Beziehungen zu Deutschland
Beziehungen zu Deutschland
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Stand: April 2011
Politische Beziehungen
Syrien hat am 11. Juni 1952 diplomatische Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland aufgenommen. Eine deutsche Auslandsvertretung wurde erstmals am 14. Oktober 1952 in Damaskus als Gesandtschaft eröffnet. Diese wurde 1958 in ein Generalkonsulat und 1961 in eine Botschaft umgewandelt. Von 1965 bis 1974 waren die diplomatischen Beziehungen unterbrochen. Die Zusammenarbeit Syriens mit westlichen Staaten hat sich im Zuge einer vorsichtigen Wiederannäherung zwischen den USA und Syrien seit 2009 weiter intensiviert. Die hohe Wertschätzung guter Beziehungen zu Deutschland wird in der syrischen Politik deutlich. Für die deutsche Entwicklungspolitische Zusammenarbeit ist Syrien seit 2002 Partnerland. Seitens der Bundesregierung besuchten zuletzt Außenminister Westerwelle 2010 und Bundesverkehrsminister Ramsauer im Februar 2011 Syrien. Das Land wird zudem regelmäßig von Delegationen aus Bundesländern sowie von Mitgliedern des deutschen Bundestags bereist.
Wirtschaftliche Beziehungen
Einfuhren aus Syrien nach Deutschland betrugen im vergangenen Kalenderjahr rund 1,16 Milliarden Euro, Importe von Erdölprodukten machten hierbei den größten Teil aus. Der Umfang, der nach Syrien exportierten Güter und Dienstleistungen, betrug insgesamt rund 657 Millionen Euro, dabei handelte es sich vor allem um Maschinen und Kraftwagen sowie –teile. Das Handelsvolumen belief sich somit in 2010 insgesamt auf rund 1,81 Milliarden Euro. Ein bilateraler Investitionsförderungs- und –schutzvertrag ist seit 1980 in Kraft. Ein bilaterales Doppelbesteuerungsabkommen wurde am 17. Februar 2010 unterzeichnet und findet seit dem 1.1.2011 Anwendung.Im Februar 2010 wurde in Damaskus das „Syrian German Business Council“ (SGBC) in Anwesenheit von Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Pfaffenbach, und dem syrischen Vizeministerpräsident Dardari eröffnet. Das SGBC wird von Unternehmen aus Syrien und Deutschland getragen.
Entwicklungszusammenarbeit
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Syrien wurde seit 2001 stetig ausgebaut. Von 1992 bis 2000 hatte es wegen ungeregelter Schulden Syriens keine Regierungsverhandlungen über die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit und auch keine Neuzusagen mehr gegeben. Nach der Lösung der Altschuldenproblematik wurde 2001 die Zusammenarbeit mit Deutschland wieder aufgenommen. Entwicklungspolitisch liegt der Schwerpunkt im Wassersektor; aber auch in den Bereichen Wirtschaftsreformen, Hochschulbildung, Stadtentwicklung und erneuerbare Energien ist Deutschland aktiv. Inzwischen beraten in diesen Feldern rund 50 deutsche Langzeitexperten (GIZ, KfW, CIM, DAAD etc.) syrische Ministerien und andere Institutionen. Eine wichtige Rolle spielt hierbei das 2007 in Damaskus eröffnete Deutsche Haus.. Deutschland ist bilateral, innerhalb der EU, der größte Geber in Syrien.
Kulturaustausch
Grundlage für die kulturelle Zusammenarbeit ist das 1959 mit der damaligen Vereinigten Arabischen Republik (Ägypten und Syrien) abgeschlossene Kulturabkommen. Neben der Förderung der deutschen Sprache, der archäologischen Zusammenarbeit und dem klassischen Kulturaustausch (Konzerte, Ausstellungen) stellt die Hochschulkooperation den Schwerpunkt der bilateralen Kulturbeziehungen dar. Es gibt in Syrien mehr als 1000 Syrer, die über einen deutschen Universitätsabschluss verfügen. Das Interesse an einem intensiven Wissenschaftsaustausch ist groß.
Das 1979 wiedereröffnete Goethe-Institut behauptet dank reichhaltiger und vielfältiger Aktivitäten einen festen Platz im Damaszener Kulturleben. Die Nachfrage nach deutschem Sprachunterricht steigt ständig. Derzeit nutzen auch viele irakische Staatsangehörige, die sich in Syrien aufhalten, das Angebot des Goethe-Instituts. Im Dezember 2010 konnte eine Nebenstelle des Goethe-Instituts in Aleppo in den Räumlichkeiten der von der GIZ aufwändig restaurierten historischen Shebani-Schule eröffnet werden. Sprachunterricht und ein Teil des Kulturprogramms des Goethe-Instituts können so auch in der wirtschaftlich wichtigsten Stadt Syriens angeboten werden.
An syrischen Schulen wird kein Deutsch unterrichtet. Es verfügen jedoch alle staatlichen Universitäten Syriens über ein Deutschkursangebot. An den Universitäten von Damaskus und Aleppo sind Lektoren des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) tätig. Darüber hinaus informiert das DAAD-Informationsbüro in Damaskus über Möglichkeiten, in Deutschland zu studieren. Die Universität Damaskus verfügt über eine eigene Deutschabteilung, im Februar 2011 wurden die ersten Absolventen dieser Germanistikfakulät feierlich verabschiedet. Seit 2008 betreut der DAAD jährlich bis zu 60 syrische Regierungsstipendiaten. Eine weitere Stärkung erfährt der Hochschulaustausch durch den im Oktober 2009 eröffneten deutsch-syrischen Masterstudiengang „Economic Change in the Arab Region“ (ECAR), ein aus deutscher Entwicklungshilfe finanzierters Gemeinschaftsprogramm der Universität Damaskus und der Phillips-Universität Marburg. Auch mit privaten Universitäten in Syrien bestehen Kooperationen mit deutschen Hochschulen.
Die archäologische Zusammenarbeit zwischen Syrien und Deutschland kann auf eine lange und erfolgreiche Geschichte zurückblicken. Seit 1980 gibt es in Damaskus eine Außenstelle der Orientabteilung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI). Neben dem DAI sind auch zahlreiche deutsche Universitäten in Syrien archäologisch aktiv: So hat die Universität Tübingen bei Grabungen, die mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amtes im Königspalast von Qatna/Tel Mishrifeh bei Homs durchgeführt wurden, ein unberührtes Königsgrab mit bedeutenden Grabbeigaben entdeckt. Die Funde waren im Rahmen der Ausstellung „Schätze des Alten Syrien – Die Entdeckung des Königreichs Qatna“ des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart von Oktober 2009 bis März 2010 erstmals in Europa zu sehen. Eng zusammengearbeitet haben syrische und deutsche Archäologen auch im Vorfeld der im Januar 2011 im Pergamonmuseum Berlin eröffneten Ausstellung „Die geretteten Götter von Tell Halaf“.
Hinweis