Beziehungen zu Deutschland

Beziehungen zu Deutschland

Stand: Februar 2011

Politische Beziehungen

Die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Argentinien blicken auf eine über 150 Jahre lange, ausgezeichnete Geschichte der Zusammenarbeit zurück. Politische Gespräche und gegenseitige Besuche auf allen Ebenen finden regelmäßig statt.

Bundesminister Guido Westerwelle besuchte im März 2010 Buenos Aires und traf mit Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner und dem damaligen Außenminister Jorge Taiana zusammen. Im Rahmen der Bicentenario-Feierlichkeiten im Mai 2010 besuchte die Vorsitzende der parlamentarischen Freundschaftsgruppe Deutschland-Südamerika MdB Ingrid Hönlinger Buenos Aires. Im Oktober 2010 eröffnete Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner die Frankfurter Buchmesse mit Argentinien als Gastland und traf in Berlin mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Christian Wulff zusammen. Ebenfalls im Oktober 2010 besuchte Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse Argentinien und führte u.a. Gespräche mit Außenminister Héctor Timerman und Vizepräsident Julio Cobos.


Wirtschaftsbeziehungen

Argentinien ist, nach Brasilien und Mexiko, drittwichtigster Handelspartner Deutschlands in Lateinamerika. Über 5 % aller argentinischen Einfuhren stammen aus Deutschland, das somit nach Brasilien, China und USA viert wichtigstes Ursprungsland ist. Bei den argentinischen Exporten ist Deutschland von Platz 9 auf Platz 7 aufgestiegen. Das bilaterale Handelsvolumen von Januar bis November 2010 betrug insgesamt 3,87 Mrd. Euro, davon 1,63 Mrd. Euro deutsche Einfuhren aus Argentinien und 2,24 Mrd. Euro Ausfuhren. Von Januar bis November 2010 stieg der Anteil der deutschen Exporte nach Argentinien gemessen an den gesamten Ausfuhren Deutschlands deutlich an (von 0,17% aller Exporte in 2009 auf 0,25%).

Deutschland bezieht aus Argentinien überwiegend Rohstoffe und landwirtschaftliche Erzeugnisse (herausragend: Kupfererze mit knapp 22 Prozent sowie Fleisch und Fleischwaren mit 15 Prozent und Ölkuchen mit 13 Prozent der Exporte) und ist der größte Abnehmer argentinischen Rindfleischs in der EU. Auch kommen beispielsweise ca. 30 Prozent des von Deutschland eingeführten Honigs aus Argentinien.

Bei den deutschen Exporten nach Argentinien stehen traditionell industrielle Erzeugnisse, insbesondere Fahrzeuge und Fahrzeugteile (2010: 29%; 2009: 27%), Maschinen (2010: 19%; 2008: 22%), sowie pharmazeutische und chemische Erzeugnisse (2010: 13%; 2009: 15% der argentinischen Einfuhren aus Deutschland) im Vordergrund.

(Außenhandelswerte für den Zeitraum Januar bis November 2010)

Unter den ausländischen Direktinvestorenin Argentinien nimmt die EU eine führende Rolle ein. Deutschland liegt auf Rang 3 der EU-Investoren, nach Spanien und Luxemburg. Die wichtigsten Investitionen deutscher Unternehmen konzentrieren sich auf die Automobil- und Energiebranche.

Die Deutsch-Argentinische Industrie- und Handelskammerzählt über 800 Mitglieder, darunter ca. 200 deutsche Firmen. Insgesamt sind ca. 230 Unternehmen mit deutschem Kapital in Argentinien tätig. Sie beschäftigen in direkter Form über 22.000 Mitarbeiter.


Wissenschaftliche Zusammenarbeit(s. auch Hochschulzusammenarbeit)

Deutschland hat als Land der Technologie Vorbildfunktion und wird als Partner geschätzt. Daher auch die wachsende Bedeutung der bilateralen wissenschaft­lich-technologischen Zusammenarbeit (Rahmenabkommen vom 31.03.1969).

2007 hat die Max-Planck-Gesellschaft beschlossen, ihr weltweit erst drittes ausländisches Partnerinstitut (Biotechnologie/Medizin) in Buenos Aires im wissenschaftlichen Zentrum („polo científico“) zu eröffnen. Die Bauarbeiten haben im September 2009 begonnen; die Eröffnung ist für Mitte 2011 vorgesehen.

