Die Zwei Leben des Jack Terry

Die Zwei Leben des Jack Terry

Bei den Dreharbeiten
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Jack Terry und Wolfgang Kramer bei den Dreharbeiten

Bei den Dreharbeiten

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Was wird sein, wenn es die Zeitzeugen des Holocaust nicht mehr gibt? Das ist eine Frage, die Jack Terry – der in seinem ersten Leben das jüdisch-polnische Kind Jakob Szabmacher war – umtreibt. Die Erinnerung wird eine andere sein, denkt Cornelia Pieper, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, aber sie wird bleiben. Dafür wird sich Deutschland aktiv einsetzen. Das Leben und Überleben von Jack Terry zeigt ein Film, der am 19. Januar im Auswärtigen Amt vorgestellt wurde und am 21. Januar bei ZDF zu sehen sein wird.

Jakob Szabmacher aus dem Dorf Belzyce bei Lublin im heutigen Ostpolen ist 9 Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg mit dem Angriff auf Polen beginnt. Schlagartig ändert sich sein Leben. Er entkommt – zuletzt als Gefangener im KZ Flossenbürg – nur durch Zufälle und Glück dem Holocaust, dem seine gesamte Familie zum Opfer fällt.

Später wird aus Jakob Szabmacher Jack Terry, der erfolgreiche Self-Made-Man, Familienvater und Großvater in New York. Auch dieses “zweite Leben” zeigt der Film. Doch auch in seinem zweiten, unbeschwerten Leben kann Terry die Vergangenheit nicht vergessen.

Zwei Leben

Staatsministerin Pieper
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Staatsministerin Pieper bei der Einführung zum Film

Staatsministerin Pieper

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“Jack Terry hätte jeden Grund gehabt, sich von dem Land, das ihm soviel Leid gebracht hat, abzuwenden, so Staatsministerin Pieper. “Er hätte versuchen können, ganz in seinem zweiten, glücklicheren Leben aufzugehen”. Aber Jack Terry hat es sich zur Aufgabe gemacht, nachfolgenden Generationen über die Shoah zu berichten und damit selbst dazu beizutragen, dass sich eine solche Menschheitskatastrophe niemals wiederholt.

Ihn treibt eine Frage um: Was wird passieren, wenn es die Zeitzeugen nicht mehr gibt? Diese Frage beschäftige auch Akademiker und Pädagogen in Deutschland, das sich “in ganz besonderer Weise der Erinnerung der Opfer der NS-Verbrechen verpflichtet fühlt”, so Pieper. Davon zeugten auch die Gedenkstätten in Deutschland. Diese seien “mehr als Relikte der Vergangenheit” und spielten eine zentrale Rolle in der Erinnerungsarbeit. 

Erinnerungskultur ohne Zeitzeugen?

Jack Terry 1945
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Aber Gedenkstätten alleine reichen nicht aus. Ohne das bewusste Gedenken und die sichtbare Auseinandersetzung könne es keine Erinnerungskultur geben, unterstreicht die Staatsministerin. Und dabei sehen wir alle machtlos zu, “wie mit der Zeitzeugengeneration die lebendigste Quelle unserer Erinnerung langsam versiegt”.

Auf die Frage von Jack Terry, was passieren wird ohne Zeitzeugen, hat sie folgende Antwort: “Die Erinnerung wird eine andere sein, aber die Erinnerung wird bleiben.” Deutschland werde dafür aktiv eintreten.

Bedeutung für die deutsch-polnischen Beziehungen

Jack Terry mit dem Programmdirektor des ZDF, Thomas Bellut, und ZDF-Autor Wolfgang Kramer beim Gespräch nach dem Film
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Jack Terry mit dem Programmdirektor des ZDF, Thomas Bellut, und ZDF-Autor Wolfgang Kramer beim Gespräch nach dem Film

Jack Terry mit dem Programmdirektor des ZDF, Thomas Bellut, und ZDF-Autor Wolfgang Kramer beim Gespräch nach dem Film

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Der offene Dialog über den Holocaust und die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands spielt auch eine zentrale Bedeutung in den Beziehungen zu Polen. “Der Dialog zur Vergangenheit und das deutsche Bekenntnis zu seiner historischen Verantwortung gehören heute zu den Grundfesten der Verständigung mit unseren östlichen Nachbarn in einem freien Europa”, betont die Staatsministerin.

Der Film “Die Zwei Leben des Jack Terry” könne ein “Mosaikstein zur Bewahrung  der Geschichte” sein, so Pieper: Jack Terry zeige uns, dass bloßes Erinnern und Mitleid mit den Betroffenen längst nicht ausreicht. “Er lehrt uns, dass wir Terror und Unrecht immer aktiv entgegentreten müssen”.

ZDF neo zeigt “Die Zwei Leben des Jack Terry” am 21. Januar um 21.45 Uhr. Am 27. Januar um 00.35 Uhr wird der Film im ZDF wiederholt.


Stand 20.01.2011

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