Wirtschaft

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Stand: November 2010

Tadschikistan ist die ärmste unter den fünf zentralasiatischen Republiken. Durch die Folgen des verheerenden Bürgerkrieges von 1992 bis 1997 wurde das Land zusätzlich deutlich zurückgeworfen. Mindestens zwei Drittel der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Die tadschikische Regierung versucht, diesen Herausforderungen mit einem Armutsbekämpfungsprogramm zu begegnen. In einigen entscheidenden Bereichen, darunter Privatisierung der Großbetriebe und Landreform, steckt die Entwicklung allerdings noch in den Anfängen.

Aktuelle wirtschaftliche Lage

2009 waren die Auswirkungen der globalen Finanzkrise auch in Tadschikistan deutlich spürbar. Das Wirtschaftswachstum lag bei lediglich 3,5%, nachdem über Jahre hinweg Zuwächse von sieben bis acht Prozent erzielt worden waren. Zurückzuführen ist dies auf den Einbruch der Weltmarktpreise für Aluminium, des Hauptexportgutes des Landes, und gesunkene Rücküberweisungen der zahlreichen in Russland tätigen tadschikischen Wanderarbeiter. Die ersten drei Quartale 2010 zeigten dagegen eine deutliche wirtschaftliche Erholung, mit Wachstumsrate des BIP von 6,2% bei einer Steigerung der Inflationsrate um 6,7%. Diese Erholung ist hauptsächlich auf den Anstieg von Nachfrage und Preisen bei Aluminium und Baumwolle sowie um 28% gestiegener Überweisungen der Gastarbeiter zurückzuführen.

Wirtschaftssektoren

Nur sieben Prozent der Fläche des Landes sind für die Landwirtschaft geeignet. Der überwiegende Teil der Bevölkerung (ca. 67%) ist dennoch hier tätig. In der tadschikischen Landwirtschaft dominiert die Baumwolle, außerdem werden Obst (Aprikosen, Weintrauben, Nüsse), Gemüse und Getreide angebaut. Die Nahrungsmittelproduktion deckt besonders bei Getreide nicht den Eigenbedarf der Bevölkerung. Das Land ist regelmäßiger Empfänger von Nahrungsmittelhilfe des Welternährungsfonds. Die landwirtschaftliche Produktion stieg in den ersten drei Quartalen 2010 gegenüber dem Vorjahr um 9,2%.

Im industriellen Sektor sind die Aluminiumproduktion und Energiegewinnung aus Wasserkraft die dominierenden Zweige. Die Industrieproduktion stieg bisher gegenüber 2009 um 12%, was jedoch allein auf die einzige Aluminiumfabrik des Landes zurückzuführen ist. Von den sonstigen Industriebetrieben (850) arbeiteten im Herbst 2010 fast 50% gar nicht oder nur in geringem Umfang. 

Die Stromversorgung Tadschikistans erfolgt zu 98 Prozent durch Wasserkraft. Seit Abtrennung vom zentralasiatischen Stromverbund im Dezember 2009 durch Usbekistan können die eigentlich  in den Wintermonaten erforderlichen Stromimporte nicht mehr erfolgen. Landesweite Stromrationierungen sind die Folge. Das Wasserkraftpotential des Landes ist derzeit bei weitem nicht ausgeschöpft, der Bau neuer Wasserkraftwerke eine Priorität der Regierung. Größtes Wasserkraftwerk ist mit einer Kapazität von 3000 MW das am Vakhs-Fluss gelegene Nurek, eines der größten weltweit. Mit iranischer Unterstützung baut Tadschikistan zurzeit das Wasserkraftwerk Sangtuda II im Süden des Landes, nachdem die russische Investition Sangtuda I 2009 fertiggestellt wurde. Geplant ist weiterhin der Bau des zu Sowjetzeiten zu 30 Prozent fertig gestellten Großkraftwerkes Rogun, das in der Gesamtkapazität noch über der von Nurek liegen soll. Hierzu ist man derzeit mit mehreren internationalen Partner im Gespräch und hat Arbeiten zum Bau einer kleineren Übergangsvariante, die aus staatlichen Mitteln und über an die Bevölkerung verkaufte Anteilsscheine finanziert werden, aufgenommen.

