Hängengeblieben

Hängengeblieben

Brasilianische Wirtschaftsmetropole São Paulo
© picture-alliance/ZB

Brasilianische Wirtschaftsmetropole São Paulo

Brasilianische Wirtschaftsmetropole São Paulo

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Seit Dienstag, 22.12.2010, 18.23 Uhr bin ich high. Mein Rausch begann im AA, dort hat man mir echtes Teufelszeug vertickt. Der Trip, auf dem ich seitdem bin, knallt echt rein. Seit Wochen packt er mich in Watte, lässt mich schweben und feuert seine Wirkung ab, wenn ich nicht mehr damit rechne. Zum Beispiel gerade jetzt…

Sein Ursprung liegt im Neubau, 2. Stock: Meine „Dealerin“, Frau H., rief mich an und versprach mir tolles Zeug. Ihr Repertoire ist immer erste Sahne; ich war geflasht, als ich nur ihren Namen hörte. Wie abgefahren ihr Stoff wirklich ist, erfuhr ich schnell am eigenen Leib: bewusstseinserweiternd, realitätsverändernd, herzschlagbeschleunigend.

Zunächst kam Phase eins. Symptome: Mega-Adrenalinstoß, ersticktes Schreien, Heiß-Kalt-Schocks im Sekundentakt und das Gefühl, verliebt zu sein. Phase eins hielt den ersten Abend an, und ein Dauerngrinsen, durchbrochen von Lach-Flashs, begleitete mich, bis ich gegen drei Uhr endlich schlief.

Anderntags dann Phase zwei. Symptome: Wachstumsschub um 20 Zentimeter, wildes Herzrasen, Euphorie, beseeltes Lächeln. Phase zwei überdauerte ins neue Jahr, und ein Gefühl von Leichtigkeit und Verheißung tauchte meine Welt in mattes Licht.

Seitdem herrscht Phase drei. Symptome: Unruhe, Rastlosigkeit und der Drang, mein Leben umzukrempeln. Alltag kann es nicht mehr geben; mein psychotroper Trip macht ihn vergänglich, vorübergehend; er verheißt Aufbruch und Neuanfang. Denn Frau H. dealt mit Posten, und ihr Stoff, auf dem ich hängenblieb, ist São Paulo!

Doch jetzt entschuldigt mich, der Flash kommt grad zurück — mit Gänsehaut, Fieberwahn und Bossa-Nova-Sound…

Ralf Heinkele


Stand 14.02.2011

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