Kulturelle und zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit

Kulturelle und zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit

Besucher in der Eremitage, St. Petersburg
© picture-alliance/ZB

Besucher in der Eremitage, St. Petersburg

Besucher in der Eremitage, St. Petersburg

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Die Kulturzusammenarbeit spiegelt eindrucksvoll die bewegte Geschichte zwischen den beiden Ländern wider: der Kulturaustausch hat eine jahrhundertealte Tradition. Durch Kulturbegegnungen und Arbeit der Kulturmittlerorganisationen setzt sich die Bundesregierung dafür ein, dass dieses Erbe in Erinnerung bleibt. Auf dieser Grundlage sollen die Beziehungen weiter ausgebaut werden, nicht zuletzt durch einen Einblick auch in zeitgenössische Entwicklungen verschiedener Kulturbereiche. Russland ist ein Schwerpunktland unserer Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Wir setzen in unseren Aktivitäten vornehmlich auf Jugend, Bildung und Sprache.

Vielfalt der Kulturbeziehungen

Die vertragliche Grundlage für die Kulturbeziehungen bildet das Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Russischen Föderation über kulturelle Zusammenarbeit vom 16. Dezember 1992. Einige Beispiele sollen die Breite und Tiefe der kulturellen Beziehungen illustrieren. Im Fremdsprachenunterricht behauptet das Deutsche klar den zweiten Platz hinter dem Englischen, Im Rahmen der AA-Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH) werden insgesamt 90Schulen gefördert, an denen Deutsch unterrichtet wird. Davon sind 40 Schulen – darunter die Deutsche Schule Sankt Petersburg – durch PASCH neu in die Förderung aufgenommen worden. Rund 12.000 junge russische Staatsbürger studieren inzwischen an deutschen Hochschulen. 

Seit Oktober 2005 stellt ein Abkommen über jugendpolitische Zusammenarbeit den bilateralen Schüler- und Jugendaustausch auf eine breitere Grundlage. Über die seit 2006 bestehende Stiftung für den Deutsch-Russischen Jugendaustausch werden Begegnungen von jungen Menschen aus beiden Ländern intensiv gefördert. Die Stiftung fördert auch die Arbeit des deutsch-russischen Jugendparlaments.

Das Goethe-Institut ist an vielen Orten in Russland präsent, in Moskau, St. Petersburg und seit März 2009 in Nowosibirsk mit eigenen Häusern. Daneben sind zahlreiche weitere deutsche Kulturmittler in Russland vertreten. Für das Jahr 2012 wurde eine bilaterale Erarbeitung und Präsentation einer Ausstellung zur „Bronzezeit“ vereinbart.

Die Problematik der Rückführung kriegsbedingt aus Deutschland verbrachter Kulturgüter harrt allerdings weiterhin einer Lösung. 2004 wurden bilaterale Arbeitsgruppen zu Einzelfällen eingerichtet: „Baldin-Sammlung“, Archive, Silbersammlung des Herzogs von Anhalt und Hardenbergsche Bibliothek.

© picture-alliance/dpa

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Deutsch-Russische Kulturbegegnungen

Die deutsch-russischen Kulturbegegnungen 2003/2004 waren der Impuls für ein verstärktes Interesse in den russischen Regionen an deutscher Kunst und Kultur. In den vergangenen Jahren konnten daher in zahlreichen Städten „Deutsche Tage“ durchgeführt werden, die von lokalen Initiativen ausgehen und von deutscher Seite unterstützt werden. Wir tragen auch den Erwartungen an das auf klassische Kultur bezogene Deutschlandbild in Russland Rechnung. Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit etablierten Kultureinrichtungen ergeben sich insbesondere für Musik, Tanz, Musiktheater und die bildende Kunst, wobei ein wachsender Teil dieser Aktivitäten bereits ohne staatliche Initiative oder finanzielle Unterstützung abgewickelt wird. . Für die Jahre 2012 und 2013 plant deutsche Seite ein Deutschlandjahr in Russland.

Akademischer Austausch und Zusammenarbeit in Bildung und Forschung

Die deutsch-russischen Beziehungen im akademischen Austausch und in der Zusammenarbeit in Bildung und Forschung sind seit vielen Jahren sehr eng. Deutschland ist für Russland ein wichtiges Partnerland im Hochschulbereich. Von den engen Beziehungen zeugen die über 600 Hochschulkooperationen zwischen deutschen und russischen Hochschuleinrichtungen aber auch die großen Zahlen im Personenaustausch. Der Deutsche Akademische Austauschdienst förderte 2009 3000 russische Personen für ein Studium in Deutschland. Fast 1000 russische und über 600 deutsche Wissenschaftler erhielten ebenfalls eine Förderung für einen Forschungsaufenthalt.

