Beziehungen zu Deutschland

Beziehungen zu Deutschland

Stand: Januar 2011

Politische Beziehungen

Die deutsch-italienischen Beziehungen sind eng. Gemeinsamkeiten in der historischen Entwicklung (Deutschland und Italien als “späte Nationen”), die heutige Position beider Länder in der Mitte Europas und ihre Mitgliedschaft in der Europäischen Union, der umfangreiche Handelsaustausch sowie die Vielschichtigkeit der Kontakte (u.a. Kultur, Tourismus, Sport, gesellschaftliche Gruppen, Gewerkschaften, in Deutschland lebende Italiener) stellen eine exzellente Basis dar. Gelegentlich auftretende Meinungsverschiedenheiten in Einzelfragen betreffen in erster Linie Fragen der internationalen Politik, zum Beispiel die Diskussion um eine Reform des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, oder im Bereich der Europapolitik, die unterschiedlichen Ansätze zur Regulierung der Finanzmärkte und zur Beurteilung der öffentlichen Verschuldung.

Die Regierungen und Parlamentarier aus Deutschland und Italien stehen in einem regelmäßigen Meinungsaustausch, der durch zahlreiche Begegnungen im Rahmen internationaler Konferenzen ergänzt wird. Auch die Bundespräsidenten Köhler und Wulff und der italienische Staatspräsident Napolitano führten einen engen Dialog, insbesondere zu Fragen der europäischen Integration. Am Comer See liegt mit der „Villa Vigoni“ eine eigens zur Pflege des bilateralen Austauschs ins Leben gerufene deutsch-italienische Begegnungsstätte, in der zahlreiche Veranstaltungen zu Fragen der Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft stattfinden. Die politischen Stiftungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle für die deutsch-italienischen Beziehungen.

Wirtschaftliche Beziehungen

Deutschland ist Italiens wichtigster Handelspartner. Im bilateralen Handel sind die aus Deutschland bezogenen Importe im Jahr 2009 – bedingt durch die Finanz- und Wirtschaftskrise – um 18,7 Prozent gesunken; die Exporte nach Deutschland nahmen ebenfalls (um 21,5 Prozent) ab. Deutschlands immer noch beträchtlicher Handelsbilanzüberschuss fiel von 13,7 Mrd. Euro im Vorjahr auf knapp unter 12,5 Mrd. im Jahr 2009 ab. 12,7 Prozent der italienischen Exporte gingen bis Juni 2010 nach Deutschland, während 16,7 Prozent der Importe Italiens aus Deutschland kamen. Der Schwerpunkt der deutschen Auslandsinvestitionen entfällt auf Norditalien.

Militärische Beziehungen

Neben der gemeinsamen Einbindung in die NATO, ESVP (Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik), OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) und die Vereinten Nationen bestehen traditionell enge bilaterale Beziehungen der Streitkräfte. Dies beinhaltet auch regelmäßige Gespräche auf allen militärischen Ebenen sowie ständige Austausch- und Ausbildungsprogramme von Soldaten. Besondere Bedeutung hat das gemeinsam betriebene taktische Ausbildungskommando für Luftstreitkräfte in Decimomannu/ Sardinien. Es bestehen enge rüstungswirtschaftliche Kooperationen.

Kulturelle Beziehungen

Die kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Italien sind in ihrer Dichte weltweit einzigartig.

In keinem anderen Land unterhält Deutschland so viele kulturelle Institutionen wie in Italien. Einige von ihnen gehören zu den ersten Gründungen ihrer Art überhaupt:

  • fünf wissenschaftliche Institute (Deutsches Archäologisches Institut/DAI seit 1829; Bibliotheca Hertziana seit 1912; Kunsthistorisches Institut in Florenz/KHI seit 1888; Deutsches Historisches Institut/DHI und Studienzentrum Venedig);
  • fünf Häuser mit Künstlerstipendien (Villa Massimo und Casa di Goethe in Rom; Villa Romana in Florenz; Villa Serpentara/Casa Baldi in Olevano Romano; Europäische Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Montepulciano);
  • sieben Goethe-Institute (Rom, Neapel, Palermo, Mailand, Turin, Genua, Triest);
  • drei Deutsche Schulen (Rom seit 1851, Mailand, Genua);
  • die schon erwähnte Casa di Goethe als Museum und Ausstellungsort (gegr. 1997);
  • die deutsch-italienische Begegnungsstätte Villa Vigoni.

Das weltweit präzedenzlos dichtes Netz der knapp 40 deutsch-italienischen Kulturgesell­schaften ermöglicht es, Kulturangebote sowie die Spracharbeit auch in die Provinz zu tragen.

Wichtiges Netzwerk für die Förderung von Deutsch an italienischen Schulen sind die über 20 Partnerschulen (PASCH), zu denen neben den drei Deutschen Schulen (mit insgesamt 2500 Schülern) 12 Sprachdiplom-Schulen, 5 Schulen mit bilingualer Abteilung und 5 vom Goethe-Institut betreute Partnerschulen gehören. Insgesamt lernten an italienischen Schulen im Schuljahr 2008/2009 rund 350.000 Schüler Deutsch (zumeist als zweite oder dritte Fremdsprache).

Seit 2004 berät in Rom ein Informationsbüro des DAAD italienische Studierende, junge Wissenschaftler und Professoren über das deutsche Hochschulsystem, Studien- und For­schungsmöglichkeiten sowie Stipendien. Das binationale Deutsch-Italienische Hochschul­zentrum (DIH) mit Geschäftsstellen in Bonn und Trient berät über deutsch-italienische Studiengänge und Graduiertenkollegs und organisiert im zweijährigen Rhythmus Deutsch-Italienische Hochschultage. Im Rahmen des DIH werden der Ladislao-Mittner-Preis für italienische Deutschlandstudien sowie der Brentano-Preis für deutsche Italienstudien vergeben.

Seit 2008 vergeben das AA und der Beauftragte für Kultur und Medien den Deutsch-italieni­schen Übersetzerpreis im jährlichen Wechsel an italienische bzw deutsche Übersetzer/innen, ab 2010 auch mit Beteiligung des italienischen Kulturministeriums.

Mit dem Ziel, den Jugendaustausch zwischen Deutschland und Italien zu fördern, ist das deutsch-italienische Jugendbüro IUVENTUS eingerichtet worden, das vom Auswärtigen Amt und dem italienischen Außenministerium finanziell gefördert wird. Die zugehörige Internet-Plattform wird derzeit ausgebaut und vernetzt Informationen rund um Partnerorganisationen, Begegnungsprogramme und Austauschaktionen in Deutschland und Italien. Sie ist unter zu erreichen.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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