Wirtschaft
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Stand: Oktober 2010
Aktuelle wirtschaftliche Lage
Nach BIP-Wachstumsraten von jeweils über 6Prozent in den letzten Jahren war 2009 in Tschechien in Folge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise ein Rückgang des BIP in Höhe von 4,1Prozent zu verzeichnen (2008: plus 3,5Prozent). Die konjunkturelle Erholung bei wichtigen Wirtschafts- und Handelspartnern in den ersten neun Monaten des Jahres 2010 wirkt sich auch auf die exportorientierte tschechische Wirtschaft aus. Für 2010 erwartet das tschechische Finanzministerium ein Wachstum von 1,6Prozent.
Tschechien hat beim BIP pro Kopf bereits 82 Prozent des EU-Durchschnitts erreicht und will bis 2012/13 zum EU-Durchschnitt aufschließen.
Im September 2010 betrug die Inflationsrate 1,9Prozent.
Nach jahrelangem Sinken der Arbeitslosenzahl bis auf 4,2Prozent zur Mitte 2008 ist dieser Indikator wieder angestiegen und erreichte im Februar 2010 9,9Prozent (583.135 Arbeitslose). Seitdem entspannt sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt wieder. Die Arbeitslosenquote sank im September 2010 auf 8,5Prozent (500.481 Arbeitslose).
Die Regierung Topolánek (2006-09) hat durch tief greifende Reformen (Rentensystem, Gesundheitssystem und Arbeitsmarkt) einen Abbau des Haushaltsdefizits auf 1,2 Prozent im Jahr 2008 erreicht. Im Jahre 2009 betrug das Haushaltsdefizit schon 6,6Prozent im Verhältnis zum BIP. Das Parlament hat nach langen und zähen Verhandlungen den von der Übergangsregierung vorgelegten Sparhaushalt für 2010 angenommen. Trotz der Sparbemühungen der Regierung wird das Haushaltsdefizit im Jahre 2010 voraussichtlich 5,2Prozent des BIP betragen. Die Aufstellung des Haushalts für das Jahr 2011 gehört zu den wichtigsten Vorhaben der neuen Mitte-Rechts-Regierung, die das Land wieder zu fiskalischer Disziplin zurückführen will. Das Haushaltsdefizit soll im Jahre 2011 auf 4,6Prozent des BIP reduziert werden.
Aufgrund der Eurokrise und sich verschlechternder makroökonomischer Kennziffern ist derzeit von der Euroeinführung bzw. der Nennung eines Zieldatums keine Rede mehr.
Die Staatsverschuldung beträgt zurzeit ca. 38 Prozent des BIP. Sie dürfte 2010 und 2011 weiter ansteigen.
Der tschechische Bankensektor, der weitgehend von ausländischen Banken beherrscht wird, ist nach Überwindung einer Bankenkrise in den neunziger Jahren gesund und nicht Ziel von staatlichen Unterstützungsmaßnahmen geworden.
Außenwirtschaft
Die tschechischen Ein- und Ausfuhren sind 2009 aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise stark zurückgegangen. Tschechien tauscht aber weiterhin ca. ein Drittel seines Außenhandels mit Deutschland aus. Deutschland bleibt damit der mit Abstand wichtigste Handelspartner. Der bilaterale Handel hat 2009 ein Volumen von 47,5 Milliarden Euro erreicht, was einem Rückgang um ca. 13Prozent entspricht. Tschechien hat dabei einen Außenhandelsüberschuss in Höhe von 2,3 Milliarden Euro erzielt (mit deutschen Einfuhren von 24,9 Milliarden Euro und deutschen Ausfuhren von 22,6 Milliarden Euro, Quelle: Bundesamt für Statistik).
Die Tschechische Republik liegt unter den mittel- und osteuropäischen Handelspartnern Deutschlands hinter Polen aber noch vor Russland auf Platz zwei und weltweit an zwölfter Stelle. Tschechien strebt eine stärkere geographische Diversifizierung seiner Exporte durch Zuwächse auch auf Märkten außerhalb der EU (China, Indien, Russland etc.) an.
Im Hinblick auf die außenwirtschaftliche Position Tschechiens rechnet das tschechische Finanzministerium für 2010 erstmalig seit 1993 mit einem Überschuss der Leistungsbilanz (0,5Prozent des BIP nach geschätzten minus 1,1Prozent 2009).
Als Standort mit langer Industrietradition bleibt die Tschechische Republik für ausländische Investoren attraktiv. Tochtergesellschaften ausländischer Unternehmen sorgen heute für über 50Prozent der tschechischen Industrieproduktion, über ein Drittel der Industriebeschäftigung und ca. 70Prozent der tschechischen Exporte. Tschechien ist Mitglied aller bedeutenden internationalen Wirtschaftsorganisationen.
Umweltpolitik
Umwelt- und Energiepolitik zählen auch wegen der weiterhin wichtigen Rolle der Kernenergie im nationalen Energie-Mix zu den strittigen Fragen in Tschechien. In Tschechien ist eine große Mehrheit in Politik und Bevölkerung für die weitere Nutzung der Atomenergie. Tschechien strebt die Erweiterung seines Kernkraftwerks Temelin für das Jahr 2020 an.
Tschechien hat den EU–CO2–Reduzierungszielenund dem 20Prozent-Ziel für erneuerbare Energien bis 2020 zugestimmt. Eine weitergehende C02-Reduzierung auf 30Prozent wird aber zurzeit noch abgelehnt. In der Klima- und Energiepolitik (insbes. Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und -einsparungen) arbeiten Deutschland und Tschechien eng zusammen.
Der größte Teil der Investitionen in den Umweltschutzentfällt auf die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, die Bekämpfung der Luftverschmutzung und die Abfallwirtschaft.
Die enge und insgesamt erfolgreiche deutsch-tschechische Umweltkooperationauf der Basis des Abkommens von 1996 konzentriert sich auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit beim Naturschutz, bei Umweltverträglichkeitsprüfungen, Industrieunfällen, Luftreinhaltung und die Wasserwirtschaft. Deutschland hat dabei 13 deutsch-tschechische Projekte mit insgesamt 49,6 Millionen Euro aus dem Programm „Investitionen zur Verminderung von Umweltbelastungen“ finanziert. Auch auf Länderebene gibt es eine enge Umweltzusammenarbeit.
Hinweis