Russland ist Schwerpunktpartner für die wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit. Am 15.07.2009 wurde ein aktualisiertes Abkommen über die wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit, die intensive und vielfältige Zusammenarbeit auf eine neue völkerrechtliche Grundlage stellt. Russland ist Deutschlands größter Partnerstaat bei den internationalen Großforschungsanlagen „XFEL“ in Hamburg und „FAIR“ in Darmstadt

Im Rahmen der deutsch-russischen Modernisierungspartnerschaft wird in Moskau ein Deutsches Wissenschafts- und Innovationshaus aufgebaut. Deutschland und Russland haben vereinbart, im Jahr 2011 ein gemeinsames Deutsch-Russisches Wissenschaftsjahr durchzuführen.

Die enge Zusammenarbeit wird auch deutlich in der engen Zusammenarbeit in Forschung und Lehre. Zwischen der Universität St. Petersburg und der TU Berlin(Fachbereich Physik) wurde am 22. März 2010 in St. Petersburg das „German-Russian Interdisciplinary Science Center (G-RISC) im Rahmen der Außenwissenschaftsinitiative gegründet. Es ist ein „Exzellenzzentrum der Forschung und Lehre“bei dem Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik und Spitzenforschung miteinander vernetzt werden sollen.

Werbekampagne für die bessere Positionierung der deutschen Sprache in Russland

Obwohl die deutsche Sprache im russischen Bildungssystem mit rund 1,.600.000 Mio. Deutsch lernenden Schülern weiter eine herausragende Rolle spielt, geht Deutsch als Schul- und Universitätsfach  – und damit die Zahl der Deutschlerner – vor dem Hintergrund der zunehmenden Vormachtstellung von Englisch als 1. Fremdsprache stark zurück. (Deutschlerner insgesamt 2005: 3,3 Mio. 2010: 2,3 Mio.). Die Ursache liegt vor allem in der Reduktion des Fremdsprachenangebots in den Schulen auf eine Sprache, meist Englisch.

Mit einer groß angelegten landesweiten mehrstufigen Werbekampagne des Goethe-Instituts wollen wir eine Trendwende in der Zahl der Deutschschüler herbeiführen. Die Kampagne soll der gegenwärtig laufenden Umstellung auf Einsprachigkeit (Englisch als Fremdsprache) im russischen Schulwesen begegnen durch Werbung für das Konzept der Mehrsprachigkeit. Sie wurde am 29. November 2010 in Moskau eröffnet und läuft bis Ende 2012.

Koordinator für die deutsch-russische zwischengesellschaftliche Zusammenarbeit

Um die Bedeutung des Kontaktes zwischen den Bürgern der beiden Länder zu unterstreichen, wurde 2003 die Funktion des Koordinators für die deutsch-russische zwischengesellschaftliche Zusammenarbeit im Auswärtigen Amt geschaffen. Seit dem 28. März 2006 übt MdB Dr. Andreas Schockenhoff dieses Amt aus.

Gute und belastbare Beziehungen zwischen den Menschen in Russland und Deutschland sind das Ziel seiner Arbeit. Durch die Stärkung der Zivilgesellschaft fördert die Arbeit des Koordinators auch die Entwicklung von Demokratie und Rechtsstaat.

Das Engagement der Bürgerinnen und Bürger in Russland und Deutschland ist vielfältig und wächst beständig. Derzeit. bestehen über 90 aktive Städtepartnerschaften, und der Schüler- und Jugendaustausch weitet sich stetig aus.

Schwerpunkte der Arbeit des Koordinators sind unter anderem die Zusammenarbeit der Nichtregierungsorganisationen, der Jugendaustausch, Städtepartnerschaften und der Bildungsbereich, insbesondere im Bereich der Sprachausbildung.

Menschenrechte

Russland garantiert in der Verfassung von 1993 alle Menschenrechte und bürgerliche Freiheiten. Präsident und Regierung bekennen sich immer wieder zur Einhaltung der Menschenrechte. Das Hauptproblem des Menschenrechts-Schutzes in Russland liegt häufig im Auseinanderklaffen von rechtlich verbrieften Normen und deren Einhaltung. 

Die halbjährlich stattfindenden Menschenrechtskonsultationen der EU mit Russland wurden beim EU-Russland-Gipfel am 25. November 2004 vereinbart. Die letzte dieser Konsultationsrunden fand am 17. November 2010 in Brüssel statt. Die Themen umfassen in der Regel Meinungs- und Versammlungsfreiheit, Medienfreiheit, verschiedene Gesetzesvorhaben, Menschenrechtsschutz beim Kampf gegen den Terrorismus, Folter und Misshandlung, Beachtung von Rechtstaatlichkeit, ferner die Situation im Nordkaukasus sowie die Zusammenarbeit in VN-Gremien und im Europarat einschließlich der Reform des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte. 

Stand 01.12.2010

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