Kultur- und Bildungspolitik, Medien

Kultur- und Bildungspolitik, Medien

Stand: April 2011

Kulturpolitik

Großbritannien verfügt über eine dichte und vielfältige Kulturlandschaft mit Zentrum in London. Die beachtlichen kulturellen Ambitionen der Regionen (so Cardiff in Wales, Edinburgh und Glasgow in Schottland) und einzelner urbaner Zentren (Manchester oder die europäische Kulturhauptstadt 2008 Liverpool) können die Anziehungskraft Londons nicht erreichen. Die geschickt vermarktete Kunstmesse “Frieze Art” (seit 2004) ist zu einem internationalen Magneten für den Verkauf moderner Kunst geworden, aber auch alle anderen Sparten (Musik, Film, Theater, Tanz, Kreativwirtschaft) sind auf höchstem Niveau vertreten.

Das Kulturfördersystem Großbritanniens beruht in hohem Maße auf privater Initiative, ist oft projektgebunden und durch zahlreiche private oder halbprivate Stiftungen charakterisiert. Viele der zahlreichen Kulturinstitutionen – wie fast alle Londoner Theater und Museen – finanzieren sich überwiegend kommerziell. “Public Private Partnerships” sind wichtige Elemente der britischen Kulturfinanzierung, die im Lichte der jüngsten, drastischen Einschnitte im Kulturbudget der neuen Regierung noch an Bedeutung gewinnen dürften.

Die Vorbereitung der Olympischen Spiele 2012 liegt nach hiesigem Eindruck logistisch und finanziell im Plan und wird zunehmend stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken.


Bildungspolitik

Die Bildungspolitik ist ein innenpolitischer Schwerpunkt der Regierungskoalition und nach wie vor stark im Fluss. Vor allem angesichts der Sparzwänge stehen eine stärkere Privatisierung des Schulsystems, (Gründung von in Privatinitiative getragener Akademien und free schools mit eigenständigen Curricula und die Reform der Hochschulfinanzierung im Mittelpunkt.

In Großbritannien besteht zwischen dem 5. und dem 16. Lebensjahr Schulpflicht, ab dem 3. Lebensjahr und teilweise früher wird das Vorschulangebot kontinuierlich ausgebaut. Die Primarschulausbildung umfasst sechs Jahre, vom 5. bis 11. Lebensjahr (Key Stage 1 and 2). Der Übergang von Primar- auf Sekundarstufe vollzieht sich im 12. Lebensjahr eines britischen Schülers und schließt mit dem „General Certificate of Secondary Education“ (GCSE) mit 16 Jahren ab (Key Stage 3 and 4). Dieses Zertifikat kann mit dem deutschen Haupt- bzw. Realschulabschluss gleichgesetzt werden und wird von der Anzahl der geprüften Fächer, für die sich der Schüler entscheidet, sowie den Prüfungsergebnissen abhängig gemacht. Eine hohe Anzahl von Prüfungsfächern mit guten Ergebnissen gestattet es dem Schüler, die Schule zwei weitere Jahre zu besuchen und sich auf den höchsten britischen Schulabschluss, die A-levels, vorzubereiten. Mit dem erfolgreichen Abschluss der A-level-Prüfung hat der Schüler die Hochschulreife erreicht. Die Wiederholung eines Schuljahres durch Nichterreichen des Klassenziels kennt das britische Schulsystem nicht.

Ca. sieben Prozent der Schüler besuchen Privatschulen, die teilweise sehr hohe Gebühren erheben. Kleine Klassen und individuelle Fördermöglichkeiten führen dazu, dass der Anteil der aus Privatschulen kommenden Schüler in den Eliteuniversitäten mit rund 50 Prozent weit überproportional ist. Es existiert bisher kein mit Deutschland vergleichbares Berufsausbildungsangebot. Betriebe bilden je nach Eigenbedarf aus, Lehrlingsausbildung in handwerklichen Betrieben ist weitgehend unbekannt.

