Beziehungen zwischen Bolivien und Deutschland

Beziehungen zwischen Bolivien und Deutschland

Stand: März 2011

Politische Beziehungen

Die bilateralen Beziehungen sind gut: das Hauptgewicht liegt auf der Entwicklungszusammenarbeit. Im November 2010 besuchte der Bundesminister für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dirk Niebel, Bolivien. Relativ häufige Parlamentarierreisen zeugen von einem gewissen Interesse für Bolivien (Besuch des Fraktionsvorsitzenden der Partei „Die Linke“ Dr. Gregor Gysi im Februar 2010 in Cochabamba und Santa Cruz; Besuch MdB Bernhard Kaster und Patrick Schnieder (beide CDU) im Juli 2010). Umgekehrt waren 2010 Parlamentspräsident Arce, die oppositionellen Gouverneure Cossio und Costas und verschiedene bolivianische Parlamentarier und Regierungsvertreter in Deutschland.


Wirtschaftsbeziehungen

Bolivien exportiert überwiegend Energie (Erdgas), mineralische Rohstoffe (Bleierz, Zinn, Silber) und landwirtschaftliche Produkte (Nüsse, Kaffee, Sojaprodukteund Hirse) sowie Leder- und Textilwaren nach Deutschland und importiert chemische Produkte, Maschinen, Fahrzeugteile und medizinische Ausrüstung aus Deutschland. Ein Doppelbesteuerungsabkommen besteht seit 1992, ein Investitionsschutzabkommen seit 1987.

Im Jahr 2010 beliefen sich die deutschen Exporte auf 99,2 Mio. US-D, die deutschen Importe auf 106,1 Mio. US-D. Damit hat Bolivien einen Überschuss von 6,9 US-D in der bilateralen Handelsbilanz erzielt.


Entwicklungszusammenarbeit

Bolivien – das ärmste Land Südamerikas – ist als Schwerpunktland derzeit größter Pro-Kopf-Empfänger deutscher Entwicklungszusammenarbeit (EZ) in Südamerika. Im Aktionsprogramm 2015 der Bundesregierung zur Reduzierung der weltweiten Armut findet es besondere Erwähnung.

Die Gesamtleistung der deutschen EZ seit den siebziger Jahren beläuft sich auf über eine Mrd. Euro. Bei den letzten Regierungsverhandlungen (im August 2009 La Paz) konnten  Neuzusagen in Höhe von über 62 Millionen Euro gemacht werden. Deutschland ist damit nach Venezuela, Brasilien und Spanien der viertgrößte bilaterale Geber.

Deutschlands EZ ist auf mittel- und langfristige strukturelle Reformen im Rahmen der neuen Verfassung (in Kraft getreten am 7. Februar 2009) angelegt und ausdrücklich armutsorientiert. Deutschland unterstützt damit die Bemühungen der bolivianischen Regierung, bis 2015 den Anteil der armen Bevölkerung signifikant zu senken.

Schwerpunkte deutscher EZ sind Staatsmodernisierung (Reform der öffentlichen Verwaltung auch in Richtung Autonomie und einschließlich Partizipation der Zivilgesellschaft), Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung sowie nachhaltige Landwirtschaft. Genderorientierung und Konfliktsensibilität sind Querschnittsthemen. In den drei Schwerpunkten spielt die deutsche EZ eine aktive Rolle in der Geberkoordinierung.

Ferner fördert Deutschland die Anstrengungen der bolivianischen Regierung zur Bekämpfung des Klimawandels. Von der 13. Vertragsstaatenkonferenz der Vereinten Nationen wurde der Mechanismus REDD geschaffen. In dessen Rahmen möchte Bolivien künftig einen Beitrag zur Reduzierung von Emissionen aus Entwaldung und Walddegradierung leisten und gleichzeitig die Biodiversität des bolivianischen Amazonasgebietes bewahren. Deutschland unterstützt diese Bemühungen mit Finanzieller und Technischer Zusammenarbeit in Höhe von insgesamt 10 Mio. Euro. Die nächsten Regierungsverhandlungen finden im Juni 2011 in Deutschland statt.


Kulturelle Beziehungen

Die Kulturbeziehungen mit Bolivien umfassen vor allem die deutschen Schulen in La Paz und Santa Cruz, das Goethe-Institut in La Paz und die deutsch-bolivianischen Kulturgesellschaften in Santa Cruz, Cochabamba und Sucre. Eine Unterstützung zum Deutschunterricht im Rahmen der PASCH-Initiative (Schulen Partner der Zukunft) erhalten daneben noch weitere Schulen in La Paz, Oruro, Sucre und Cochabamba. Die Deutsche Schule La Paz und die Deutsch-bolivianische Industrie- und Handelskammer bieten gemeinsam eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandels- oder Industriekaufmann/kauffrau an. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Alexander-von-Humboldt-Stiftung (AvH) unterstützen die Zusammenarbeit im universitären Bereich. Der DAAD ermöglichte im Jahr 20010 10 postgraduierten Stipendiaten (6 Master, 4 Doktoranden) aus Bolivien einen Studienaufenthalt in Deutschland.

Deutschland leistet maßgebliche Unterstützung bei der Erhaltung und Restaurierung des kulturhistorischen Erbes des Landes aus Mitteln des Programms “Kulturerhalt”. 2010 wurde die Kirche „Curahuara de Carangas“, weiter restauriert, im Jahr 2011 sind bisher die Restaurierung der Kirche „Jesús de Machaca“ sowie die Erneuerung des Daches des „Deutschen Hauses“ (Kulturinstitut) in Sucre geplant. Daneben unterstützen die deutsche Botschaft in La Paz und das Goethe Institut eine Vielzahl von kulturellen Veranstaltungen in Bolivien in den Bereichen Musik, Tanz, Theater, Kunstausstellungen und Film und trägt finanziell und organisatorisch zu den großen Festivals bei, die in Bolivien in regelmäßigen Abständen abgehalten werden. 2010 waren Höhepunkte die Ausstellungen von Gerhard Richter und Wolfgang Laib, Konzerte im Rahmen des Europäisch-Bolivianischen Barockmusikfestivals sowie der Auftritt der Gruppen „Scorpions“ und Lacrimosa“.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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