Beziehungen zwischen Kambodscha und Deutschland

Beziehungen zwischen Kambodscha und Deutschland

Stand: November 2010

Politische Beziehungen

1992 nahm die Bundesrepublik Deutschland offizielle Beziehungen zum Obersten Nationalrat (ONR) Kambodschas auf. Die Vertretung beim ONR wurde nach den Wahlen 1993 in eine diplomatische Vertretung umgewandelt. Die diplomatischen Beziehungen waren 1969 unterbrochen worden.

In der Zwischenzeit bestanden diplomatische Beziehungen zur DDR von 1969 bis 1975 und von 1979 bis zur Vereinigung. Die Beziehungen sind freundschaftlich. Deutschland unterstützt Kambodscha aktiv bei seinem Entwicklungs- und Demokratisierungsprozess. Tragende Säule der bilateralen Beziehungen ist die umfangreiche Entwicklungszusammenarbeit.


Wirtschaftsbeziehungen

Die deutschen Importe aus Kambodscha (fast ausschließlich Bekleidung und Schuhe) betrugen 2009 284 Mio Euro. Damit ist Deutschland zweitgrößter Absatzmarkt Kambodschas nach den USA. Die deutschen Exporte nach Kambodscha sind mit 14,8 Mio Euro vergleichsweise gering. Die Anzahl der Touristen aus Deutschland ist 2009 geringfügig auf rund 60.000 angestiegen. 2008 betrug die Zahl deutscher Touristen ca. 59.000. Einige deutsche Unternehmen haben in Phnom Penh Niederlassungen eröffnet, z.B. die Firmen Bayer und Bosch. Das bilaterale Investitionsförderungs- und -schutzabkommen wurde am 15. Februar 1999 unterzeichnet und ist am 14. April 2002 in Kraft getreten.

In der deutschen Wirtschaft besteht ein wachsendes Informationsinteresse am Markt bzw. Investitionsstandort Kambodscha. Im März 2002 hat sich auf Initiative der Botschaft in Phnom Penh aus ansässigen Geschäftsleuten der Arbeitskreis Deutsche Wirtschaft (ADW) formiert, der sich auch als Anlaufstelle für potenzielle Investoren versteht. 


Entwicklungszusammenarbeit

Kambodscha ist Partnerland der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in Südostasien. Deutschland gehört zu den größten bilateralen Gebern. Die Entwicklungszusammenarbeit Deutschlands orientiert sich an der kambodschanischen Entwicklungsstrategie und leistet einen mit allen Entwicklungspartnern abgestimmten Beitrag zu den kambodschanischen Millennium-Entwicklungszielen, abgeleitet aus den globalen Zielsetzungen der Vereinten Nationen. Bislang wurden Kambodscha im Rahmen der bilateralen staatlichen Entwicklungszusammenarbeit insgesamt 261 Mio Euro zugesagt.

Schwerpunkte der deutsch-kambodschanischen Entwicklungszusammenarbeit sind die ländliche Entwicklung und Gesundheit. Darüber hinaus werden Vorhaben in der Querschnittsthematik “Gute Regierungsführung”, Menschenrechte und Demokratieförderung durchgeführt (z.B. Förderung der Frauenrechte, Dezentralisierung und Verwaltungsreform, Aufbau des Rechnungshofs). Die deutschen Programme werden hauptsächlich von der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ), der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), dem Deutschen Entwicklungsdienst (DED), dem Centrum für Internationale Migration und Entwicklung(CIM) und InWEnt durchgeführt. Die deutsche staatliche Entwicklungszusammenarbeit zeichnet sich durch langfristiges Engagement, nachhaltige Beiträge zum Aufbau leistungsfähiger Institutionen und große Nähe zu den kambodschanischen Partnern aus. Hinzu kommen Projekte nicht-staatlicher Träger wie z.B. der evangelischen (EED) und katholischen Kirche (Misereor), Deutsche Welthungerhilfe, Terre des Hommes (Deutschland), Malteser International sowie der deutschen politischen Stiftungen. Ergänzt werden diese Bemühungen durch ein großes Engagement privater Förderer.

Im Rahmen der letzten Regierungsverhandlungen mit Kambodscha im Oktober 2009 in Phnom Penh hat die Bundesregierung eine Zweijahreszusage in Höhe von rund 34 Mio. Euro gemacht. Im März 2010 hat Bundesminister Dirk Niebel ein FZ-Abkommen in Höhe von 19 Mio. Euro in Phnom Penh unterzeichnet. Die deutschen Beiträge konzentrieren sich auf die oben angegebenen Schwerpunkte und tragen zur Entwicklung des von Armut besonders betroffenen ländlichen Raumes und zum Aufbau einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung bei. Wichtige strukturelle Ansätze zielen aber auch auf die transparentere und gerechtere Verteilung von Land, die Dezentralisierung und den Aufbau lokaler demokratischer Teilhabe, Verbesserung der öffentlichen Finanzkontrolle und die Durchsetzung von Schutzrechten von Frauen gegen die weit verbreitete häusliche Gewalt. Zusätzlich engagiert sich Deutschland in Kambodscha seit 1997 mit jährlich rd. 1 Mio Euro im humanitären Minenräumen, da Kambodscha eines der am stärksten mit Landminen sowie Blindgängern belasteten Länder der Welt ist.

