Wirtschaft
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Stand: Januar 2011
Grundlinien der Wirtschaftspolitik
Die Ausweitung ausländischer Direktinvestitionen sowie die Steigerung der Standortattraktivität Jordaniens hat König Abdullah II. als Kernziele der jordanischen Wirtschaftspolitik definiert. Mit diesem Ansatz ist das Land sehr offen gegenüber ausländischen Wirtschaftsaktivitäten geworden.
Jordanien hat trotz der wenigen natürlichen Ressourcen sowie ungünstiger politischer Ausgangsbedingungen in 2010 ein Wirtschaftswachstum von rund 3,4 Prozent erzielt. Für 2011 wird mit rund 4 Prozent Wirtschaftswachstum eine stabile Entwicklung erwartet. Die so gut wie abgeschlossene Privatisierung staatlicher Betriebe und Infrastruktureinrichtungen (Bergbau, Energie, Telekommunikation, Verkehr) hat sich bisher positiv ausgewirkt.
Der Tourismus – die wichtigste Branche neben Bergbau und Baugewerbe – überwindet mit großen Schritten die regionalpolitisch bedingten Rückschläge der vergangenen Jahre. An Bedeutung gewinnt der Tourismus aus arabischen Staaten sowie aus Russland und Zentralasien. Die neuen Eintrittspreisstrukturen bei touristischen Attraktionen haben Mehreinnahmen für den Staatshaushalt bewirkt.
Zahlreiche Firmen und Institutionen organisieren ihre Irak-Aktivitäten von Amman aus. Amman ist nach wie vor regelmäßig Tagungsort verschiedener Konferenzen zum Wiederaufbau in Irak und zu Wirtschaftskontakten mit Irak. Insgesamt betrachtet ist Jordanien aufgrund seiner liberalen Wirtschaftspolitik ein guter Ausgangspunkt nicht nur für Geschäftsaktivitäten in Irak sondern auch für die Levante.
Trotz generell stabiler wirtschaftlicher Trends bleibt Jordanien weiterhin anfällig für externe Schocks und stark abhängig von ausländischen Finanzhilfen. Das Wirtschaftssystem des Landes ist auf Dienstleistungen zugeschnitten. Problematisch ist nach wie vor das hohe Haushaltsdefizit.
Die öffentliche Verschuldung hat sich zuletzt stark verringert und steht bei momentan ca. 56 Prozent des BIP.
Der Waren- und Dienstleistungsaustausch zwischen Deutschland und Jordanien hatte 2009 ein Gesamtvolumen von ca. 725 Millionen Euro und bestand im Wesentlichen aus deutschen Exporten nach Jordanien (ca. 693 Millionen Euro). Gute Investitionschancen für deutsche Unternehmen, die bislang sehr zurückhaltend waren, bieten sich im Bereich Erneuerbare Energien, im Dienstleistungssektor sowie in den Bereichen Gesundheit und Tourismus. Darüber hinaus sind auch Großprojekte wie die Erschließung von Ölschiefervorkommen für deutsche Unternehmen nicht uninteressant.
Einige Freihandelsabkommen, beispielsweise mit den USA (September 2001), den Ländern des Golf-Kooperationsrates (GCC), sowie der Türkei und nicht zuletzt das Assoziierungsabkommen mit der EU (Mai 2002) setzten wichtige wirtschaftliche Akzente. Ende Oktober 2010 verabschiedete der Assoziationsrat EU-Jordanien einen Aktionsplan, der nach dem Willen beider Seiten einen „fortgeschrittenen Status“ der Partnerschaft vorsieht.
Damit werden die Bereiche der Zusammenarbeit zwischen Jordanien und der EU erweitert und neue Möglichkeiten in den Wirtschafts- und Handelsbeziehungen eröffnet. Jordanien soll künftig seine Zölle und Abgaben im Handel mit der EU vollständig abbauen. Seit August 2010 besteht ein Investitionsförder- und schutzabkommen zwischen Deutschland und Jordanien, das die Wirtschaftsbeziehungen weiter verbessern wird.
Umweltpolitik
Ein Umweltbewusstsein in Jordanien ist kaum vorhanden. Mehrere Initiativen wie beispielsweise die Queen Alia Competition versuchen dieses insbesondere in Schulen und Einrichtungen für Kinder und Jugendliche zu etablieren. Hauptaufgabe des Umweltministeriums ist die Erarbeitung und Durchsetzung von gesetzlichen Regeln, etwa zu Schadstoffausstoß, Gewässerqualität oder Abfallbehandlung. Ferner wird versucht, die sogenannte „Green Economy“ bekannt zu machen.
Die Königliche Naturschutzgesellschaft (RSCN) arbeitet erfolgreich an der Einrichtung und Ausweitung von Schutzgebieten. 2008 wurde eine dem Innenministerium unterstellte Umweltpolizei („Umweltranger“) als Überwachungs- und Kontrollinstrument eingerichtet.
Noch weitgehend ungenutzt ist in Jordanien das Potenzial für erneuerbare Energien und effiziente Energienutzung. Bisher sind lediglich zwei Windparks ausgeschrieben. Ein großes Potential besteht weiterhin bei Solarthermie. In diesem Bereich entsteht zur Zeit eine Sonderwirtschaftszone in Maan (südliches Jordanien). Ferner wird eine Ausschreibung für ein Sonnenwärmekraftwerk für Anfang 2011 erwartet.
Bisher kaum berücksichtigt sind die Aspekte Energieeffizienz sowie Recycling. Weder öffentliche noch private Gebäude entsprechen modernen Effizienzgesichtspunkten. Mülltrennung und Recycling sind bis auf wenige Pilotprojekte beinahe unbekannt.
Entwicklungszusammenarbeit
Jordanien bemüht sich mit Hinweis auf die regionale Entwicklung und seine besondere geopolitische Lage um Unterstützung durch die internationale Gebergemeinschaft. Deutschland gehört mit insgesamt 1,3 Milliarden Euro öffentlicher Entwicklungshilfeleistung in den letzten vier Jahrzehnten neben den USA, Japan und der EU zu den Hauptgebern des Landes. Darüber hinaus leisten die Golfstaaten umfangreiche Finanzhilfe. Deutschland unterstützt Jordanien umfangreich bei der Modernisierung und der Reform des Wassersektors. Dazu zählt die politische Beratung bei der Reform des Wassergesetzes sowie der Bau von Pipelines, Kläranlagen und Wassernetzwerken.
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