Beziehungen zwischen Bangladesch und Deutschland

Beziehungen zwischen Bangladesch und Deutschland

Stand: März 2011

Politische Beziehungen

Die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Bangladesch sind freundschaftlich. Als eines der ersten europäischen Länder hatte Deutschland Bangladesch nach der Unabhängigkeit von Pakistan 1972 diplomatisch anerkannt. Die deutsche Wiedervereinigung wurde von Bangladesch mit großer Sympathie begleitet. Deutschland genießt als langjähriger und zuverlässiger Partner bei der Entwicklungszusammenarbeit, aber auch als Handelspartner und wichtiges Mitgliedsland der Europäischen Union Ansehen. Mit besonderer Aufmerksamkeit wird das Engagement Deutschlands in der Klimapolitik und in den Vereinten Nationen verfolgt. Die bangladeschische Außenministerin Dipu Moni reiste vom 30. August bis 2. September 2010 nach Deutschland und führte politische Gespräche mit Bundesaußenminister Westerwelle und dem Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Niebel. Minister Westerwelle und Dipu Moni unterzeichneten anlässlich des Besuches eine Vereinbarung über die kulturellen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Im November 2010 erfolgte durch Staatssekretär Martin Biesel, begleitet von einer Wirtschaftsdelegation, ein Gegenbesuch in Dhaka. Der letzte Besuch eines bangladeschischen Regierungschefs in Deutschland fand im Dezember 2000 durch die damalige Ministerpräsidentin Sheikh Hasina statt.

Mit dem Besuch der Deutsch-Südasiatischen Freundschaftsgruppe des Deutschen Bundestags kurz nach der Einberufung des am 29. Dezember 2008 neu gewählten Parlaments, wurde der demokratische Neuanfang in Bangladesch gewürdigt und neue Kontakte geknüpft. Eine Delegation des bangladeschischen Parlaments reiste im Mai 2009 auf Einladung des Bundestags zu einem Gegenbesuch nach Deutschland. Im Oktober 2009 besuchte der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung Günter Nooke gemeinsam mit den Menschenrechts-Botschaftern der Niederlande und Dänemarks Bangladesch.

Die deutschen Kirchen sowie zahlreiche deutsche Nichtregierungsorganisationen setzen sich seit Bestehen Bangladeschs gemeinsam mit ihren bangladeschischen Partnerorganisationen mit großem Engagement für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung des Landes ein. Diesem Einsatz wie auch einer regen Informationsarbeit in Deutschland und Bangladesch ist zu verdanken, dass in beiden Ländern eine nicht geringe Zahl von Menschen mit großer Sympathie und guten Kenntnissen auf das jeweils andere Land blickt.


Wirtschaftliche Beziehungen

Deutschland ist der zweit größte Exportmarkt für Bangladesch nach den USA. Das bilaterale Handelsvolumen vergrößert sich kontinuierlich und betrug 2010 mehr als 2,8 Milliarden Euro. Sowohl die Importe aus Bangladesch als auch die deutschen Exporte nehmen stetig zu. Der Export von Deutschland wuchs in 2010 um 55 Prozent. Im Handel mit Deutschland hat Bangladesch – wie mit anderen westlichen Handelspartnern auch – seit Jahren einen hohen Aktivsaldo. 2010 standen den deutschen Importen aus Bangladesch in Höhe von ca 2,35 Milliarden Euro im selben Zeitraum deutsche Exporte nach Bangladesch in Höhe von fast 460 Millionen Euro gegenüber. Mehr als 90 Prozent der Importe aus Bangladesch sind Fertigkleidung, deutsche Exporte bestehen hauptsächlich aus Maschinen, chemischen und elektrotechnischen Erzeugnissen. Deutsche Reeder lassen seit wenigen Jahren Schiffe in Bangladesch bauen. 

Deutsche Direktinvestitionen in Bangladesch in den Bereichen Textilindustrie, Transport- und Logistik, Baustoffe, Feinmechanik und Schiffbau sind noch relativ gering. Tendenz ist aber steigend.

