Kultur- und Bildungspolitik, Medien

Kultur- und Bildungspolitik, Medien

Stand: November 2010

Bildung

Im Rahmen der 2008 von der damaligen madagassischen Regierung begonnenen Schulreform sowie des Programms Education Pour Tous (EPT) wurden dem Land Mittel in Höhe von 85,1 Millionen US-Dollar für den Zeitraum 2009-2011 zugesagt (sog. „catalytic fund“). Nach der undemokratischen Machtübernahme durch den damaligen Bürgermeister von Antananarivo, Andry Rajoelina, wurden diese Mittel zunächst eingefroren und das Programm gestoppt. Um zumindest einen Teil der Mittel, die dringend für das Funktionieren der Schulen benötigt werden, für Madagaskar nutzbar zu machen, wurden 2009 nach Genehmigung der Geber 15 Millionen US-Dollar in ein UNICEF-Programm umgeschichtet. Hierdurch konnte die zweite EPT-Phase, zumindest in kleinerem Maßstab und auf lokaler Ebene, eingeleitet werden. Inzwischen erfolgte eine Kürzung der Mittel auf 64 Millionen US-Dollar. 2010 sollen erneut 22 Millionen US-Dollar, über UNICEF kanalisiert, in den Schulbereich gehen.

Die im Laufe des Jahres 2008 unternommenen Anstrengungen und erzielten Fortschritte sind somit vorerst weitgehend zunichte gemacht. Die geplante Ausweitung der Schulreform auf 40 weitere Distrikte konnte nicht vollzogen werden; sie bleibt zur Zeit auf die bereits begonnenen Aktivitäten in 20 Distrikten, jedoch auf rein lokaler Ebene und unter Ausschluss eines strukturellen Dialogs mit der Regierung, beschränkt.

Das Bildungssystem sollte nach dieser Reform zumindest ab dem Sekundarschulbereich zunächst noch am französischen Vorbild ausgerichtet bleiben. Im Elementarschulbereich wurde mit der Reform Madagassisch als Hauptunterrichtssprache festgeschrieben und Französisch sowie Englisch als zweite Fremdsprachen vorgesehen. Französisch sollte allerdings ab dem zweiten Schuljahr und Englisch erst ab dem sechsten Schuljahr angeboten werden. Gleichzeitig wurde die Grundschulzeit von 5 auf 7 Jahre verlängert.

Deutsch wird weiterhin an Sekundarschulen unterrichtet, ist bei Schülern sehr beliebt und erfuhr bisher auch angemessene Unterstützung durch das Erziehungsministerium. Die Partnerschul-Initiative des Auswärtigen Amts hat dem Deutschunterricht seit dem vergangenen Jahr einen zusätzlichen Impuls gegeben.

Zwar ist die Einschulungsquote im Schuljahr 2008/2009 aufgrund großer (finanzieller) Anstrengungen internationaler Geber stark gestiegen, mit der Aussetzung der Reformbemühungen und dem damit einhergehenden Stopp der Unterstützungsleistungen wurde diese positive Entwicklung im Jahr 2009/2010 jedoch nahezu neutralisiert. Ein erklärtes Ziel der Bildungsreform bestand darin, allen potentiellen Schülern den Schulbesuch in angemessener Entfernung zu ermöglichen und die Schulabbrecherquote auf ein Minimum zu reduzieren. Derzeit besucht noch rund ein Drittel der Schüler private, meist kirchliche Schulen. Nach inoffiziellen Schätzungen sind bis zu 50 Prozent sämtlicher Grundschullehrer nicht von der Regierung, sondern in erster Linie von den Eltern bezahlt. Auch in diesem Bereich war in 2009/2010 eine Verschlechterung der Situation zu verzeichnen: Die relative Steigerung der direkten Bildungskosten für Eltern belief sich 2009/2010 auf 10 bis 25 Prozent (abhängig vom wirtschaftlichen Umfeld der Schule). Ohne eine massive Unterstützung durch UNICEF und die internationale Gebergemeinschaft dürfte sich die Lage im Bildungsbereich kurzfristig eher weiter verschlechtern.

Im Zuge der Dezentralisierung bestehen sechs eigenständige Universitäten in den Regionen außerhalb der Hauptstadt. Die madagassischen Handelskammern führen mit der Handelskammer Hamburg ein Projekt “Duale Berufsausbildung” durch.


Kunst und Kultur

Traditionell geprägte Musik und eine reichhaltige Kleinkunst sind im Ausland bekannte und gefragte Formen madagassischer Kultur. Insbesondere im Musikbereich finden regelmäßig auch Festivals mit internationaler Beteiligung statt. Ein ursprünglich vom französischen Kulturinstitut CCAC mit begründetes Kurzfilmfestival ist auf dem Weg einen internationalen Charakter anzunehmen. Gleiches gilt für das mittlerweile international bekannte Jazzfestival „Madajazzcar“.


Medien 

Seit dem Beginn der Krise wurde die relative Pressefreiheit wiederholt durch Zwangsschließung von Radio- und Fernsehstationen in Frage gestellt. Die madagassischen Medien geben dennoch ein breites Meinungsspektrum wieder, wenn auch die Professionalität zeitweilig gravierende Mängel erkennen lässt. Madagaskar ist Mitglied der panafrikanischen Nachrichtenagentur (PANA). Auch im regionalen Rahmen wird eine Zusammenarbeit der Medien gefördert. Auf deutscher Seite sind hier vor allem die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Deutsche Welle unterstützend tätig.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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