Wirtschaft

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Stand: März 2011

Wirtschaftsstruktur

Neuseelands Volkswirtschaft ist am Freihandel orientiert und in hohem Maße exportabhängig. Das Land hat seit Mitte der 1980er Jahre Anstrengungen zur Diversifizierung seines Außenhandels unternommen und seine Wirtschaft, einschließlich der Landwirtschaft, nahezu vollständig dereguliert. Die neuseeländische Wirtschaft bleibt im Exportsektor aber – trotz aller Diversifizierungsanstrengungen – immer noch stark landwirtschaftlich geprägt. Der Tourismus ist mit einem Anteil von 18,2 % an den Exporterlösen der zweitwichtigste Exportzweig. Jährlich besuchen ca. 2,5 Millionen Besucher Neuseeland. Der Tourismus trägt in Neuseeland mit 8,7% zum BIP bei (direkt und mittelbar). 9,6% der Angestellten in Neuseeland sind in der Tourismusbranche beschäftigt.

Nachdem sich Neuseeland Anfang 2010 von den Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise langsam erholte, verlor der wirtschaftliche Aufwind in der zweiten Jahreshälfte 2010 aufgrund des schwachen Immobilienmarkts und der vorherrschenden Vertrauenskrise der Verbraucher wieder an Kraft. Durch die verheerenden Erdbeben in Christchurch im September 2010 mit einer Stärke von 7,1 und im Februar 2011 mit einer Stärke von 6,3 auf der Richterskala wurde der wirtschaftliche Erholungskurs Neuseelands vollständig ausgebremst. Nach aktuellen Einschätzungen wird Neuseelands Wirtschaft aufgrund der beiden schweren Erdbeben anstelle der für 2011 prognostizierten 3,5% um nur 1% wachsen. Neuseelands größte Naturkatastrophe der letzten 80 Jahre hat das Land beinahe in eine Rezession geführt. Diese konnte jedoch aufgrund eines marginalen Wachstums von +0.2% im letzten Quartal 2010 vermieden werden. Mit einem Wiedererstarken der Wirtschaft wird erst ab 2012 gerechnet und eine Wachstumsrate von 4% prognostiziert. Die Wiederaufbauarbeiten in der Region Canterbury werden die Wirtschaft voraussichtlich ab der zweiten Jahreshälfte 2011 stimulieren und die Baubranche in den kommenden Jahren boomen lassen.

Die Kosten der beiden Erdbeben in Christchurch werden auf 15 Mrd. Neuseeland-Dollar (NZD) geschätzt (etwa 8% des BIP).

Neuseelands Arbeitsmarkt reagiert insgesamt sehr verhalten auf die äußeren Umstände. Die Arbeitslosenquote betrug im Dezember 2010 6,8% und lag damit 0,2% unter der Vorjahresquote von 7%. Am stärksten betroffen sind Jugendliche unter 20 (2010: 23,2 %) und Maoris (2010: 16,2 %). Für 2011 wird mit einer fortdauernden Erholung des Arbeitsmarktes und einem Rückgang der Arbeitslosenquote auf unter 6% gerechnet. Das Erdbeben wird den Rückgang voraussichtlich langsamer als erwartet ausfallen lassen, jedoch im Übrigen keine großen Auswirkungen auf die Arbeitslosenzahlen haben. Der Dienstleistungssektor wird von dem anstehenden Großereignis des Rugby World Cup 2011 profitieren. Auch der erwartete Boom in der Baubranche wird zu mehr Beschäftigung beitragen.

Zur Bewältigung der Weltwirtschaftskrise verfolgte die Regierung 2009 eine ähnliche Politik wie die europäischen Staaten: Zinssenkungen, Bürgschaften, Ausbildungsinitiativen und Infrastrukturmaßnahmen.Mit demZiel, Neuseelands Wirtschaft stärker wachsen zu lassen und die Unterschiede zum australischen Lebensstandard zu verringern, trat zum 1. Oktober 2010 eine nachhaltige Steuerreform in Kraft. Die Mehrwertsteuer wurde von 12,5% auf 15% erhöht, die Einkommens- und Unternehmenssteuer im Durchschnitt um 3% gesenkt, um das verarbeitende Gewerbe zu einer größeren Investitionsbereitschaft zu animieren. Bedingt durch die Erhöhung der Mehrwert- und Tabaksteuer stiegen die Verbraucherpreise im letzten Quartal 2010 um 2,3%. Die Inflationsrate für das Jahr 2010 betrug damit insgesamt 4%. Für 2011 erwartet die neuseeländische Zentralbank einen Anstieg der Inflationsrate auf 5,1%.

Die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Neuseeland und Deutschland gestalten sich nach wie vor problemlos. Die wichtigsten Ausfuhrgüter Neuseelands nach Deutschland sind land- und forstwirtschaftliche Produkte, insbesondere Schaf- und Wildfleisch, Früchte und Molkereiprodukte. Aus Deutschland werden vor allem Fahrzeuge und Maschinen sowie medizinische und pharmazeutische Produkte importiert. Deutschland steht an 10. Stelle der wichtigsten Exportmärkte und auf Platz 5 für Importe nach Neuseeland. Innerhalb Europas belegt Deutschland nach Großbritannien Platz 2 der wichtigsten Handelspartner. 2010 exportierte Neuseeland Waren im Wert von 789 Mio. NZD nach Deutschland. Das Importvolumen lag mit 1,8 Mrd. NZD etwa doppelt so hoch.

