Wirtschaft
Wirtschaft
-
-
-
Stand: März 2011
Aktuelle wirtschaftliche Lage
Die spanische Volkswirtschaft hat nach drastischen Einbrüchen durch die Krise und einer leichten Erholung 2010 ein BIP von 1.062 Milliarden Euro erwirtschaftet. Damit ist ESP auf der Weltrangliste seit 2008 von Platz 9 auf Platz 12 abgerutscht. Der Wohnungsbau, der zu Spitzenzeiten jährliche Wachstumsraten im zweistelligen Bereich aufwies, ist nach dem Platzen der Immobilienblase in einigen Regionen um bis zu 70 Prozent eingebrochen. Besonders betroffen ist auch der Automobilsektor, wobei 2010 wieder ein leichter Anstieg von 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu verzeichnen war. Der Abschwung hat erhebliche Auswirkungen auf die Beschäftigung: Die Arbeitslosigkeit, die 2007 auf 8,2 Prozent zurückgegangen war (zum Vergleich 1994: 24,2 Prozent) hat sich bis Ende 2010 auf 20,33 Prozent (4,7 Millionen Arbeitslose) erhöht. Die Inflationsrate, 2007 mit 2,8 Prozent über dem EU-Durchschnitt, erreichte im Juli 2008 mit 5,3 Prozent einen Spitzenwert. Seither bildete sie sich aber zurück und erreichte im Jahresdurchschnitt 2009 einen Tiefstwert von 0,8 Prozent. Im Jahr 2010 stieg sie auf 3,0 Prozent.
Finanzpolitik
Nachdem die Staatsverschuldung von 2001 bis 2007 von 56 Prozent auf 36,2 Prozent zurück gegangen war, ist die Verschuldungsquote in der ersten Jahreshälfte 2010 wieder auf 56,6 Prozent gestiegen. Das Haushaltsdefizit betrug im vergangenen Jahr 11,2 Prozent.
Spanien weist auch weiterhin ein signifikantes Leistungsbilanzdefizit auf, jedoch haben sich die negativen Salden der Zahlungs- und Handelsbilanz 20010 mit einem Wert von minus 47,6 Milliarden Euro bzw. minus 46,3 Milliarden Euro (2008 noch minus 104,6 Milliarden Euro bzw. minus 87,6 Milliarden Euro) deutlich erholen können.
Überschüsse werden nach wie vor lediglich in der Dienstleistungsbilanz erzielt, die 2009 mit Einnahmen von 27,4 Milliarden Euro höher als im Vorjahr ( 25,7 Milliarden Euro in 2009) ausgefallen ist,
Insgesamt sprechen erste Signale dafür, dass sich die spanische Volkswirtschaft – wenn auch langsamer als die der meisten anderen EU-Mitgliedstaaten – wieder erholt. Wieweit sich Maßnahmen der spanischen Regierung zur Ankurbelung der Konjunktur sowie die Umsetzung geplanter Steuererhöhungen auf die Entwicklung auswirken, ist noch nicht absehbar.
Außenhandel und Direktinvestitionen
Der bilaterale deutsch-spanische Handel lag 20010 mit 56,64 Milliarden Euro um 12,7 Prozent über dem Vorjahresniveau (Gesamtvolumen 2009: 50,56 Milliarden Euro), wobei insbesondere der Wert der von Deutschland nach Spanien exportierten Waren um 9,9 Prozent zugenommen hat (Werte der Exporte 34,38 Milliarden Euro). Der Wert der von Spanien nach Deutschland exportierten Waren betrug im vergangenen Jahr 22,26 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 17,4 Prozent im Jahresvergleich entspricht.
Den mit Abstand größten Anteil am deutschen Export nach Spanien hält die Kfz-Branche, gefolgt von chemischen Produkten und sonstigen Vorerzeugnissen und Fertigwaren. Auch bei den deutschen Importen aus Spanien stehen Maschinen und Fahrzeuge an erster Stelle, gefolgt von Lebensmitteln und chemischen Erzeugnissen. Damit ist Deutschland zweitgrößter Handelspartner Spaniens nach Frankreich, bei den Importen Spaniens liegt Deutschland auf Platz eins (vor Frankreich). Da in Spanien der Automobilmarkt besonders stark von Absatzeinbrüchen betroffen ist (s.o.) und die negative Tendenz anhält, wird sich dies auch in der bilateralen Handelsbilanz niederschlagen.
Der hohe deutsche Anteil am großen Handelsbilanz-Defizit Spaniens wird zu einem beträchtlichen Teil durch die Ausgaben der deutschen Touristen ausgeglichen, die jedes Jahr Spanien besuchen. Mit einem Anteil von 16,7 Prozent liegen die deutschen Touristen an zweiter Stelle nach den Briten. Allerdings war im Jahr 2010ein Rückgang von 1,4 Prozent auf nur noch 8,8 Millionen deutschen Besuchern zu verzeichnen. Umgekehrt stiegen die Übernachtungszahlen von Spaniern in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich (Zuwachs bei den Übernachtungen von 10 Prozent im Jahre 2010 auf 1,9 Millionen, das bedeutet eine Verdoppelung innerhalb der letzten zehn Jahre.
In Spanien sind rund 1.100 deutsche Firmen mit Tochtergesellschaften präsent. Zusammen mit weiteren rund 4000 Vertriebspartnern deutscher Firmen (Handelsvertretungen, Importeure) ist dies ein bedeutender Faktor der spanischen Volkswirtschaft. In der 1907 gegründeten Deutschen Handelskammer für Spanien sind etwa 1.100 Firmen organisiert. Insgesamt stellen die Mitgliedsfirmen der Handelskammer rund 140.000 Arbeitsplätze in Spanien bereit. Rund 70 Prozent der spanischen Tochtergesellschaften haben zugleich die Funktion einer „Drehscheibe“ und sind für die deutschen Stammhäuser auch in Drittmärkten und hier insbesondere in Portugal, Lateinamerika und in Nordafrika tätig.
War Spanien im produzierenden Sektor (z. B. Automobilbau) zunächst wegen der vergleichsweise geringen Lohnkosten bevorzugter Investitionsstandort deutscher Unternehmen, so machen sich zur Zeit zunehmend Auswirkungen der Krise bemerkbar. Der drastische Wirtschaftseinbruch hat auch die Aussichten deutsch-spanischer Unternehmen für das laufende Jahr erheblich verschlechtert. Viele Unternehmen haben Kurzarbeit angemeldet und den Personalbestand reduziert.
Deutsche Direktinvestitionen beliefen sich bis Oktober 2010 auf 2,31 Milliarden Euro und erreichten damit einen Anteil von 3,2 Prozent an den Gesamtinvestitionen.
Der Anteil der spanischen Direktinvestitionen in Deutschland war deutlich geringer, lediglich 21 Millionen Euro, was einem Gesamtanteil von 0,10 Prozent entspricht.
Hinweis