Wirtschaft

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Stand: Februar 2011

Aktuelle Wirtschaftslage

Mangels nennenswerter natürlicher Ressourcen und bei nur marginaler Landwirtschaft und Industrie hängt die bahamaische Wirtschaft fast völlig von Dienstleistungen (80% BIP-Anteil), d. h. vom Tourismus sowie vom Finanzsektor ab. Das Land importiert nicht nur seinen Bedarf an Energie und Investitionsgütern zu praktisch 100%, sondern ist auch bei Konsumgütern und Nahrungsmitteln völlig importabhängig, wobei diese größtenteils aus den USA stammen. Nur bei einigen wenigen Agrar- und Fischereiprodukten spielt die durch entsprechende Schutzzölle bzw. Importverbote geschützte (und sonst kaum wettbewerbsfähige) eigene Produktion eine gewisse Rolle auf dem Inlandsmarkt.

Der mit der globalen Finanzkrise einsetzende Rückgang des Tourismus hat die Bahamas hart getroffen und 2009 für ein negatives Wachstum von -3,9% gesorgt. Schätzungen für 2010 liegen bei –0,5%.
Die Inflation sank 2009 auf 2,1%. Für 2010 wird mit einem weiteren Rückgang auf 1,3% gerechnet. Die Arbeitslosigkeit stieg 2009 auf 14,2%.


Wirtschaftsstruktur

Die wirtschaftliche Aktivität des Landes konzentriert sich auf die beiden Inseln New Providence und Grand Bahama. Dies gilt auch für Investitionsgroßprojekte, die – mit Ausnahme des Containerhafens in Freeport – alle direkt oder mittelbar mit dem Tourismus zusammenhängen. 


Wichtigste Wirtschaftszweige

Der mit Abstand wichtigste Wirtschaftszweig ist der Tourismus. Der Sektor erwirtschaftet knapp 60% des BIP und beschäftigt ca. 50% der arbeitenden Bevölkerung.

Der bedrohliche, krisenbedingte Tourismus-Rückgang scheint überwunden. Von Januar bis Oktober 2010 stieg die Zahl der Einreisen gegenüber dem Vergleichszeitraum 2009 um 14,4% (auf 4,3 Mio.), aufgeteilt auf ein Plus von 18,2% bei Kreuzfahrtpassagieren und 4,3% bei Touristen mit Übernachtung.

Der zweite dominierende Wirtschaftszweig ist der Finanzsektor, der mit ca. 12% zum BIP beiträgt (11% der Beschäftigung). Die Nähe zu USA/Kanada, die Verteidigung des Bankgeheimnisses, die feste Parität der bahamaischen Währung zum US-Dollar sowie das Fehlen von Einkommens- und Körperschaftssteuer haben die Bahamas zu einem der bedeutendsten internationalen Zentren des „offshore banking“ gemacht. Bei der Zentralbank waren Ende 2010 247 Banken und Finanzinstitute registriert, davon 37 „resident“. Deutsche Institute sind nicht vertreten.

Trotz großer Anstrengungen, die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln und den landwirtschaftlichen Export zu steigern, sind die Zuwachsraten in der landwirtschaftlichen Produktion weiterhin bescheiden. Leistungsfähige Betriebe mit größeren Anbauflächen befinden sich hauptsächlich auf den größeren Inseln Abaco, Andros, Grand Bahama und Eleuthera (Zitrusfrüchte, Gemüse). Der BIP-Anteil des Sektors einschließlich Fischerei/ Fischzucht wird auf lediglich 3% geschätzt.

Die verarbeitende Industrie bleibt ebenfalls marginal (ca. 7% BIP) und hat aufgrund des Mangels an einheimischen Rohstoffen, der im regionalen Vergleich hohen Lohnkosten und des niedrigen Ausbildungsstandes der Arbeitskräfte kaum Entwicklungspotential. Einziges international bekanntes Unternehmen ist der Spirituosenproduzent Bacardi.


Außenwirtschaft

Die Ausfuhr im Jahr 2009 betrug 702,8 Mio. USD, die Einfuhr 2.468 Mrd. USD, also ein Handelsbilanzdefizit von 1.765 Mrd. USD. Wichtigste Ausfuhrgüter sind Fische und Meeresfrüchte, Rum und Salz, wichtigste Einfuhrgüter sind Industrieprodukte und Maschinen, Nahrungsmittel, Rohöl und Erdölprodukte und Chemikalien.
Wichtigste Handelspartner sind bei den Exporten Spanien, USA, Polen und Deutschland; bei Importen die USA, Brasilien, Süd-Korea und Spanien.
Die Zahlungsbilanz wies 2008 ein Defizit von 1.118 Mrd. USD aus. Die Devisenreserven der Zentralbank betrugen Ende September 2010 765,4 Mio. USD (= Importe – außer Öl – für 16,6 Wochen).


Mitgliedschaft in regionalen Wirtschaftsgruppierungen

Die Bahamas sind bisher nur WTO-Beobachter, ein Beitrittsprozess läuft. . An der Wirtschaftsintegration im Rahmen des Gemeinsamen Karibischen Marktes (CSME) beteiligen die Bahamas sich nicht, weil sie einen unkontrollierbaren Zufluss illegaler Einwanderung befürchten.

Die Mitgliedschaft in CARICOM bleibt aber bestehen. 


Staatshaushalt

Infolge des Fehlens direkter Steuern liegt die Haupteinnahmequelle des Fiskus bei Zöllen und Export-Abgaben, die ca. 55% der Gesamteinnahmen ausmachen. Zweitgrößte Einnahmequelle ist die „stamp tax“, die als einmalige Gebühr bzw. Steuer je Transaktion berechnet wird, mit ca. 22% der Gesamteinnahmen. Es gibt nach wie vor einen breiten politischen Konsens gegen die Einführung von direkten Steuern.

Der Haushalt 2010/2011 (April bis März) sieht Ausgaben in Höhe von 1,733 Mrd. USD und Einnahmen von 1,517 Mrd. USD, mit einer Neuverschuldung von 216 Mio. USD vor.


Verschuldung

Laut Angaben der Zentralbank betrug Ende September 2010 die Verschuldung des öffentlichen Sektors in Devisen 1,324 Mrd. USD.


Verkehr

Im Mai 1995 wurde die Bahamas Maritime Authority mit Sitz in London eingerichtet. Die Bahamas sind eine bekannte „Billigflagge“; gemessen an der Gesamttonnage ist ihr Schifffahrtsregister das viertgrößte nach Panama, Liberia und Griechenland.

Mit dem 1997 fertig gestellten Containerhafen von Freeport, Grand Bahama, hoffen die Bahamas ihre Position als günstig gelegener Umschlagplatz an dem Schnittpunkt der Containerrouten zwischen USA/Kanada, Europa und Karibik/Lateinamerika auszubauen. Im Hinblick auf die Erleichterung des Handels mit den USA ist ein Zoll-Preclearance-Verfahren in Freeport eingeführt worden.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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