konzentriert. Getragen wird die Partnerschaft auf Augenhöhe von der Ausrichtung an den gemeinsamen strategischen Interessen wie sie in der gemeinsamen Erklärung beider Länder anlässlich des Besuchs der Bundeskanzlerin im Juli 2010 vereinbart wurden. In dieser neuen Entwicklungspartnerschaft orientieren sich die Beiträge beider Seiten am Entwicklungsstand und der Eigenleistungsfähigkeit Chinas. Zugleich soll, wo immer möglich, die deutsche Wirtschaft stärker einbezogen werden.


Wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit

Die wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit hat sich in mehr als 30 Jahren stetig entwickelt. Deutschland und China sind zu Partnern geworden, die auf „Augenhöhe“ kooperieren.

Auch in der Bildung besteht seit Jahren eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Die Kooperation zwischen den Hochschulen und den Akteuren der beruflichen Aus- und Weiterbildung wird stetig ausgebaut. Zentrale Partner sind auf deutscher Seite das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie auf chinesischer Seite das Ministerium für Wissenschaft und Technologie (MoST) und das Erziehungsministerium (MoE).

Auf der erfolgreichen Zusammenarbeit aufbauend wurde 2009 und 2010 das „Deutsch-chinesische Jahr der Wissenschaft und Bildung 2009/10“ durchgeführt.

Mehr als 150 Veranstaltungen in Deutschland und China fanden statt. Veranstaltungen, die deutsche und chinesische Wissenschaftler, Hochschulvertreter, Politiker und Repräsentanten von Wissenschafts- und Förderorganisationen zusammenbrachten, standen dabei im Vordergrund der Aktivitäten. Ministerin Schavan und Minister Wan Gang haben im Rahmen einer Veranstaltung im Juni 2010 in Shanghai die vielfältigen Ergebnisse des Wissenschaftsjahres gewürdigt und ferner die Zusammenarbeit in der Elektromobilität beschlossen.

Um die langfristige, strukturelle Zusammenarbeit zwischen Deutschland und China zu verbessern, wurden auch gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte in Zukunftsfeldern wie Klima-, Energie- und Gesundheitsforschung auf den Weg gebracht werden.

Anfänglich konzentrierte sich die Kooperation im wissenschaftlich-technologischen Bereich zunächst auf Kontakte und Besuche einzelner Wissenschaftler. Daran schloss sich eine stärker projektorientierte Zusammenarbeit an. Aufbauend auf der vertrauensvollen Zusammenarbeit wurden darüber hinaus institutionelle Kooperationen geschlossen und in den Jahren 2004 und 2005 gemeinsame Forschungsinstitute gegründet.

Neben dem Deutsch-Chinesischen Zentrum für Wissenschaftsförderung, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gemeinsam mit der chinesischen NSFC (National Natural Science Foundation of China) in Peking betreibt, hat die Fraunhofer Gesellschaft (FhG) mit dem High Technology Research and Development Center der Beijing University of Astronautics and Aeronautics zwei Institute eröffnet: das Sino-German Joint Software Institute (JSI) in Peking sowie das Sino-German Mobile Communication Institute (MCI) in Berlin. 2005 hat die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) mit der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) ein gemeinschaftliches Institut für „Computational Biology“ in Shanghai gegründet. Die Wissenschaftsgemeinschaft Leibniz (WGL) arbeitet seit 2004 an der Umsetzung eines Netzwerks, bestehend aus Forschungseinrichtungen der WGL, chinesischen Forschungsinstituten und Industriepartnern auf beiden Seiten, das sich mit der Isolierung, Charakterisierung und Erprobung von biologisch aktiven Substanzen befasst, die aus in der traditionellen Chinesischen Medizin bekannten Pflanzen gewonnen werden. Die Meeres- und Ökosystemforschung haben in den vergangenen fünf Jahren zunehmend an Bedeutung in der bilateralen Zusammenarbeit der WGL gewonnen.

Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF) kooperiert in einem weit reichenden Neztwerk mit chinesischen Spitzeneinrichtungen beispielsweise in der Umwelt-, Gesundheits- und Energieforschung.

Die Projektzusammenarbeit zwischen chinesischen und deutschen Forschungspartnern hat sich in vielen Bereichen kontinuierlich weiter entwickelt. Die Kooperationsfelder liegen sowohl im High-Tech-Bereich, als auch in der Umwelt- und Grundlagenforschung. Bundesforschungsministerin Schavan, und der chinesische Minister für Forschung und Technologie, Wan Gang, haben eine vertiefte Zusammenarbeit in den Gebieten des Klimawandels, der Ressourceneffizienz, der Umwelttechnik und der Infektionsforschung vereinbart.

Das Wissenschaftsreferat der Botschaft unterstützt die vielfältigen Kooperationen und fördert die Kontakte zwischen den Akteuren der wissenschaftlich-technologischen sowie der bildungspolitischen Zusammenarbeit.


