Drei Fragen an Dr. Christian Hülshörster, Leiter der Gruppe „Nordafrika, Naher und Mittlerer Osten“, Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD)

Drei Fragen an Dr. Christian Hülshörster, Leiter der Gruppe „Nordafrika, Naher und Mittlerer Osten“, Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD)

Herr Dr. Hülshörster, gibt es Schwerpunktbereiche, in denen die akademische Kooperation mit Deutschland in Afghanistan und im Irak besonders gefragt ist?

Fachlich liegen Schwerpunkte in den Bereichen Informatik, Natur, Geo- und Wirtschaftswissenschaften; auch die Germanistik spielt eine wichtige Rolle. Zentral sind aber vor allem auch die fachübergreifenden Querschnittsthemen, die von der Entwicklung neuer, den weltweiten Standards entsprechenden Curricula, über Qualitätssicherung in allen Facetten bis hin zu Hochschulmanagementfragen reichen. Erwähnt werden sollte auch das Masterprogramm „PPGG – Public Policy Good Governance“, das junge Führungskräfte und Experten in „guter Regierungsführung“ für öffentliche Institutionen und zur Stärkung der Zivilgesellschaft ausbildet. Oberstes Ziel aller Maßnahmen ist die rasche Verbesserung der Lehrqualität in den Hochschulen vor Ort, wobei das Ausgangsniveau etwa im Vergleich Afghanistan–Irak durchaus sehr unterschiedlich ist.

Wie finden sich die Stipendiaten im deutschen Hochschulalltag zurecht? Wie unterstützt der DAAD sie dabei?

Der DAAD verfügt wie kaum eine andere Organisation über langjährige Erfahrungen im Umgang mit Stipendiaten aus den so genannten Entwicklungsländern. Von diesem Erfahrungsschatz, profitieren natürlich auch Programme mit dem Irak oder Afghanistan, die zugegebenermaßen nicht einfach sind. Die Stipendiaten brauchen ein erhöhtes Maß an Betreuung – in fachlicher, aber auch vor allem in interkultureller Hinsicht. Durch die vom Auswärtigen Amt bereitgestellten Sondermittel sind wir in der Lage, den deutschen Partnerhochschulen Mittel für Tutorenstellen etc. zur Verfügung zu stellen, damit diese Betreuung gewährleistet ist. Vor der Aufnahme des Studiums bieten wir – zum Teil im Land, zum Teil in Deutschland und über das Internet mit DUO Online in arabischer Sprache – intensive Sprachkurse mit interkultureller Vorbereitung an. Der DAAD organisiert regelmäßig Orientierungsseminare und Stipendiatentreffen und natürlich stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DAAD gemeinsam mit den Akademischen Auslandsämtern der Hochschulen zur Verfügung, um Probleme aller Art zu lösen. Übrigens ist die Motivation und Leistungsbereitschaft der Stipendiaten aus diesen Ländern aus meiner Sicht überdurchschnittlich hoch: Vor dem Hintergrund von Kriegs- und Krisenerfahrung wird Bildung als Königsweg für eine bessere Zukunft empfunden

Ist das deutsche Engagement in den Regionen rundweg willkommen?

Die Frage lässt sich mit einem klaren „Ja“ beantworten. Erfreulicherweise hat es in der Vergangenheit keine Situation gegeben, in der unser Engagement in diesen Ländern seitens der einheimischen Bevölkerung in irgendeiner Art in Frage gestellt wurde. Ich denke, diese positive Würdigung der Arbeit der deutschen Hochschulen und des DAAD hat auch viel mit der Art und Weise zu tun, wie unsere Kollegen vor Ort arbeiten: Trotz der teilweise sehr angespannten Sicherheitssituation leben und arbeiten Lektoren, Dozenten und die Mitarbeiter der Hochschulprojekte mitten in den Hochschulen, mitten unter der lokalen Bevölkerung, was ihnen den Respekt und den Dank der Kollegen einbringt. Die Menschen merken sehr schnell, ob ausländische Helfer sie als „Partner auf Augenhöhe“ wahrnehmen oder nicht – und ich glaube, dass wir hier die richtige Herangehensweise haben.

Stand 30.12.2010

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