Wirtschaft

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Stand: März 2011

Charakterisierung der taiwanischen Wirtschaft

Die taiwanische Volkswirtschaft ist eine hoch entwickelte, stark exportabhängige Marktwirtschaft (70% des BIP werden durch Exporte generiert). Sie ist mit einem BIP von 310 Mrd. € die 24-größte Volkswirtschaft der Welt; Taiwan belegt mit ca. 23 Mio. Einwohnern im Handel den 17. Platz bei Exporten bzw. den 18. Platz bei Importen. Mit einem BIP pro Kopf von 13.400 € liegt Taiwan ungefähr auf der Höhe von Südkorea (14520 €). Das auf die Kaufkraft bezogene BIP pro Kopf von 25.000 € illustriert den hohen Stand der taiwanischen Volkswirtschaft. Bezogen auf die reale Kaufkraft liegt Taiwan damit inzwischen vor Japan. . Im Global Competitiveness Report 2010-2011 des World Economic Forum wird Taiwan mit Platz 13 (direkt hinter Großbritannien und Hongkong) ein gutes Zeugnis ausgestellt. Von der Wirtschaftskrise hat sich Taiwan rasch erholt mit einem Wirtschaftswachstum von 10,82 % im Jahr 2010.

Taiwan war als einer der vier sog. “asiatischen Tiger” Teil des asiatischen Wirtschaftswunders. Dieses war zunächst durch landwirtschaftliche Produkte, dann durch den Export von billigen Massenartikeln gekennzeichnet. Jetzt wird Taiwans Wirtschaftsentwicklung vor allem von der IT- Industrie angetrieben, bei der Taiwan in vielen Produktgruppen Weltmarktführer ist. 90% aller Notebooks, Smart-Phones und Mother-Boards sowie 60% aller Halbleiter werden von taiwanischen Unternehmen wie ACER, ASUS, Foxconn oder HTC hergestellt. Da taiwanische Unternehmen vor allem als Original Equipment Manufacturer (OEM) produzieren, d.h. nicht als Marke in Erscheinung treten, steckt die Entwicklung eigener Marken noch in den Kinderschuhen. Bei einer Reihe von IT- Bauteilen ist die weltweite IT- Branche auf taiwanische Schlüsselkomponenten angewiesen. In Folge deutlich gestiegener Produktionskosten haben taiwanische Unternehmen bedeutende Teile der (End-) Fertigung auf das chinesische Festland, in zunehmendem Maße aber auch nach Südostasien (vor allem nach Vietnam, wo Taiwan wichtigster Investor ist) verlagert. Die Verflechtung der taiwanischen Wirtschaft mit der VR China schreitet weiter fort. Taiwanische Unternehmen haben dort beträchtliche Investitionen getätigt (nach Schätzungen zwischen 60 und 202 Mrd. €). Aufgrund der hohen Produktionskosten versucht Taiwan, sich vor allem als Forschung- und Entwicklungsstandort zu etablieren und auf ausbildungsintensive Hochtechnologien zu konzentrieren. So entsteht das BIP nur noch zu ca. 1,5% aus dem Beitrag der Landwirtschaft, zu 31,35%% aus dem der Industrie und annähernd 70% aus dem Anteil der Dienstleistungsbranche.

Taiwan hat es bei seinem wirtschaftlichen Aufstieg geschafft, soziale Verwerfungen in der Gesellschaft weitgehend zu vermeiden. Dennoch werden die sich rasch wachsenden Wohlstandsunterschiede ein immer größeres Thema. Eine moderate Arbeitslosenrate von ca. 5% sowie der hohe Alphabetisierungsgrad von über 98% tragen dazu bei. Der KMU- Sektor spielt in Taiwan eine wichtige Rolle, was zur flexiblen und schnellen Reaktionsfähigkeit auf aktuelle Entwicklungen beiträgt.Mit dem Abschluss eines Wirtschaftsrahmenabkommens (ECFA) mit der Volksrepublik China, das am 13. Sept. 2010 in Kraft trat, erhofft sich die Wirtschaft Taiwans weitere Wachstumsimpulse.


Einfluss der Regierung

Die Regierung versucht traditionell, die Eingriffe auf ein Minimum zu begrenzen (z.B. beim Arbeitsmarkt). In Folge der Wirtschaftskrise ist jedoch verstärkt Regierungshandeln gefragt. Eine langfristige Wirtschaftspolitik bemüht sich um eine kontinuierliche Verbesserung der Rahmenbedingungen. Durch die Restriktionen im Wirtschaftsverkehr mit China besteht Einfluss fort, der aber zunehmend abgebaut wird. Es existieren noch Unternehmen mit einer ausschließlichen oder einer Mehrheitsbeteiligung der öffentlichen Hand (u.a. Strommarkt, Kraftstoffe). Wichtige Aufsichtsbehörden sind die Fair Trade Commission und die Financial Supervisory Commission. Ein erfolgreiches Beispiel der Infrastrukturpolitik sind die drei Science Parks, die zusammen ca. 10% des taiwanischen BIP generieren. Eine zuverlässige Verwaltung und ein funktionierendes Rechtswesen bieten einen guten Rahmen für ein stabiles Investitionsklima. Der IPR-Schutz ist sehr hoch ausgeprägt und damit ein wesentlicher Standortvorteil Taiwans in der Region..


