Beziehungen zu Deutschland

Beziehungen zu Deutschland

Stand: Januar 2011


Politische Beziehungen

Die Beziehungen zwischen Deutschland und Pakistan sind traditionell freundschaftlich und gut. Deutschland hat großes Interesse an einer demokratischen und stabilen Entwicklung in Pakistan und an einer konstruktiven Rolle Pakistans in der Region. Pakistan zählt mit Indien zu den wichtigsten Partnern der Bundesrepublik in Südasien. Die Bundesregierung ermutigt Pakistan und Indien, den Annäherungsprozess beider Staaten voranzutreiben.

Der pakistanische Premierminister Gilani besuchte Deutschland vom 30.11. bis 2.12.2009 und traf unter anderem mit Bundeskanzlerin Merkel zusammen. Beide vereinbarten eine engere Zusammenarbeit zwischen beiden Staaten, insbesondere im wirtschaftlichen und kulturellen Bereich. Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dirk Niebel, stattete Pakistan vom 3. bis 5. Juni 2010 einen Besuch ab.

Im pakistanischen Parlament hat sich Ende 2009 eine Pakistanisch-Deutsche Parlamentarische Freundschaftsgruppe konstituiert, die im Mai 2010 erstmals Deutschland besuchte.

Als Reaktion auf die Flutkatastrophe, die Pakistan im August und September 2010 heimsuchte, hat die Bundesregierung 35 Mio. Euro für humanitäre Soforthilfe bereitgestellt. Die Hilfsmaßnahmen werden von deutschen Nichtregierungsorganisationen und von internationalen Organisationen, wie dem Flüchtlingshilfswerk oder dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, umgesetzt. Bis Mitte September 2010 ist zudem die private Spendensumme in Deutschland für die Flutopfer in Pakistan auf über 160 Mio. Euro angewachsen.


Wirtschaftsbeziehungen

Das bilaterale Handelsvolumen Deutschlands mit Pakistan ging im Jahr 2009 im Vergleich zum Vorjahr (2,24 Mrd. US-Dollar) leicht zurück auf rd. 1,79 Mrd. US-Dollar. Die pakistanischen Exporte nach Deutschland bestehen im wesentlichen aus Textilien, Lederwaren, medizinischen Instrumenten, Basmati-Reis und Schmuckwaren. Bei den pakistanischen Importen aus Deutschland handelt es sich in erster Linie um chemische Erzeugnisse, Maschinen, elektrotechnische Erzeugnisse, Fahrzeuge und Eisenwaren. 

Die Zahl der in Pakistan tätigen deutschen Unternehmen wächst seit 2010 wieder an. Deutsche und pakistanische Firmen mit Interesse an den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen haben sich zum „Pakistan German Business Forum(PGBF)“ zusammengeschlossen.

Die Zahl der pakistanischen Unternehmen, die an Industriemessen in Deutschland teilgenommen haben, ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen.

Ein neuer Investitionsschutz- und -fördervertrag wurde ausgehandelt und am 01.12.2009 in Berlin anlässlich des Besuches des pakistanischen Premierministers Gilani unterzeichnet. Die Ratifizierung in beiden Ländern steht noch aus.

Zwischen Pakistan und Deutschland bestehen unter anderem folgende bilaterale Abkommen:

  • Luftverkehrsabkommen,
  • Doppelbesteuerungsabkommen
  • Rahmenabkommen über Technische Zusammenarbeit (ergänzt durch die jährlichen Abkommen über finanzielle und technische Zusammenarbeit)
  • Abkommen über Zusammenarbeit in der wissenschaftlichen Forschung und technologischen Entwicklung


Entwicklungszusammenarbeit

Der Gesamtbetrag der deutschen entwicklungspolitischen Bewilligungen seit 1961 beläuft sich auf rund 2,8 Euro.

Die mit der pakistanischen Regierung abgestimmten Schwerpunkte der bilateralen Zusammenarbeit sind:

  • Gesundheitliche Basisversorgung
  • Grundbildung
  • Erneuerbare Energien und Energieeffizienz
  • Gute Regierungsführung

Für die bilaterale Zusammenarbeit für die Jahre 2009 und 2010 hat das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bisher insgesamt 117 Mio. Euro zugesagt. Auch das Auswärtige Amt weitete 2009 seine Aktivitäten in Pakistan aus. Im Schwerpunkt standen dabei humanitäre Hilfsleistungen, die Verbesserung der Trinkwasserversorgung in Quetta und Belutschistan und Projekte zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen Pakistan und Afghanistan.

Pakistan ist zugleich eines der ersten Partnerländer der Bundesrepublik für den Einsatz innovativer Instrumente zur Entwicklungsfinanzierung. Zusammen mit dem Global Fund to Fight Aids, Tuberculosis and Malaria (GFATM) unterzeichneten beide Länder auf der Konferenz der Vereinten Nationen zur Entwicklungsfinanzierung in Doha, Qatar, am 30.11.2008 eine Vereinbarung über die Konvertierung von finanziellen Forderungen der Bundesrepublik an Pakistan in ein Programm des GFATM in Pakistan in Höhe von 40 Euro.


