Wirtschaft
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Stand: November 2010
Aktuelle wirtschaftliche Lage
Libanon hat eine lange Tradition als Handelsnation. Dabei kommt dem Land eine liberale Wirtschaftsordnung ebenso zustatten wie die vielfältigen Verbindungen ins Ausland – vor allem aufgrund der zahlreichen Auslandslibanesen. Der Bürgerkrieg hat erhebliche wirtschaftliche Schäden verursacht und die Rolle des Landes als Drehscheibe für Handel und Dienstleistungen im Nahen Osten nachhaltig beeinträchtigt. Die Nachkriegswirtschaft (seit 1991) stand ganz im Zeichen des Wiederaufbaus, wobei insbesondere die Innenstadt von Beirut so wieder hergestellt wurde, dass heute Kriegszerstörungen kaum noch sichtbar sind. Noch nicht gelungen ist es, eine gleichmäßige und störungsfreie Stromversorgung im ganzen Land sicherzustellen.
2009 wuchs das BIP nach Schätzungen trotz der globalen Wirtschaftskrise um 7 bis 9 Prozent, unter anderem weil die Tourismussaison 2009 alle Erwartungen übertraf.2010 wird das Wirtschaftswachstum auf etwas niedrigerem Niveau (Schätzungen: 4,5 bis 6 Prozent) prognostiziert. -Sollte die Regierung strukturelle Reformen – insb. im Infrastruktur- und Energiesektor – und Privatisierungen mit Nachdruck angehen, könnte mittelfristig ein noch höheres Wirtschaftswachstum erzielt werden. Die hohe Staatsverschuldung belastet auch die Kreditvergabe an die Privatwirtschaft. Ausländische Investitionen fließen hauptsächlich in Immobilien (vornehmlich Investoren aus den Golfstaaten) und in den Erwerb von Anleihen und Wertpapieren.
Haushalt
Eines der größten Probleme für die Wirtschaft des Landes ist die Staatsverschuldung, die Ende 2009 einen Umfang von rund 51,1 Milliarden US-Dollar erreicht hat. Davon sind knapp die Hälfte Auslands-, der Rest Inlandsschulden. Der Haushalt 2009 betrug 10,87 Milliarden US-Dollar. Der Entwurf eines Staatshaushalts für 2010 wurde bislang nicht vorgelegt. Bisher ist nicht abzusehen, dass der Libanon das strukturelle Haushaltsdefizit von circa 10 Prozent des BIP nachhaltig verringern wird. Der Schuldendienst machte 2009 annähernd 40 Prozent der Staatsausgaben aus, die Staatsverschuldung entsprach 156 Prozent des BIP. Der libanesische Staat hat dennoch gegenwärtig keine Probleme, seine Schulden zu refinanzieren. So konnte Anfang März 2010 ein Eurobond über 1,2 Milliarden US-Dollar platziert werden.
2002 wurde zur Erhöhung der Einnahmen eine Mehrwertsteuer von 10 Prozent eingeführt. Bemühungen um höhere Effizienz beim Steuereinzug, und um Personalabbau im Öffentlichen Dienst konnten das Haushaltsdefizit bisher nicht reduzieren. Mehrfach angekündigte Privatisierungen, deren Erlös ausschließlich zum Schuldenabbau eingesetzt werden soll – in erster Linie in den Bereichen Telekommunikation und Elektrizität – wurden immer wieder verschoben. Eine Sanierung des staatlichen Stromversorgers EDL, der seit Jahren den Staatshaushalt durch Transferzahlungen erheblich belastet, ist weiterhin nicht abzusehen.
Die Pariser Gläubigerkonferenz hatte im Dezember 2002 zum Zufluss öffentlichen und privaten Kapitals in erheblichem Umfang, zu einer Verbesserung der Bonität des libanesischen Staates und einem starken Rückgang der Zinsen sowie zu einer weitgehenden Umstrukturierung der Staatsschulden, einer spürbaren Erleichterung des Schuldendienstes und einem Rekordstand an Devisenreserven bei der Zentralbank geführt.
Außenhandel
Der Libanon erzielt seit Jahren hohe Handelsbilanzdefizite, eine Änderung ist auch in den kommenden Jahren nicht zu erwarten. Das Handelsbilanzdefizit betrug im Jahr 2008 12,65 Milliarden US-Dollar, im Jahr 2009 12,76 Milliarden US-Dollar. Dabei blieben die Exporte 2009 unverändert bei 3,47 Milliarden US-Dollar. Die Einfuhren stiegen 16,13 Milliarden US-Dollar 2008 geringfügig auf 16,24 Milliarden US-Dollar in 2009 (+ 0,86 Prozent)). Wichtigste Einfuhrgüter sind nach wie vor Öl, Maschinen, Chemikalien und Kraftfahrzeuge; exportiert werden vor allem Vorprodukte der Schmuckindustrie.
Wichtigste Lieferanten 2009 waren USA, Frankreich, China und Deutschland. Zu den wichtigsten Abnehmerländern zählen die Schweiz, die Vereinigten Arabischen Emirate,Irak, Saudi-Arabien und Syrien
Neben Kapitalzuflüssen spielt der Tourismussektor eine entscheidende Rolle beim Ausgleich des Handelsbilanzdefizits. 2009 wurde die Rekordzahl von 1,85 Millionen Touristen (+ 39 Prozent gegenüber 2008) gezählt. Die Kapitalzuflüsse betrugen nach vorläufigen Angaben 18 Milliarden US-Dollar (+ 24 Prozent), davon 4,3 Milliarden US-Dollar Direktinvestitionen (+ 20 Prozent). Der Libanon erzielte damit sogar einen Zahlungsbilanzüberschuss von über 6 Milliarden US-Dollar.
Die libanesische Währung (Libanesisches Pfund, LBP) ist seit 1994 in einem unveränderten Austauschverhältnis an den US-Dollar gekoppelt ( 1.507,50 LBP pro US-Dollar). Libanesische Geschäftsleute spielen eine bedeutende Rolle im Binnen- und Außenhandel anderer arabischer und afrikanischer Staaten.
Hinweis