Aktuelle Wirtschaftsentwicklung, Wirtschaftsklima

Die Entwicklung der taiwanischen Wirtschaft 2010 war gekennzeichnet von über 10%igen Wirtschaftswachstum noch im Rahmen der Erholung von der schlimmsten Rezession der taiwanischen Geschichte. 2009 war die Wirtschaftsleistung um 1,87% zurück gegangen. Die Zuwächse wurden insbesondere im 1. Quartal (13,59%) und 2. Quartal (12,86%) 2010 erzielt. Diese Zunahme war vor allem dem sich positiv entwickelnden Außenhandel zu verdanken. Berücksichtigt man die Krise im Vorjahr, liegt das Wachstum allerdings auf dem Niveau der Vorjahre von im Durchschnitt vier bis sechs Prozent im Jahr. Die Prognose für das Jahr 2011 liegt in derselben Größenordnung. Die Asiatische Entwicklungsbank erwartet ein Plus von vier Prozent. Aufgrund der positiven wirtschaftlichen Entwicklung nimmt auch der Devisenzufluss nach Taiwan zu. Von Januar 2010 (45,86 TWD) ist der Taiwan Dollar gegenüber dem Euro deutlich stärker geworden (40,9 TWD März 2011), was sich negativ auf den Export auswirkt. Die Verbraucherpreise sanken 2010 im Jahresdurchschnitt um 0,96%. Für 2011 wird mit einer Inflationsrate knapp über 1% gerechnet. Die Devisenreserven erreichten mit 382 Mrd. USD in 2010 erneut einen Rekord und liegen weltweit an vierter Stelle. Der private Konsum zog 2010 um 3,7% an.


Außenhandel

Seit 2002 ist Taiwan als „Separates Zollgebiet Taiwan, Penghu, Kinmen und Matsu (Chinese Taipei)“ Mitglied der WTO und seit 1991 der APEC (als „member economy Chinese Taipei“). Mit Wirkung vom 15.7.2009 wurde Taiwan Mitglied des „Government Procurement Agreement (GPA)“ der WTO und kam damit einer langjährigen Forderung der ausländischen Unternehmen nach, da das GPA grundsätzlich einen verbesserten Zugang zu öffentlichen Aufträgen gewährt. Die „European Chamber of Commerce Taipei (ECCT)“ vertritt die Interessen europäischer (einschließlich der deutschen) Unternehmen in Taiwan wirkungsvoll. Das Deutsche Wirtschaftsbüro Taipei konzentriert sich auf den bilateralen Handel und Investitionen.

Aufgrund der starken Abhängigkeit vom Außenhandel ist Taiwan eine grundsätzlich offene Volkswirtschaft. Da Taiwans BIP zu ca. 70% von den Exporten gespeist wird, ist man auf freien Handel angewiesen.

Die VR China ist der wichtigste Handelspartner Taiwans, vor Japan und den USA; Deutschland ist seit 2009 wieder auf Platz 7 vorgerückt. Nach dem Rezessionsjahr 2009 verzeichnete der Handel mit der VR China 0 einen Anstieg um 21,5%, mit Japan um 13,3%, mit den USA um annähernd 11%, und mit Europa um 31,5%. Deutschland ist für Taiwan weiter mit Abstand der wichtigste Handelspartner in Europa. Aus deutscher Sicht ist Taiwan an fünfter Stelle der wichtigsten Handelspartner in Asien und steht an 30. Stelle weltweit. Trotz der geringen Bevölkerungszahl Taiwans kommt der Handel mit Taiwan auf ein Volumen, das mit 10,6 Mrd. € (2010) auf der Höhe unseres Handels mit Portugal oder Südafrika im Jahr 2009. Nach taiwanischen Angaben nahmen die deutschen Ausfuhren um 45,7% zu, während die taiwanischen Exporte nach Deutschland sich um 38,6% erhöhten. In Taiwan sind ca. 250 deutsche Unternehmen ansässig.


Sozialstaatliche Elemente

Sozialstaatliche Elemente gibt es unter anderem in Form der nationalen Krankenversicherung, einer Arbeitslosenversicherung und von Sozialhilfe. Eine nationale Rentenversicherung wurde 2008 eingeführt.


Umweltpolitik

Auch als Folge seiner schnellen wirtschaftlichen Entwicklung hat Taiwan mit Umweltproblemen zu kämpfen. Die Gründung einer Umweltschutzbehörde im Jahr 1987 markiert den Beginn einer kohärenten Umweltpolitik in Taiwan. Die bisher rund 300 verabschiedeten Umweltgesetze orientieren sich an Standards westlicher Industrieländer. Inzwischen wurden im Umweltbereich deutliche Erfolge erzielt. Erneuerbare Energien werden gefördert und ein Mülltrennungs- und Wiederverwertungssystem wurde aufgebaut. Ein Erneuerbares- Energien-Gesetz wurde im Juli 2009 verabschiedet. Eine konkrete Zielsetzung zur CO2- Reduktion ist beabsichtigt.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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