Kulturelle Beziehungen

In den kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Pakistan spielt insbes. der seit Jahren gut funktionierende Wissenschaftsaustausch eine wichtige Rolle. 

Stipendienprogramme, Deutschland als Studienland, Hochschulkooperation

Vermittler der wissenschaftlichen Zusammenarbeit sind im wesentlichen der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und die Alexander-von-Humboldt-Stiftung (AvH) auf deutscher und die Higher Education Commission (HEC) auf pakistanischer Seite. Daneben existieren Austauschbeziehungen zwischen Fachbereichen mehrerer deutscher und pakistanischer Universitäten (v.a. Chemie, Ethnologie und Kulturgeographie sowie Sprachen und Kulturen Südasiens). Der DAAD hat im September 2009 ein Informations-Centrum in Islamabad eröffnet.

Im Jahr 2008 wurden – weitgehend in Zusammenarbeit mit der HEC – insgesamt 300 junge Pakistaner in verschiedenen Programmen in Deutschland gefördert. Deutschland ist für junge pakistanische Forscher bei der Länderwahl zu Promotionszwecken neben den USA, Großbritannien und Frankreich eines der beliebtesten Länder.

Unter den pakistanischen Studenten zählen die Ingenieurs- und Naturwissenschaften zu den meist gewählten Studiengängen in Deutschland. In Deutschland hielten sich 2008 insgesamt ca. 1.300 pakistanische Studierende auf, die Mehrheit davon als „Selbstzahler“.

PASCH-Initiative

Im Rahmen der weltweiten Initiative des Auswärtigen Amts „Schulen – Partner der Zukunft“ (PASCH) wird in Pakistan an mehreren Sekundarschulen schrittweise deutscher Sprachunterricht eingeführt. Landesweit nehmen sieben Schulen aus Karachi, Lahore, Islamabad und Peshawar an der Partnerschulinitiative teil. Im Rahmen der Initiative wurden 2009 und 2010 Schüler mehrerer PASCH-Schulen nach Deutschland eingeladen, wo sie vom Goethe-Institut organisierte internationale Sommercamps besuchten.

Archäologie

Deutsche Archäologen sind seit Jahrzehnten in Pakistan präsent. So werden z.B. mit Unterstützung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften seit 1979 Felsbilder und Inschriften am Karakorum-Highway erforscht. Darüber hinaus läuft in Belutschistan ein Ausgrabungsprojekt zu frühen Siedlungsstrukturen (Sohr Damb), das aus Mitteln der DFG gefördert wird.

Kulturerhalt-Projekte

Das Auswärtige Amt finanziert seit einigen Jahren Projekte des Kulturerhalts in Pakistan, u.a. die Restaurierung eines historischen Moschee-Komplexes in Gulabpur, Baltistan, sowie von Bereichen des Shigar Forts bei Skardu. Seit 2010 werden historische Häuser in der Altstadt von Lahore saniert und renoviert. Ein deutscher Experte führt seit dem Sommer 2010 in Islamabad Fortbildungsseminare zu Kulturerhalt und Restaurierung durch.

Die Kunst- und Ausstellungshalle Bonn eröffnete am 20.11.2008 die umfangreiche Ausstellung „Gandhara – das buddhistische Erbe Pakistans“ mit Exponaten aus Pakistan. Im Anschluss wurde die Ausstellung von April bis August 2009 im Martin-Gropius-Bau Berlin gezeigt. 

Goethe-Institut

Wichtigster institutioneller Akteur der bilateralen Kulturbeziehungen ist das Goethe-Institut in Karachi. In dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude aus der Bauhaus-Epoche werden neben Sprachkursen auch zahlreiche Kulturveranstaltungen angeboten. Das Goethe-Institut bietet ferner Informationsveranstaltungen und hat eine Bibliothek eingerichtet.

Weitere Institutionen in der kulturellen Zusammenarbeit sind das mit dem Goethe-Institut verbundene Annemarie-Schimmel-Haus in Lahore, in dem ebenfalls Sprachkurse und ein Kulturprogramm angeboten werden, und die Pakistan German Friendship Association Islamabad (PGFA).

Weiteres

Die Kulturabteilung der Botschaft bietet regelmäßige Filmvorführungen im Auditorium der Botschaft an. Mehrmals jährlich veranstaltet die Botschaft Islamabad Vorträge, Konzerte sowie kulturelle Aktivitäten anderer Art.

Zwischen der Deutschen Welle und der Pakistan Broadcasting Corp. (PBC) besteht seit langem eine enge Zusammenarbeit im Ausbildungsbereich.


Tätigkeit der deutschen politischen Stiftungen

Die Friedrich-Ebert-Stiftung, die Friedrich-Naumann-Stiftung, die Hanns-Seidel-Stiftung, die Konrad-Adenauer-Stiftung sowie die Heinrich-Böll-Stiftung sind in Pakistan mit entsandten Mitarbeitern und eigenen Stiftungsbüros vertreten. Sie fördern Projekte u.a. in den Bereichen Ausbau der demokratischen Institutionen, Menschenrechte, Frauenförderung, Sozialgesetzgebung, De-Radikalisierung und regionale Zusammenarbeit sowie Medienarbeit. 

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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