Beziehungen zu Deutschland

Beziehungen zu Deutschland

Stand: Dezember 2010

Politische Beziehungen

Die politischen Beziehungen zwischen Jordanien und Deutschland sind seit langer Zeit eng und freundschaftlich. Deutschland gehört in vielen Bereichen zu den wichtigsten Partnern des Landes, das 1994 als zweiter arabischer Staat einen Friedensvertrag mit Israel geschlossen hat und sich im regionalen und internationalen Rahmen aktiv um eine friedliche Lösung des Nahostkonflikts bemüht. Über die politische Ebene hinaus besteht eine erfolgreiche Kooperation in den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit, Wirtschaft und Kultur.

Die zahlreichen Besuche deutscher Politikerinnen und Politiker und Reisen jordanischer Politiker nach Deutschland sind Zeichen dieser engen Beziehungen. Außenminister Westerwelle traf im Mai 2010 und im November 2010 Außenminister Judeh in Amman.

König Abdullah II führte am 6. Mai 2009 Gespräche mit Bundes­kanzlerin Merkel und dem damaligen Außenminister Steinmeier in Berlin.

Wirtschaftliche und entwicklungspolitische Beziehungen

An den jordanischen Importen gemessen ist Deutschland der wichtigste europäische Handelspartner Jordaniens und steht im weltweiten Vergleich auf Rang vier. Der Waren- und Dienstleistungsaustausch zwischen Deutschland und Jordanien hatte 2009 ein Gesamtvolumen von ca. 725 Millionen Euro und bestand im Wesentlichen aus deutschen Exporten nach Jordanien (ca. 693 Millionen Euro). Deutschland liefert vor allem Fahrzeuge, Nahrungsmittel, chemische Produkte und Maschinen. Jordanien exportiert nach Deutschland Kleidung sowie Speise- und Industriesalz. Der Umfang von Direktinvestitionen bleibt in beide Richtungen gering.

Eine wichtige Rolle spielt die Entwicklungszusammenarbeit in den deutsch-jordanischen Beziehungen. Mit einem Gesamtvolumen von 99 Millionen Euro für 2010/11 gehört Deutschland nach den USA und Japan zu den größten bilateralen Gebern. Der überwiegende Teil dieser Unterstützung, der in Form von Zuschüssen und günstigen Krediten gewährt wird, fließt in die Modernisierung des Wassersektors.

Deutschland finanziert den Grundwasserschutz und die Verbesserung des Leitungsnetzes, hilft aber auch dabei, eine neue Wasserstrategie für das wasserarme Land zu entwickeln.

Seit mehreren Jahren finanziert Deutschland ebenfalls den Bau von Grundschulen, um Jordanien so bei der Bewältigung des Bevölkerungswachstums zu helfen. Darüber hinaus bestehen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Jordanien vielfältige Initiativen im Bereich der erneuerbaren Energien.

Ferner profitiert Jordanien von der Möglichkeit der Schuldenumwandlungen in Entwicklungsprojekte (Debt Swaps), nutzbar für entsprechende Projekte in den Bereichen Armutsbekämpfung, Umweltschutz und Bildung. Bisher wurden 234 Millionen Euro über Schuldenumwandlungen erlassen. Im Dezember 2010 wurde ein weiteres Angebot von bis zu 32 Millionen Euro unterbreitet.

Austausch im Wissenschafts- und Kulturbereich

Jordanische Universitäten und Forschungseinrichtungen pflegen in den verschiedensten Bereichen einen regen Austausch mit Deutschland. Viele jordanische Wissenschaftler haben in Deutschland studiert oder promoviert und setzen gemeinsame Forschungsvorhaben mit deutschen Kollegen um. Mit Hilfe deutscher Stipendien oder auf eigene Kosten kommen jedes Jahr zahlreiche Jordanier als Studierende, Doktoranden oder Professoren für Kurz- und Langzeitaufenthalte nach Deutschland.

Die Deutsch-Jordanische Universität DJU, eine staatliche jordanische Universität nach deutschem Fachhochschulmodell, hat 2005 ihren Betrieb aufgenommen und bereits knapp 2.200 Studierende – davon fast 45 Prozent Frauen. Es handelt sich um das größte deutsche Hochschulexportprojekt mit einem Schwerpunkt in ingenieurwissenschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Fächern. Außerdem werden Bachelor- und Masterprogramme für „Deutsch als Fremdsprache“ angeboten, die sich explizit an die Interessenten aus der gesamten Region Nordafrika, Nah- und Mittelost richten. Die Universität wird von Deutschland durch den DAAD und ein Konsortium von über 70 deutschen Fachhochschulen unterstützt. Sie zeichnet sich insbesondere durch eine praxisnahe, an den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts orientierte Ausbildung aus.

In der Archäologie ist die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Jordanien seit vielen Jahrzehnten eng und vertrauensvoll. Eine Niederlassung des Deutschen Evangelischen Instituts für die Altertumskunde im Heiligen Land (DEIAHL), zugleich Forschungsstelle des Deutschen Archäologischen Instituts, steuert von Amman aus gemeinsame Grabungen mit dem jordanischen Antikendienst, vor allem im Norden des Landes (Tell Zira’a, Umm Quais). Die Deutsche Forschungsgemeinschaft und über das Kulturerhaltprogramm auch das Auswärtige Amt unterstützen über mehrere Jahre bautechnische Untersuchungen und die Wiederherstellung prägender Stilelemente an der Ruine des Wüstenschlosses Mshatta. Auch bilaterale Universitätsprojekte sorgen für einen regen wissenschaftlichen Austausch.

Im Rahmen der Partnerschulinitiative PASCH konnte im Oktober 2010 Deutsch als Fremdsprache in einer weiteren weiterführenden Schule Jordaniens verankert werden. Es handelt sich um die ursprünglich von einem deutschen Geistlichen gegründete Theodor-Schneller-Schule, die konfessionsübergreifend speziell sozial benachteiligte Jungen ausbildet.

Das Goethe-Institut Amman spricht mit seinem abwechslungsreichen Programm-Mix aus Theater, Musik und Ausstellungen gezielt ein jüngeres, an Deutschland interessiertes Publikum an. Seit vielen Jahren findet beispielsweise im Herbst ein europäisches Filmfestival in Jordanien statt, an dem sich das Goethe-Institut (GI) mit herausragenden deutschen Produktionen beteiligt. 2009 und 2010 hat das GI auch eigene Filmfestivals und Gastspiele deutscher Künstler (wie Rapper Doppel-U) organisiert.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

gesamten Artikel lesen zurück mit ESC