Die Parallel- und Schattenwirtschaft sowie der informelle Sektor spielen im Lande eine große Rolle. Hier erweist sich insbesondere die Nähe zu Afghanistan und die damit verbundene Verwicklung in das Drogentransitgeschäft als problematisch für das Image des Landes. Der informelle Sektor wird ebenfalls stark von den Rücküberweisungen der tadschikischen Wanderarbeiter beeinflusst. Ihre Höhe wird auf ca. 40 bis 50% des BIP geschätzt.

Eine endemische Korruption sowie behördliche Willkür, fehlende Rechtssicherheit und Kapitalmangel stellen neben fehlender Infrastruktur nach wie vor erhebliche Investitionshemmnisse dar, die eine umfassende Belebung des privatwirtschaftlichen Investitionsgeschehens verhindern. Dennoch haben sich in den letzten Jahren einige Länder zum Teil auf staatlicher Ebene mit Großprojekten im Energiesektor, Straßenbau und Hotelwesen engagiert.

Außenwirtschaft

 Der tadschikische Außenhandel hatte zwischen 2005 und 2008 mit Zuwachsquoten von bis zu 25% einen spürbaren Aufschwung genommen. 2009 war krisenbedingt ein Rückgang um 23,6% zu verzeichnen. Die Exporte nahmen in den ersten drei Quartalen 2010 jedoch wieder um 35% zu. Dabei wurden 67,1% durch Aluminium, 11,2% durch Baumwolle erwirtschaftet.  Aufgrund der einseitigen Wirtschaftsstruktur Tadschikistans mit  drei Hauptexportgütern (Aluminium, Baumwolle, Energie) ergibt sich eine sehr ungleiche geografische Verteilung des Außenhandels. Während die Exporte zu annähernd 85% in Länder außerhalb der GUS gehen (der gesamte Aluminiumexport wird über die Niederlande abgewickelt), importiert Tadschikistan ca. zwei Drittel seiner Einfuhren aus den GUS-Staaten. Die wichtigsten Außenhandelspartner Tadschikistans sind die Niederlande, Russland, Türkei, Usbekistan, Kasachstan und China.

Außenhandel mit Deutschland

Obwohl eine Reihe bilateraler Wirtschaftsabkommen geschlossen wurden, ist der Umfang des Handelsaustauschs mit Deutschland im Gesamtbild vergleichsweise unbedeutend und unterliegt starken Schwankungen. Seit 2006 hatte er deutlich zugenommen und sich 2007 mit 66,8 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ca. ein Drittel gesteigert. 2008 wiederum sank der Umsatz um 50%, 2009 um weitere 16,5%. auf 27,63 Mio. EUR. Bis Ende November 2010 erholte sich der bilaterale Außenhandel wieder deutlich und stieg um etwa ein Drittel auf 37,21 Mio. EUR. Tadschikistan führt aus Deutschland Maschinen, Fahrzeuge und andere technische Einrichtungen sowie chemische Erzeugnisse ein und exportiert v. a. Aluminium nach Deutschland.

Regionale wirtschaftliche Zusammenschlüsse

Tadschikistan ist Mitglied folgender regionaler wirtschaftlichen Zusammenschlüsse:

ECO (Economic Cooperation Organization)

Die Organisation wurde 1992 zwischen Pakistan, Iran und der Türkei gegründet und hat die Vision, eine vergleichbare Struktur wie die der EU oder ASEAN aufzubauen. Weitere Mitglieder sind die zentralasiatischen Staaten und Afghanistan.

Eurasische Wirtschaftsgemeinschaft (EURASEC)

Die Eurasische Wirtschaftsgemeinschaft wurde im Oktober 2000 von den GUS-Staaten Russland, Weißrussland, Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan gebildet. Formell ist der Gründungsvertrag im Mai 2001 in Kraft getreten. Ein Jahr später erhielten Moldau und die Ukraine Beobachterstatus. Ein weiterer Beobachterstaat ist Armenien. Am 25.01.2006 ist auch Usbekistan der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft beigetreten, hat die Mitgliedschaft aber im November 2008 suspendiert.

Die wenig erfolgreiche Zentralasiatische Wirtschaftsgemeinschaft (CACO) wurde im Oktober 2004 aufgelöst und ist in die EURASEC aufgegangen. Tadschikistan ist an einem WTO-Beitritt interessiert und führt Beitrittsverhandlungen.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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