Wirtschaft

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Stand: April 2011

Wirtschaftsstruktur

Einer der Gründe für die Revolution vom 25. Januar war die sehr ungleiche Verteilung von Vermögen und Einkommen im Lande.

Ägypten ist das nach Südafrika am stärksten industrialisierte Land Afrikas.

Haupteinnahmequellen bleiben weiterhin die Förderung und der Export von fossilen Energieträgern (Erdöl und Erdgas), der Tourismus, die Rücküberweisungen der ägyptischen Arbeiter im Ausland, die krisenbedingt zeitweilig zurückgegangen sind. Ferner ist der Suez-Kanal ein wichtiger Devisenbringer.

Erdöl und Erdgas

Beim Energiehaushalt stehen sich rückläufige Ölfördermengen und die stetige Zunahme der Gasexploration sowohl für den Eigenbedarf als auch für den Export gegenüber. In den letzten Jahren ist Ägypten zu einem bedeutenden Gaslieferanten aufgestiegen und für Europa eine strategische Bezugsquelle geworden. Neuste Schätzungen gehen von Ölreserven in Höhe von 4,4 Mrd. Barrel aus. Trotz Entdeckung neuer Ölfelder und verbesserter Fördertechnik, deckt die Rohölausbeute kaum den Eigenbedarf.

Die Erdgasreserven Ägyptens werden auf ca. 2.200 CMilliarden Kubimeter geschätzt, damit verfügt das Land über 1,2 Prozent der weltweiten Erdgasvorkommen. Die günstige geografische Lage und der fortgeschrittene Ausbau ermöglichen es unabhängig von Gaspipelines auf kurzfristige Lieferengpässe in den Abnehmerländern zu reagieren.

Tourismus

Als ganzjähriges Reiseziel hat Ägypten seit Jahren einen festen Platz im weltweiten Tourismus. Der bis Dezember 2010 florierende Besucherstrom kam im ersten Quartal 2011 völlig zum Erliegen. Der Sektor, der 10 Prozent der Arbeitskräfte beschäftigt und pro Jahr knapp 12,5 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet, sollte sich jedoch angesichts ganzjährigem Sonnenscheins und kulturhistorischen Höhepunkten rasch erholen.

Im Jahr 2010 zählte Ägypten insgesamt 14,7 Millionen Besucher, davon 1,328 Millionen aus Deutschland (ein Zuwachs von 10,5 Prozent) mit einer durchschnittlichen Übernachtungsdauer von 10 Nächten.

Ägypten wird 2012 Partnerland der ITB, dies wird unmittelbare positive Auswirkungen auf die Touristenströme und Buchungszahlen nach sich ziehen.

Überweisungen aus dem Ausland

2010 haben im Ausland lebende ägyptische Gastarbeiter 9,8 Mrd. USD überwiesen, was 17 Prozent der Gesamtdeviseneinnahmen ausmacht. Viele Ägypter kommen wegen der politischen Unruhen, insbesondere in Libyen, ins Heimatland zurück, so dass zeitweilig diese Einnahmequelle rückläufig sein dürfte.

Suez-Kanal

Der Suez-Kanal, der ca. 8 Prozent des Schifffahrtwelthandels abwickelt, ist gleichzeitig eine der größten Deviseneinnahmequellen des Landes. Seit Januar 2010 steigen die Einnahmen. Nach Veröffentlichungen der Suez Canal Authority (SCA) erwirtschaftete der Wasserweg im Jahr 2010 eine Steigerung von 11 Prozent gegenüber 2009 auf 4,769 Milliarden Dollar. Nach Tieferlegung auf 20 Meter können nunmehr Schiffe bis 240.000 Bruttoregistertonnen und ca. 62 Prozent der vorhandenen Öltanker den Kanal passieren. Die seit zwei Jahren stabilen Transitgebühren sollen 2011 neu festgelegt werden ().

Landwirtschaft

Die ägyptische Volkswirtschaft ist landwirtschaftlich geprägt, sie beschäftigt jeden dritten Ägypter. Angebaut werden vor allem Baumwolle, Reis, Zuckerrohr, Weizen, Gemüse und Obst. Die landwirtschaftliche Nutzfläche erstreckt sich vor allem entlang des Nils sowie im Nildelta und macht lediglich 2,9 Prozent der Gesamtfläche des Landes aus. Aufgrund der starken Parzellierung können viele Landwirte lediglich Subsistenzwirtschaft betreiben. Einziges Wachstumspotenzial bietet die Optimierung der Bewässerung.

Wirtschaftslage und Politik der ägyptischen Regierung

Die jetzige Regierung versucht den notwendigen Strukturwandel in die Wege zu leiten. Das Land befindet sich in einer Transformationsphase, deren politischen Ausgang und damit auch die konkreten Auswirkungen auf die Wirtschaft noch nicht absehbar sind.

Die Weichenstellung und die Fortschritte im politischen und wirtschaftlichen Raum mit Blick auf den Konsum, die in- und ausländischen Investitionen, die Außenwirtschaft und die Finanzsektoren werden in nächster Zeit ausschlaggebend für die ökonomischen Auswirkungen sein. Es bleibt – wenn auch nur mit begleitender internationaler Unterstützung – die Aussicht auf eine positive wirtschaftliche Perspektive des größten und bedeutenden Landes in der arabischen Welt mit mehr als 80 Millionen Einwohner.

Wirtschaftsbeziehungen zur Europäischen Union

Die Europäische Union ist der größte Handelspartner und Direktinvestor. Das Land ist seit 1995 Mitglied in der WTO. Das 2004 in Kraft getretene EU-Assoziationsabkommen regelt den freien gegenseitigen Handel. Bestehende Handelsbarrieren sollen bis 2019 abgebaut sein. Im Agrarsektor sind bereits 87 Prozent der Produkte liberalisiert. Im März 2007 ist ein Aktionsplan im Rahmen der European Neighbourhood Policy (ENP) unterzeichnet worden, welcher die finanzielle, wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit regelt. Ein vereinbartes Ziel ist es, die ägyptische Wirtschaft produktiver und wettbewerbsfähig zu gestalten.

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Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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