Für die Kapitaleinfuhr auf dem Bankweg oder in Form legal importierter Waren wird keine Genehmigung benötigt. Ausländer können ihr eingeführtes Kapital wie auch in Neuseeland erzielte Zinsen, Gewinne und Dividenden frei ausführen, wenn dies durch eine hierzu befugte Stelle (Handelsbank oder Devisenhändler) erfolgt. Die Devisenkurse sind frei veränderlich und werden durch Angebot und Nachfrage festgelegt. Der über Jahre hohe Basiszinssatz wurde in raschen Schritten wegen der weltweiten Finanzmarktkrise von 8,3 % im Juli 2008 auf 2,5 % im Juni 2009 gesenkt.Ursprünglich war geplant die Leitzinsen ab 2010 wieder kontinuierlich anzuheben. Nach zwei Erhöhungen im Juni und Juli 2010 um je 0,25% auf insgesamt 3,0% wurde vor dem Hintergrund des vorsichtigen Konsumverhaltens und des Erdbebens in Christchurch im September 2010 der Leitzins zunächst unverändert gelassen. Nach dem schweren Februar-Beben wurde der Leitzins im März 2011 wieder um 0,5% gesenkt, auf nun 2,5%. Eine erneute Anhebung auf über 3% soll erst ab 2012 in Betracht kommen, wenn sich die Wirtschaft wieder stabilisiert hat. Seit Ende 2009 hat sich der aufgrund von Devisenspekulationen stark schwankende NZD wieder erholt. Der Wechselkurs ist seit Beginn 2010 massiv gegenüber dem USD und dem Euro gestiegen und erreichte Anfang Januar 2011 mit fast 0,59 Eurocent pro NZD einen Höchststand. Zur Zeit liegt der Kurs bei etwa 0,53 Eurocent pro NZD.


Wirtschaftszweige

Die Agrarwirtschaft hat für den Export nach wie vor eine überragende Bedeutung. Aber auch in Neuseeland nimmt der Dienstleistungssektor eine immer stärkere Rolle ein. Der sektorale Aufbau des BIP gliederte sich zuletzt in einen Anteil von 7,4 % an der Produktion des primären Sektors, 21,5 % an der Güterproduktion und 71,1 % an Dienstleistungen. Die meisten Agrarprodukte werden nach Australien, in die USA und in die EU, zunehmend aber auch nach China und Südostasien exportiert.


Außenwirtschaft

Wichtigster bilateraler Handelspartner ist Australien mit einem Anteil von 24% an den neuseeländischen Exporten und 18 % an den neuseeländischen Importen, gefolgt von China, USA, Japan, Großbritannien, Deutschland und Südkorea. Die EU bezieht 12,5% von Neuseelands Exporten. Das Handelsbilanzdefizit wuchs im Jahre 2010 auf 250 Mio. NZD (etwa 130 Mio. EUR), bedingt durch steigende Import- und fallende Exportzahlen im Zusammenhang mit dem starken NZD.

Die wichtigsten Exportgüter Neuseelands sind land- und forstwirtschaftliche Produkte (insb. Milchprodukte, Fleisch und Holz, Äpfel, Kiwi). Der Anteil von Primärprodukten am Export liegt bei über 69%. Unter den Importen dominieren Mineralprodukte und Chemikalien, mechanische und elektrische Maschinen sowie Fahrzeuge, Flugzeuge und Schiffe.


Mitgliedschaft in internationalen und regionalen Wirtschaftsgruppierungen

Neuseeland ist unter anderem Mitglied der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der Welthandelsorganisation (WTO), des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Weltbank, der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) und der Asia-Pacific Economic Cooperation (APEC). Zudem hat Neuseeland das South Pacific Regional Trade and Economic Cooperation Agreement (SPARTECA) sowie Ende 2002 das Pacific Agreement on Closer Economic Relations (PACER) unterzeichnet.

Mit dem wichtigsten Handelspartner Australien herrscht seit dem 1. Juli 1990 freier Warenverkehr im Rahmen des CER-Abkommens (Closer Economic Relations). Die im Februar 2004 mit Australien aufgenommen Verhandlungen über die Einführung eines gemeinsamen Binnenmarktes werden weiter vorangetrieben.

Aufbauend auf der im Herbst 2000 mit Chile, Brunei und Singapur geschlossenen „Trans- Pacific Strategic Economic Partnership“ sollen in Zukunft auch die USA, Australien, Vietnam und Peru mit in dieses Abkommen einbezogen werden.Die vierte Verhandlungsrunde mit rund 400 Verhandlungsteilnehmern fand im Dezember 2010 in Auckland statt. Der Abschluss des TPP-Abkommens ist für 2011 geplant. Weitere Interessenten sind Kanada, Japan, Südkorea, die Philippinen und Taiwan. Ende 2010 gaben Präsident Medwedew und Neuseelands Premier Key bekannt, dass Neuseeland als erster Staat mit Russland über ein Freihandelsabkommen verhandelt. Der Abschluss des Free-Trade-Agreement (FTA) zwischen Russland und Neuseeland (sowie Weißrussland und Kasachstan) ist für 2012 avisiert.

Am 7. April 2008 wurde ein Freihandelsabkommen (FTA) mit China abgeschlossen, was insbesondere für die neuseeländischen Agrarexporte einen enormen Schub bewirkt hat.

Des Weiteren wurde am 27. Februar 2009, parallel mit Australien, ein Freihandelsabkommen mit den 10 ASEAN-Staaten und am 27. Oktober 2009 ein bilaterales Abkommen mit Malaysia unterzeichnet.

Die Regierung strebt ferner Freihandelsabkommen mit Südkorea, Japan, Indien sowie dem Golfkooperationsrat an.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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