Wirtschaft

Wirtschaft

Stand: Februar 2011

Grundlagen

Jemen gehört mit einem geschätzten Pro-Kopf-Einkommen von etwa 2.300 US-Dollar (kaufkraftbereinigt) zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Das Bevölkerungs­wachs­tum beträgt nach Schätzungen 2,9 Prozent jährlich, die Kindersterblichkeit ist mit rund 10 Prozent äußerst hoch, die mittlere Lebenserwartung liegt bei etwa 60 Jahren. Rund 50 Prozent der Bevölkerung leben derzeit unter­halb der Armutsgrenze.

Hauptprobleme sind weiterhin die schwindenden Ölvorräte, die extreme Wasserknappheit, auch bedingt durch den intensiven Anbau der narkotischen Pflanze Kat, die für die Landwirtschaft schwierigen klimatischen Bedingungen und der geringe Ausbildungsstand der Bevölkerung.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Entwicklungsaussichten Jemens müssen insgesamt als schlecht beurteilt werden:

Das Wirtschaftswachstum lag mit geschätzten 3,8 Prozent für 2009 nur knapp über dem Bevölkerungswachstum, die Abhängigkeit der jemenitischen Gesellschaft von der rasch knapper werdenden Ressource Öl (derzeit rund 60 Prozent der Staatseinnahmen) ist unverändert hoch. Stagnation, wachsende Auslandsverschuldung, hohe Zahlungs­bilanz- und Haushaltsdefizite, Inflation, Verfall des Außenwerts der Landeswährung Rial und eine sinkende Investitionsquote sind die Folgen.

Wirtschaftsstruktur

Die Wirtschaftsstruktur Jemens wird durch den Öl- und Gassektor dominiert, der etwa 80 Prozent der Exporteinnahmen erwirtschaftet. Die im Verhältnis zu den anderen Ländern der Arabischen Halbinsel ohnehin bescheidene Ölförderquote (derzeit knapp 280.000 Barrel/Tag) ist stark rückläufig. Experten gehen davon aus, dass der Erlös aus der Öl- und Gasproduktion durch die Inbetriebnahme der Gasverflüssigungsanlage in Balhaf zwischenzeitlich wieder etwas ansteigen wird. Allgemein wird jedoch von einem graduellen Versiegen der Öl- und Gasvorkommen in den kommenden 10 bis 15 Jahren ausgegangen. Eine Diversifizierung der jemenitischen Wirtschaft bleibt vor diesem Hintergrund unabdingbar.

Die Landwirtschaft beschäftigt mehr als 60 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung, trägt jedoch lediglich 6 Prozent zum Gesamtexport bei. Wichtigste Einnahmequelle der Landwirtschaft ist der weiter steigende Anbau der Droge Kat, der rund 40 Prozent des verfügbaren Wassers verschlingt und Kaffee, Weizen und Hirse zunehmend verdrängt. Jemen ist gezwungen, etwa 75 Prozent seiner Grundnahrungsmittel einzuführen, weshalb die weltweite Nahrungsmittelkrise hier besonders spürbar wurde.

Aktuelle Wirtschaftslage

Laut IWF und Weltbank lag das Wirtschaftswachstum 2010 bei über 7 %. Hierfür ist ein Einmaleffekt (Inbetriebnahme einer Gasverflüssigungsanlage) verantwortlich zu machen. Für 2011 sind die Prognosen deutlich pessimistischer. Angesichts des hohen Bevölkerungswachstums sind die wirtschaftlichen Wachstumsraten zu gering.

Im Juli 2010 vereinbarten die Regierung und der Internationale Währungsfonds ein dreijähriges reformgebundenes Unterstützungsprogramm, das Spielräume für die Konsolidierung der Staatsfinanzen wie auch für die Stützung der nationalen Währung schaffen soll.

Wirtschafts- und entwicklungspolitische Reformen

Der auf Druck der Gebergemeinschaft verabschiedete Dritte Fünfjahresplan für Wirtschaftliche und Soziale Entwicklung 2006-2010 fasste bisherige Strategien zur Armutsbekämpfung sowie zur wirtschaftlichen und politischen Entwicklung zusammen und diente als wichtige Grundlage für das Treffen der Konsultativgruppe in London Ende 2006. Bei diesem Treffen konnte Jemen Finanzierungszusa­gen von über 5 Milliarden US-Dollar einwerben. 3,7 Milliarden US-Dollar hatten allein arabische Geber zugesagt. Davon wurde bis dato jedoch ein nur geringer Anteil tatsächlich umgesetzt. Die Ziele des Dritten Fünfjahresplans wurden überwiegend verfehlt.

Derzeit erarbeitet Jemen den Vierten Fünfjahresplan, der den Zeitraum 2011 bis 2015 umfassen wird.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

gesamten Artikel lesen zurück mit ESC