Die Bundesregierung trägt auch in bedeutendem Umfang zu den multilateralen Aktivitäten zahlreicher VN Organisationen, der Asiatischen Entwicklungsbank, der Weltbank und der EU-Kommission bei. Die EU-Mitgliedstaaten, zusammen mit der Kommission, sind mit Zusagen für 2009 in Höhe von knapp 214 Mio US-Dollar der größte Partner in der Entwicklungszusammenarbeit mit Kambodscha. Die bi- und multilateralen Geber stellten für 2009 die Gesamtsumme von über 950 Mio US-Dollar für die Bekämpfung der Armut und den Aufbau der in der Zeit der Roten Khmer (1975-1979) weitgehend zerstörten staatlichen und sozialen Strukturen in Aussicht.

Seit 2007 informiert ein Internetportal über die Gesamtaktivitäten der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und ihre Akteure in Kambodscha.


Kulturbeziehungen

Das Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften der Fachhochschule Köln – unterstützt durch Fördermittel des Auswärtigen Amtes – leistet im Rahmen des “German-Apsara-Conservation-Project” seit mehreren Jahren einen wesentlichen, international anerkannten Beitrag zum Erhalt der weltberühmten Tempelanlagen von Angkor. Dies betrifft die Restaurierung des Tempels Preah Ko und die Restaurierung der Apsara-Reliefs am Tempel Angkor Wat und Noterhaltungsmaßnahmen an weiteren bedrohten Kulturgütern.

Von Mitte Dezember 2006 bis Mitte Juli 2007 wurde in der Kunst- und Ausstellungshalle Bonn sowie im Martin-Gropius-Bau Berlin die Ausstellung “Angkor – Göttliches Erbe Kambodschas” mit Originalskulpturen aus Siem Reap und dem Nationalmuseum Phnom Penh gezeigt. Die Ausstellung wurde in Bonn feierlich von Bundespräsident Köhler und König Sihamoni eröffnet.Eine Ausstellung über die Restaurierungsarbeiten in Angkor wurde von Dezember 2008 bis Februar 2009 im Nationalmuseum Siem Reap gezeigt. Sie soll Ende 2010 im Nationalmuseum Phnom Penh präsentiert werden.

In Zusammenarbeit mit dem kambodschanischen Kulturministerium und dem Memot Centre werden in dem Dorf Prohear, Prey Veng Provinz, seit 2008 Ausgrabungen unter deutscher Leitung durchgeführt. Seit Ende 2009 ist hierzu eine durch das Auswärtige Amt finanzierte Publikation von Dr. Andreas Reinecke, Leiter der Ausgrabungen in Prohear, erhältlich. Im November 2010 wurde im Nationalmuseum Phnom Penh eine Ausstellung der Grabungsfunde eröffnet.

Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) fördert den Hochschulsektor mit der Entsendung von deutschen Lang- und Kurzzeitdozenten nach Kambodscha sowie der Vermittlung von Kurz- und Langzeitstipendien an Kambodschaner nach Deutschland. Im Jahr 2002 wurde mit Unterstützung des DAAD und der Konrad-Adenauer-Stiftung der Studiengang “Medien- und Kommunikationswissenschaften” an der Royal University of Phnom Penh neu eingerichtet. Der kambodschanische Behinderten-Volleyball wird seit mehreren Jahren regelmäßig durch das NOK Deutschland im Rahmen von Trainer-Kurzzeitentsendungen und durch Sportgerätespenden gefördert.

Konzerte und Ausstellungen deutscher Künstler sowie Vorführungen deutscher Filme werden in Phnom Penh – teils unterstützt durch das Goethe Institut – in wachsender Anzahl veranstaltet.

Für 2010 sind das EU-Filmfestival im Mai und das 7. Internationale Musikfestival im September zu nennen. Im Februar fand in Kooperation mit dem Goethe Institut Bangkok ein viel beachtetes Klavierkonzert mit Prof. Arens in Phnom Penh statt.

Die seit Anfang 2007 bestehenden Kultureinrichtungen „ArtCafé“ und „MetaHaus“ werden von Botschaft und Goethe Institut bei der Veranstaltung deutscher Kulturprogramme unterstützt.

ArtCafé, MetaHaus und die Sprachmittlerin des Goethe-Instituts befinden sich seit Juni 2010 unter einem Dach, dem Deutsch-Kambodschanischen Kulturzentrum.

Hinweis

Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. 

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