Die deutsch-argentinische wissenschaftliche Zusammenarbeit sieht folgende Förderschwerpunkte vor: Umweltforschung und -technologie, einschließlich erneuerbare Energien, Medizin, Biotechnologie, Meeres- und Polarforschung, Materialforschung und Physikalische und Chemische Technologie, Nanotechnologie, Informations- und Kommunikationswissenschaften und Sozialwissenschaften.

2011 ist ein Treffen der Gemischten Kommission in Deutschland geplant.


Entwicklungszusammenarbeit

Die letzten bilateralen Vorhaben der Technischen Zusammenarbeit wurden Ende 2006 abgeschlossen. Die Zusammenarbeit wird jetzt durch das CIM-Programm (Zentrum für Internationale Migration) fortgeführt. Schwerpunkt sind effiziente Energienutzung, erneuerbare Energien und Klimaschutz. Derzeit sind 15 CIM-Experten in öffentlichen und privaten Institutionen in Argentinien tätig.


Humanitäre Hilfe

In den letzten Jahren hat die Bundesregierung den Opfern von Überschwemmungen in den Provinzen Santa Fé (2003 und 2007) und Chaco (2005) sowie eines Tornados in der Provinz Misiones (2009) humanitäre Soforthilfe geleistet.


Hochschulzusammenarbeit

Mit rund 200 deutschen und mehr als 300 argentinischen Stipendiaten pro Jahr deckt Argentinien gegenwärtig rund 10 Prozent der DAAD-Aktivitäten in Lateinamerika ab. Die finanzielle Konsolidierung der argentinischen Seite zeigt sich auch im Aufbau kofinanzierter Stipendienprogramme mit dem argentinischen Erziehungsministerium und dem Ministerium für Wissenschaft und Forschung. Es bestehen derzeit Partnerabkommen zum Wissenschaftleraustausch mit CONICET (Pendant zur DFG) und den 12 bedeutendsten staatlichen Universitäten. Besonders präsent ist der DAAD an der Universität von Buenos Aires. Hier besteht seit 2004 das Deutsch-Argentinische Zentrum, das die verschiedenen Lektorate vor Ort bündelt: Walter-Gropius-Lehrstuhl in der Fakultät für Architektur; Design und Urbanismus; Langzeitdozentur für Öffentliches Recht/Integrationsrecht der EU in der Juristischen Fakultät; Fachlektorat für Medien-und Kulturwissenschaft (Freier Lehrstuhl “Walter Benjamin”) in der Philosophischen Fakultät; Fachlektorat für Vermessungswesen und Geodäsie in der Ingenieurwissenschaftlichen Fakultät. Weitere DAAD-Lektorate arbeiten an der Verbesserung der Sprachlehrer- und Übersetzerausbildung in Buenos Aires, Córdoba und Tucumán.

Bundesminister Westerwelle unterzeichnete am 8. März 2010 in Buenos Aires eine Absichtserklärung über den Aufbau des Deutsch-Argentinischen Hochschulzentrums (DAHZ). Ziel des Hochschulzentrums ist die Einrichtung und Vernetzung binationaler Studiengänge mit Doppeldiplomen nach dem Vorbild der deutsch-französischen Hochschule sowie insgesamt die Förderung und Vertiefung der Zusammenarbeit von deutschen und argentinischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Das Hochschulzentrum wird von der Bundesregierung, der argentinischen Regierung und der argentinisch-deutschen Wissenschaftsvereinigung, einem Zusammenschluss deutscher Unternehmen in Argentinien, finanziert.

Ein Gründungsrat aus Regierungs-, Hochschul- und Wirtschaftsvertretern begleitet den Aufbauprozess. Im September 2010 nahm die DAHZ-Direktorin für Argentinien ihre Tätigkeit in Buenos Aires auf, der DAHZ-Direktor für Deutschland mit Büro in Bonn folgte im Januar 2011. Ein Pilotprojekt zur Kooperationsförderung wird im ersten Halbjahr 2011 aufgelegt.


Kulturelle Beziehungen

Deutsche Kultur der Vergangenheit und Gegenwart genießt hohes Ansehen in Argentinien und ist im Kulturleben präsent. Die kulturelle Zusammenarbeit fußt auf der Grundlage des deutsch-argentinischen Kulturabkommens von 1973.


Deutsche Schulen

Eingebunden in das staatlich anerkannte Bildungssystem sind die 20 von Deutschland unterstützten (Privat-)Schulen, an denen landesweit ca. 16.000 Schüler unterrichtet werden. Deutsch als Fremdsprache bieten weitere 12 Schulen an, die im Rahmen der sogenannten Partnerschulinitiative (Pasch) der Bundesregierung aus dem Jahre 2008 in die Förderung aus Deutschland aufgenommen wurden.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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