An der Spitze der derzeit 116 universitären Einrichtungen stehen die „G 5“ – bestehend aus Oxford, Cambridge, London School of Economic (LSE), Imperial College London und University College London. „Undergraduates“ aus GBR und anderen EU-Ländern zahlen sog. „Top Up Fees“, das sind Gebühren von zur Zeit maximal 3.225 GBP jährlich. Da im Zuge der Sparmaßnahmen und der Reform der Hochschulfinanzierung die staatlichen Zuschüsse für die Lehre an den Hochschulen (teaching grants) radikal gekürzt werden, sind ab 2012 an vielen Universitäten Gebühren in Höhe der neuen gesetzlichen Obergrenze von 9.000 GBP zu erwarten. Studierende aus anderen Ländern zahlen zum Teil ein Vielfaches. Auch weiterhin werden an schottischen Universitäten schottischen und EU-Studenten die Gebühren für das Grundstudium erlassen

Nach einer Hochphase des Fremdsprachenlernens Ende der 80er Jahre nimmt der Fremdsprachenunterricht seitdem in allen Sprachen kontinuierlich ab. Der Fremdsprachenunterricht an staatlichen englischen Schulen ist nur noch bis zum Alter von 14 Jahren (key stage 3) verpflichtend. Nur ein kleiner Bruchteil der Schüler wählt für GCSE und A-levels eine Fremdsprache.


Medien

Print-/Onlinemedien: In Großbritannien wird in allen Schichten der Bevölkerung intensiv Zeitung gelesen. Es gibt eine Vielzahl an überregionalen Qualitäts- und Boulevardzeitungen, die die verschiedenen Lesersegmente bedienen. Am meisten gelesen werden die Boulevardzeitungen, allen voran die Zeitungen Sun und News of the World des Medienunternehmers Rupert Murdoch. Aber auch Qualitätsblätter wie der Daily Telegraph oder die Sunday Times sind sehr populär. Internationales Renommé genießen vor allem das Wochenmagazin The Economist und die lachsfarbene Financial Times.

Wie andernorts geht in Großbritannien der Trend zu einer verstärkten Nutzung von Online-Medien, so dass die Zeitungen auch hier mit deutlichen Auflagenrückgängen und weniger Anzeigengeschäft zu kämpfen haben. Infolgedessen sind britische Zeitungen sehr aktiv dabei, Versionen ihrer Printausgaben für Smartphones und Tabletcomputer zu entwickeln. Nahezu jede Qualitätszeitung verfügt inzwischen über ein solches Angebot. Das populärste Onlineangebot bieten die Nachrichtenwebsites der BBC, die auch international großen Anklang finden. Allerdings sind auch die Internetseiten der Zeitungen Daily Mail und Guardian sehr populär. Letztere finden selbst in den USA eine große Leserschaft.

Fernsehen/Radio: Bei den öffentlich-rechtlichen, allein durch Gebühren finanzierten Anstalten dominiert die BBC mit großem Abstand. Die durch Werbung finanzierten privaten Sendeanstalten sind allerdings auf dem Vormarsch, vor allem im weit ausgebauten digitalen Kabelnetz. Zur Zeit erfolgt die Umstellung der Grundversorgung auf DVB-T (terrestrisch digitales Radio und Fernsehen), das bis 2012 landesweit eingeführt sein soll. Eine andauernde Entwicklung ist der Ausbau der Internetangebote und der Video- und Podcasts, vor allem bei der BBC.


Wissenschaft und Technologie

Großbritannien zählt zu den führenden Wissenschafts- und Forschungsnationen. Britische Universitäten gehören nach wie vor in internationalen Rankings zur Weltspitze. Seit 1990 gingen 26 Nobelpreise nach Großbritannien. Das Land sieht seine ökonomischen Wettbewerbschancen in besonderem Maße in der Wissensgesellschaft und der Förderung von Innovation. Die Schwerpunkte liegen hierbei besonders auf den Bereichen Pharmazie, Biotechnologie, Medizinforschung, Energietechnik sowie Luft- und Raumfahrt. Ziel der Wissenschaftsförderung der Regierung ist die Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Großbritanniens. Zudem soll es im Rahmen einer vorausschauenden Wohlstandssicherungspolitik einen Übergang zur „grünen Technologie- und Dienstleistungsgesellschaft“ geben.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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