Beziehungen zu Deutschland

Beziehungen zu Deutschland

Stand: Januar 2011

Politische Beziehungen

Die Beziehungen zu Togo reichen bis zum Jahr 1884 zurück, als der Afrikareisende Gustav Nachtigal mit dem lokalen König des heutigen Togoville einen Schutzvertrag für das Deutsche Reich schloss. In den nachfolgenden Jahren dehnte das Deutsche Reich seinen Einflussbereich immer weiter aus, insbesondere nach Norden, bis Togo im Jahr 1899 seine maximale Ausdehnung erlangte. Die Voltaregion, die rund ein Drittel der ursprünglichen deutschen Kolonie „Togoland“ ausmacht wurde nach einer von den Vereinten Nationen organisierten Volksabstimmung 1956 an das heutige Ghana angegliedert. Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs war die deutsche Kolonie „Togoland“ schon 1914 von britischen und französischen Truppen erobert und nach dem Ende des Kriegs zwischen Großbritannien und Frankreich aufgeteilt worden. Beiden Staaten wurde 1920 vom Völkerbund das Mandat über die Kolonie „Togoland“ übertragen. 

Nach der Unabhängigkeit Togos am 27. April 1960 wurden 1963 die diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Togo aufgenommen. Schon 1961 war ein Goethe Institut in Lomé eröffnet worden. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern entwickelten sich schnell und positiv und erreichten in den 1970-er und 1980-er Jahren ihren Höhepunkt. Dabei kam und kommt Deutschland zugute, dass die Mehrheit der Togoer die deutsche Kolonialvergangenheit positiv bewertet. Auch heute haben die meisten Togoer viel Sympathie für Deutschland und sind stolz auf ihre „deutsche“ Vergangenheit. 

Wegen der sich infolge innenpolitischer Unruhen in Togo verschlechternden Menschenrechtssituation kühlten sich die politischen Beziehungen mit Deutschland seit Anfang der 1990-er Jahre allerdings deutlich ab. Nach im wesentlichen freien und demokratischen Parlamentswahlen am 14. Oktober 2007 haben sich die Beziehungen wieder deutlich verbessert. In Anerkennung des 2006 nach dem Tod des langjährigen Präsidenten Eyadéma Gnassigbé 2005 eingeleiteten Reformprozesses hat der damalige Bundesaußenminister Steinmeier Togo am 11. Februar 2008 besucht und damit die Bereitschaft zu einem Neubeginn in den bilateralen Beziehungen signalisiert. Die Bundesregierung unterstützt den begonnenen Reformprozess in Togo. 

Im Juni 2009 stattete der togoische Präsident Faure Gnassingbé Deutschland einen offiziellen Besuch ab. Er wurde hierbei vom damaligen Bundespräsidenten Köhler und von Bundeskanzlerin Merkel empfangen. Deutschland sicherte ihm die weitere Unterstützung des Reformprozesses in Togo zu. Zu einem weiteren hochrangigen bilateralen Treffen kam es am 21. September 2010 am Rande des Milleniumsgipfels in New York zwischen Bundeskanzlerin Merkel und dem togoischen Premierminister Houngbo.

Entwicklungszusammenarbeit

1960 bis 1991 hatte Deutschland Togo insgesamt rund 630 Millionen Euro Entwicklungshilfe zugesagt (284 Millionen Euro Finanzielle Zusammenarbeit / 346 Millionen Euro Technische Zusammenarbeit). Wichtigste Projekte der Finanziellen Zusammenarbeit waren der Tiefseehafen Lomé, Vorhaben im Bereich Strom- und Wasserversorgung sowie Straßenbau. Die deutsche technische Zusammenarbeit befasste sich mit der ländlichen Entwicklung in der Zentralregion, dem Pflanzenschutz, der Aufforstung und Holzwirtschaft, dem medizinischen Bereich, der beruflichen und fachlichen Aus- und Fortbildung sowie der Veterinärmedizin. Infolge der unbefriedigenden innenpolitischen Situation, besonders auf dem Gebiet der Menschenrechte, wurde die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit mit Togo 1993 ausgesetzt. Die noch weitergeführten Projekte sind 2007 ausgelaufen. 

