Kulturzusammenarbeit
Kulturzusammenarbeit
Irakische Fußballmannschaft
Irakische Fußballmannschaft
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Irakische Fußballmannschaft
Mit der sich vorsichtig stabilisierenden Sicherheitslage lebt in Irak auch die Kunst- und Kulturszene langsam wieder auf. Künstler schließen sich zusammen, Museen und Galerien sollen wieder aufgebaut werden. Deutschland unterstützt Irak beim Wiederaufbau des traditionsreichen Kulturbereichs und beim Erhalt des sehr alten Kulturerbes. Die Bundesregierung verstärkte ihr Engagement hierfür in den letzten Jahren deutlich. Deutschland knüpft dabei an eine lange Tradition der kulturellen Zusammenarbeit mit dem Irak an, insbesondere bei der Hochschulzusammenarbeit, wo die Nachfrage nach deutscher Expertise betreffend Aus- und Fortbildung stetig steigt.
Bereits 2008 richtete das Goethe-Institut – neben dem bereits existierenden Dialogpunkt in Bagdad – einen Dialogpunkt in der nordirakischen Stadt Erbil ein. Er dient dem Zweck, den Menschen in Irak Deutschland näher zu bringen oder ihnen einen bleibenden Kontakt nach Deutschland zu ermöglichen. In dieser Region gibt es zahlreiche irakische Rückkehrer aus Deutschland, von denen ein Teil die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt und die deutsch sozialisiert wurden. In Bagdad wurde neben einem „Deutschen Kulturtreffen“ im Dezember 2009, im April 2010 ein „Deutscher Tag“ und im Herbst 2010 eine gut besuchte Veranstaltung zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit vom ansässigen Goethe-Institut gefeiert.
Gleichfalls in Bagdad wurde im Februar 2009 eine Vereinbarung zur Ausweitung irakischer und deutscher Stipendienprogramme unterzeichnet. Über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) wird bereits seit einigen Jahren ein Stipendienprogramm durchgeführt, in dessen Rahmen insgesamt rund 100 irakische Studierende und Wissenschaftler pro Jahr zu Bildungsaufenthalten von bis zu vier Jahren nach Deutschland kommen. Hierzu sollen nun noch irakische Studierende kommen, die mit einem Stipendium der irakischen Regierung in Deutschland studieren, denn es hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass das Interesse an Deutschland als Studienland groß ist. Die Verständigung über eine „Strategische Akademische Partnerschaft mit Irak“, die auch vereinbart wurde, dient schließlich dem Ziel der Gründung einer deutsch-irakischen Universität in Bagdad.
Im Rahmen von bisher 11 Sommerschulen in den Bereichen Raumplanung, Wasserbau, Gesundheit und Trauma-Psychologie förderte der Deutsche Akademische Austauschdienst aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit 75 irakische Hochschullehrer in Deutschland. Eine weitere Sommerschule fand im Bereich Epidemiologie für 15 Teilnehmer in Deutschland statt.
Babylon-Ausstellung im Pergamon Museum
Babylon-Ausstellung im Pergamon Museum
Weitere Maßnahmen
Deutschland unterstützt das irakische Nationalmuseum und die irakische Antikenverwaltung mit Ausstattungshilfe beim Schutz archäologischer Grabungsstätten und durch Fortbildungsmaßnahmen für Archäologen (über 250.000 Euro seit 2003). Darüber hinaus bot die Bundesregierung weitere Hilfe beim Aufbau einer funktionierenden Museumsverwaltung an. Der Schwerpunkt liegt dabei auf einer Ausbildungsinitiative in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) und den Staatlichen Museen zu Berlin (SMB). Die Unterstützung beinhaltet aber auch Sachlieferungen. So konnte im Herbst 2010 eine Lieferung Spezialschränken vom Nationalmuseum Bagdad entgegengenommen werden.
Eines der Schwerpunktthemen der deutschen Irakpolitik ist der Kulturerhalt. Im Rahmen dieser Ambitionen ist geplant, dass Deutschland die Restaurierung des für alle drei Buchreligionen bedeutenden Schreins und Minaretts von Al-Kifli durch Ausbildungsmaßnahmen für Architekturkonservatoren unterstützt.
Die Bundesregierung förderte 2005 die Kartierung archäologischer Stätten in Irak mittels Satellitenbildern. Das Projekt ermöglicht die Erfassung irakischer Kulturstätten, solange die Sicherheitslage einen Aufenthalt vor Ort verbietet.
Das Auswärtige Amt förderte die Sanierung von Altstadthäusern in Bagdad, in denen ein deutsch-irakisches Kulturzentrum eingerichtet wurde. Dort wurde am 1. September 2005 ein Dialogpunkt des Goethe-Instituts eingerichtet. Aus Sicherheitsgründen wurde dieser Dialogpunkt Ende Mai 2008 neu an der Germanistischen Fakultät der Universität Bagdad etabliert.
Die Germanistische Fakultät der Universität Bagdad (WS 09/10: 200 Studenten) wurde aus Mitteln des Auswärtigen Amts saniert und im Rahmen der Aktion „Bücher für den Irak“ mit 11.000 Büchern aus Deutschland ausgestattet. Das Projekt wurde mit mehr als 200.000 Euro von der Bundesregierung unterstützt. Es bestehen konkrete Pläne zur Einrichtung einer germanistischen Fakultät an der Universität Siyala und an der Universität Mustansiriya/ Bagdad, wo Deutsch als Nebenfach studiert werden kann (WS 09/10 25 Studenten). Der DAAD wird zudem die Einrichtung einer Deutsch-Abteilung an dder Salaheddin-Universität in Erbil (Region Kurdistan-Irak) unterstützen.
In der Region Kurdistan-Irak lernen derzeit über3000 Schüler an 18 Schulen Deutsch im Rahmen der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH) des Auswärtigen Amtes.
Am 16. September 2010 konnte die deutsche Schule in Erbil feierlich eröffnet werden. Bereits im November 2010 besuchen über 50 Kinder den Kindergarten und die Vorschule sowie über 50 Kindern die Klassen 1-5. Die Schule ist vor allem für aus Europa zurückkehrende Familien wichtig. Dem enormen Bedarf an Angeboten deutscher Sprache wird das Goethe-Institut ab 2011 mit der Eröffnung einer Sprachabteilung in Erbil Rechnung tragen.
In Kooperation mit den Staatlichen Museen Berlin (SMB) unterstützt Deutschland die Gestaltung und Ausstattung von Ausstellungsräumen des Nationalmuseums Bagdad zum Thema „Babylon“.
Das Auswärtige Amt finanzierte weitere Projekte in unterschiedlichen Bereichen, u.a. ein Trainingslager für irakische Fußballer und Olympioniken in Deutschland, die Vernetzung mit irakischen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur durch Besucherprogramme zu verschiedenen Themen wie Menschenrechte, Minderheitenschutz, Demokratisierung etc., ein Theaterprojekt sowie die Produktion des irakischen Films „Underexposure“ in Berlin. Außerdem nahm 2010 der irakische Filmemacher Mohammed Al-Daradjii an der Berlinale teil, wo sein menschenrechtskritischer Film gezeigt wurde.
Stand 30.11.2010