Behindertensport in Sambia
Behindertensport in Sambia
Zweites Rollstuhlbasketball-Kurzzeitprojekt in Lusaka
Bereits zum zweiten Mal nach 2009 reiste Sportexperte Stefan Donner über Weihnachten und Neujahr nach Lusaka (Sambia), um dort einen Trainerlehrgang im Rollstuhlbasketball durchzuführen.
Stefan Donner (l.) und seine Trainerazubis
© Stefan Donner/Mareike Dornheim
Stefan Donner (l.) und seine Trainerazubis
Stefan Donner (l.) und seine Trainerazubis
© Stefan Donner/Mareike Dornheim
Stefan Donner kann auf eine lange Karriere im Basketball zurückblicken, zunächst als Fußgänger, nach einem schweren Sportunfall dann im Rollstuhl. Er war als Spieler Deutscher Rollstuhlbasketball-Meister mit dem RSV Lahn-Dill, als Trainer Europapokalsieger und führte 2010 den Schweizer Verein Pilatus Dragons Luzern zur nationalen Meisterschaft.
Oft fehlt es noch am Nötigsten
Von mitteleuropäischen Verhältnissen sind die Trainingsbedingungen bei seinen Auslandseinsätzen im Auftrag des Auswärtigen Amts jedoch weit entfernt: Sowohl in Guinea 2008 als auch bei seinem ersten Einsatz in Sambia haperte es am Nötigsten, die Kurse fanden in beengten und im Grunde ungeeigneten Örtlichkeiten statt. Trotz der mitgebrachten großzügigen Sportgerätespende des Deutschen Olympischen Sportbundes, aufgestockt durch Ballspenden der Botschaft, mangelte es auch dieses Jahr immer noch an ausreichend Bällen für alle Teilnehmer, von den teuren Sportrollstühlen ganz zu schweigen. Dieses Jahr stand jedoch dank der Anstrengungen des National Paralympic Committee of Zambia zumindest eine große, moderne Sporthalle im nagelneuen Olympic Youth Development Centre zur Verfügung, in der sich die Spieler voll entfalten konnten.
Die Teilnehmer sind mit Spaß bei der Sache
© Stefan Donner/Mareike Dornheim
Die Teilnehmer sind mit Spaß bei der Sache
Die Teilnehmer sind mit Spaß bei der Sache
© Stefan Donner/Mareike Dornheim
Eine Chance für Randgruppen
Doch wozu eigentlich Rollstuhlbasketball in der Dritten Welt? Hat Sambia nicht andere Probleme? Sicher – Sambia mangelt es an vielem. Es ist eines der ärmsten Länder der Welt, insbesondere die Landbevölkerung leidet unter massiven Versorgungsmängeln, über 60% der Bevölkerung müssen mit weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag auskommen. Warum also einer Handvoll Rollstuhlfahrern und fußgehenden Lehrern Basketball beibringen?
Gerade weil Länder wie Sambia eng begrenzte Ressourcen haben, können sie sich nur auf die drängendsten Probleme der Massen konzentrieren. Randgruppen, zu denen nicht nur in Sambia auch die Behinderten zählen, bleiben dabei oft unbeachtet. Eine Arbeitsaufnahme scheitert für Rollstuhlfahrer meist schon daran, dass eine Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel kaum möglich ist. Für viele sind kilometerweite Fahrten „auf eigener Achse“ über nicht ausgebaute Straßen vollkommen normal – selbst Stefan Donner musste schlucken, als einer der Teilnehmer nebenbei erwähnte, er habe heute noch einen 10 Kilometer langen Heimweg mit dem Rollstuhl vor sich.
Bleibt zu hoffen, dass sich die durch den Trainerlehrgang in der sambischen Öffentlichkeit geweckte Sympathie für die Teilnehmer zu einer besseren Integration Behinderter in die sambische Gesellschaft beiträgt. Das Auswärtige Amt und die Botschaft Lusaka werden es jedenfalls halten wie die Teilnehmer: Wir bleiben am Ball!
Auch „Fußgänger“ nahmen am Lehrgang teil
© Stefan Donner/Mareike Dornheim
Auch „Fußgänger“ nahmen am Lehrgang teil
Auch „Fußgänger“ nahmen am Lehrgang teil
© Stefan Donner/Mareike Dornheim
Durch Sportprojekte wie den Trainerlehrgang von Donner werden Behinderte und ihr Potential ins Rampenlicht gerückt – buchstäblich. „Ich komme mir vor wie ein Filmstar“ sagt Donner, so viele Fernseh- und Zeitungsinterviews hat er in der vergangenen Wochen in Sambia gegeben. Hochrangige Vertreter des Sport- und Bildungsministeriums nahmen an der Eröffnungs- und Abschlussveranstaltung teil und zeigten sich beeindruckt vom sportlichen Ehrgeiz der Teilnehmer. Die Vertreter der Partnerorganisation, dem National Paralympic Committee of Zambia, ließen keine Minute ungenutzt, um den Politikern und Beamten die alltäglichen Probleme behinderter Sambier zu schildern und drängten vor allem darauf, in den Schulen für mehr Integration behinderter Kinder zu sorgen.
Sport schafft Selbstvertrauen
Der Sport gibt den Behinderten dringend benötigte Anerkennung, schafft Selbstvertrauen und die Gewissheit, dass sie trotz aller widrigen Umstände etwas erreichen können. Und natürlich kommt auch der Spaß nicht zu kurz. Bei den Trainingseinheiten bebte die Halle zeitweise wie bei einem Pokalendspiel. Auf ihre erworbenen Fähigkeiten sind die über 40 Teilnehmer des diesjährigen Kurses zu Recht stolz – ihre Teilnahmezertifikate nahmen sie unter lauten Jubelrufen aus den Händen des stellvertretenden Sportministers entgegen.
Stand 31.01.2011