Auch die meisten anderen Geber (etwa die EU, USA, Weltbank) stellten mit Ausnahme Frankreichs in den 1990er Jahren ihre Entwicklungszusammenarbeit mit Togo ein. Nach den international anerkannten Parlamentswahlen vom 14.10.2007 haben die EU-Kommission, die Weltbank und der internationale Währungsfonds ihre Entwicklungszusammenarbeit mit Togo wieder aufgenommen. Auch die Bundesregierung hat in Anerkennung der von der togoischen Regierung eingeleiteten Reformen im September 2008 Restmittel aus früheren Zusagen in Höhe von 25 Millionen Euro wieder freigegeben und weitere 13 Millionen Euro aus sog. Regionalmitteln zugesagt. Damit sollen der Ausbau der Energieversorgung und ein Straßenprojekt finanziert werden.

In Togo betätigen sich deutsche kirchliche Hilfswerke, private Träger, politische Stiftungen (Hanns-Seidel, Konrad-Adenauer und Friedrich-Ebert), der Senior Experten Service (SES) und der Deutsche Entwicklungsdienst (seit dem 01.01.2011 Teil der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), deren Projekte der togoischen Bevölkerung unmittelbar zugute kommen.

Seit 1984 hat Deutschland Togo rund 183 Millionen Euro Schulden erlassen. Am 02.12 2009 wurde in Lomé zwischen der Bundesregierung der togoischen Regierung ein weiteres bilaterales Umschuldungsabkommen über den Erlass von Handelsforderungen in Höhe von 9,15 Millionen Euro unterzeichnet. Nachdem IWF und Weltbank am 14.12.2010 übereinstimmend festgestellt haben, dass Togo wegen Erfüllens der notwendigen Voraussetzungen (Realisierung der IWF-Programme „Ownership“ und „Good Governance“) den sog. „Vollendungspunkt“ erreicht hat, ist im Laufe des Jahres 2011 mit einem Erlass des größten Teils (17 Millionen Euro) der verbleibenden 19 Millionen Euro Handelsforderungen zu rechnen.

Kulturelle Beziehungen

Das 1961 eröffnete Goethe-Institut Lomé führt Kulturprogramme durch, bietet Deutschkurse an und unterstützt den Deutschunterricht an Schulen und der Universität Lomé. Diesen Aktivitäten wurde durch einen offensichtlich politisch motivierten Brandanschlag in der Nacht vom 28. auf den 29.04.2005 jäh ein Ende gesetzt. Nach Schadensersatzleistung durch die togoische Regierung wurden sie im September 2006 wieder uneingeschränkt aufgenommen.

Auch zum 20. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer und zum 60. Jahrestag der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2009 hat das Goethe-Institut ein umfangreiches Rahmenprogramm durchgeführt.

In den Schulen wird Deutsch nach Französisch und Englisch als 3. Fremdsprache (zusammen mit Spanisch) angeboten und ist auch in der Bevölkerung erstaunlich weit verbreitet. 2009 gab es 270 Schulen mit Deutsch als Fremdsprache-Unterricht, an denen insgesamt ca. 67.300 Schüler Deutsch lernen. Es gibt 330 bis 350 Deutschlehrer an den staatlichen Schulen. An der Germanistikfakultät der Universität Lomé, an der eine DAAD Lektorin und eine DAAD Assistentin arbeiten, sind 2010 rund 1.000 Studenten eingeschrieben. Die Universität Kara verfügt über keine Germanistikabteilung.

Die Hochschul- und Wissenschaftszusammenarbeit mit Deutschland ist nur schwach entwickelt. Soweit bekannt, gibt es drei Hochschulpartnerschaften (Köln, Paderborn, Bayreuth).

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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