IDie deutsch-bangladeschische Handelskammer „Bangladesh-German Chamber of Commerce and Industry“ (BGCCI; www.bgcci.com) gehört mit über 220 Mitgliedsunternehmen mittlerweile zu den größten und leistungsstärksten bilateralen Kammern in Bangladesch. Im Oktober 2011 wird die BGCCI die zweite deutsche Handelsmesse in Dhaka veranstalten..

Ein deutsch-bangladeschisches Investitionsschutz- und Förderungsabkommen ist seit September 1986 in Kraft, ein bilaterales Doppelbesteuerungsabkommen seit 1993.


Entwicklungszusammenarbeit

Bangladesch ist mit einem Jahreseinkommen pro Kopf von rund 684USD eines der ärmsten Länder der Welt und Schwerpunktpartnerland. Bangladesch hat seit Beginn der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit 1972 bis Ende 2008 von Deutschland im Rahmen der bilateralen Finanziellen und Technischen Zusammenarbeit Zusagen in Höhe von rund 2,4 Milliarden Euro erhalten. Seit 1978 werden deutsche Leistungen im Rahmen der auf Regierungsebene abgewickelten Kooperation nur noch in Form von Zuschüssen ohne Rückzahlungsverpflichtung gewährt. Nimmt man die Leistungen in Höhe von ca. 2 Milliarden Euro, die Deutschland über die Europäische Union, die Weltbank, die Asiatische Entwicklungsbank und die UN-Familie zur Verfügung gestellt hat hinzu, beläuft sich der Gesamtbetrag der deutschen Zusagen seit 1972 auf rund 4,4 Milliarden Euro. .

Die 2006 festgelegten drei Schwerpunkte für die langfristige bilaterale Zusammenarbeit lauten weiterhin:

  • Gesundheit, Familienplanung, HIV/AIDS-Bekämpfung
  • Energieeffizienz und erneuerbare Energien
  • Gute Regierungsführung, Menschenrechte und kommunale Entwicklung.

Deutschland hat Bangladesch für die Jahre 2010/2011 insgesamt Euro 46,8 Mio. neue Mittel für bilaterale Projekte in den oben genannten Schwerpunkten zugesagt. Angesichts der Tatsache, dass Bangladesch eines der am meisten vom Klimawandel betroffenen Länder der Welt ist haben beide Regierungen jedoch vereinbart, darüber hinaus auch Projekte in den Bereichen Biodiversität, Aufforstung und nachhaltige Bewirtschaftung von Küsten- und Mangrovenwäldern sowie Maßnahmen der Rehabilitierung in von Zyklonen betroffenen Gebieten durchzuführen.


Kulturelle Zusammenarbeit

Die erste Anlaufstelle für all jene in Bangladesch, die sich für deutsche Sprache und Kultur interessieren, ist das Goethe-Institut in Dhakas Stadtteil Dhanmondi. Über 700 Bangladescher lernen hier jedes Jahr Deutsch. In der Bibliothek gibt es Informationen über deutsche Literatur, Geschichte und Politik, und das Café auf der Dachterrasse ist ebenso wie das Auditorium ein Treffpunkt und Forum für junge Intellektuelle, Künstler und Vertreter der Zivilgesellschaft. Die Veranstaltungen des Goethe-Instituts reichen von Ausstellungen, musikalischen und literarischen Darbietungen bis zu Filmfestivals und Seminaren.  Die „Deutsche Welle“, das deutsche Auslandsradio und TV, erfreut sich großer Wertschätzung als verlässliches Informationsmedium. Besonders die UKW-Radioprogramme, sind sehr beliebt.

Um den akademischen Austausch zwischen Deutschland und Bangladesch zu fördern, vergeben DAAD (Deutscher Akademischer Austausch-Dienst) und Alexander-von-Humboldt-Stiftung jedes Jahr Stipendien an bangladeschische Studenten und Nachwuchswissenschaftler. Informationen zum Studium in Deutschland sind beim DAAD Informations-Punkt erhältlich, der Studienberatung anbietet, aber auch bei den DAAD-Koordinatoren an bangladeschischen Universitäten. Eine Vielzahl von bangladeschischen Wissenschaftlern hat bereits einen Teil ihrer akademischen Ausbildung in Deutschland absolviert, über 200 von ihnen sind in Alumni-Vereinen und im Netzwek „Alumniportal“ () organisiert.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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