Kultureller Austausch

Seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik hat sich China schrittweise für ausländische Kultur geöffnet. Parallel dazu engagiert sich die chinesische Regierung seit einigen Jahren verstärkt dafür, die eigene Sprache und Kultur im Ausland zu verbreiten; sie sieht hierin einen Beitrag zur Völkerverständigung und zur Verbesserung des China-Bildes. Diese Aufgabe nehmen sowohl staatliche Kulturinstitute („Kulturzentren“) als auch die meist als Universitäts-Kooperationen organisierten Konfuzius-Institute wahr, die mittlerweile an zwölf deutschen Standorten (Berlin, Duisburg, Düsseldorf, Erlangen, Frankfurt/Main, Freiburg, Hamburg, Hannover, Heidelberg, München,Leipzig undTrier) vertreten sind. Auch der Auftritt Chinas auf der Frankfurter Buchmesse 2009 war Bestandteil dieser „going out strategy“ und hat die Verbreitung chinesischer Literatur in Deutschland und weltweit deutlich gefördert.

Als wichtigster deutscher Kulturmittler ist das Goethe-Institut in Peking sowie seiner Zweigstelle Shanghai, mehreren Sprachlernzentren, Informations- und Lernzentren sowie dem Buchinformationszentrum Peking vertreten. Dem Goethe-Institut oblag auch großenteils die Durchführung der dreijährigen Veranstaltungsserie „Deutschland und China – Gemeinsam in Bewegung“ des Auswärtigen Amts, die im Sommer 2010 auf der EXPO in Shanghai ihren Abschluss fand. Zentrales Thema ist nachhaltige Urbanisierung: Deutschland hat sich China als Partner angeboten, um gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen der rasanten Verstädterungsprozesse zu entwickeln. Das Programm wurde von der deutschen Wirtschaft mit über 5 Mio. Euro und erheblichen Sachleistungen unterstützt. An den Veranstaltungen in den Provinzmetropolen Nanjing, Kanton, Chongqing, Shenyang und Wuhan nahmen ca. 1,3 Mio. Besucher teil.

Derzeit baut das Deutsche Archäologische Institut, das seit Jahren Ausgrabungsprojekte in Zentral- und Westchina betreut, als weiterer Kulturmittler eine Außenstelle in Peking auf.

Daneben gewinnt der privat organisierte Kulturaustausch zunehmend an Bedeutung, so sind zahlreiche hervorragende deutsche Orchester, Opern und Ballettcompagnien in den letzten Jahren auf Tournee in China gewesen. Ähnliches gilt für Kunst; neben großen Ausstellungen mit staatlicher Unterstützung leisten private Galerien und Kunstmessen einen wichtigen Beitrag.

Einen neuen Höhepunkt des Kulturaustausches stellt die groß angelegte Ausstellung „Die Kunst der Aufklärung“ dar, die ab Anfang April im neu eröffneten chinesischen Nationalmuseum für rund ein Jahr zu sehen sein wird. Sie wird begleitet von einer Reihe von Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen unter dem Titel „Aufklärung im Dialog“.


Austausch im Bildungswesen

Erfolgreich wird in China die von Außenminister Steinmeier ins Leben gerufenen Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH), die sich zum Ziel gesetzt hat, die Anzahl Deutsch lernender Schüler zu erhöhen und Deutschlehrer fortzubilden, umgesetzt. Hieran beteiligt sind das Goethe-Institut und die Zentralstelle für Auslandsschulwesen mit eigenen Fachkräften vor Ort und der Pädagogische Austauschdienst. In der Zwischenzeit werden ca. 70 PASCH-Schulen von deutscher Seite betreut.

Die deutschen Auslandsschulen in Peking und Shanghai fördern die Verbreitung der deutschen Sprache in China und dienen zudem als wichtiger Ort kultureller Begegnung. Des weiteren gibt es zwei deutsche internationale Schulen in Changchun und Fuzhou sowie deutsche Zweige an internationalen Schulen in Wuxi, Suzhou, Guangzhou (Kanton) und in Tianjin. In Nanjing und in Shenzhen befinden sich deutsche Abteilungen im Aufbau.

An den chinesischen Hochschulen belegten im Jahr 2010 etwa 36.000 chinesische Studenten Deutsch als Fremdsprache. An 72 Hochschulen kann ein Bachelor-Degree im Fach Deutsch erworben werden.

An deutschen Universitäten waren 2010 rund 23.000 chinesische Studenten immatrikuliert und bildeten damit nach wie vor die größte Gruppe ausländischer Studierender. Unter ihnen erfreuen sich ingenieur­wissenschaftliche Studiengänge besonderer Beliebtheit. Studienbewerber für Deutschland, Österreich und Belgien werden von der Akademischen Prüfstelle Peking (APS) betreut, einer gemeinsamen Service-Einrichtung des DAAD und der deutschen Botschaft.

An chinesischen Universitäten waren dagegen lediglich ca. 4.000 deutsche Studenten eingeschrieben, wobei es sich hierbei zu drei Vierteln um Kurzzeitstudenten handelt. Nur wenige deutsche Studenten können am chinesischen Fachunterricht teilnehmen, die meisten belegen Sprachkurse.

Auf über 550 ist die Zahl der Kooperationsprojekte zwischen deutschen und chinesischen Universitäten und Hochschulen angewachsen. Der DAAD koordiniert und unterstützt den wissenschaftlichen Austausch in beide Richtungen u.a. mit Stipendien und Lektoren.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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